Xanten Und plötzlich ist der IS ganz nah

Xanten · Schüler des Berufskollegs Xanten schauen Theaterstück "Dschihad - One Way"

 Schauspieler Philipp Brammer verkörperte den Vater eines Jungen, der als IS-Kämpfer in den "Heiligen Krieg", den Dschihad, gezogen ist. Nach einer Stunde erhielt er tosenden Applaus.

Schauspieler Philipp Brammer verkörperte den Vater eines Jungen, der als IS-Kämpfer in den "Heiligen Krieg", den Dschihad, gezogen ist. Nach einer Stunde erhielt er tosenden Applaus.

Foto: Olaf Ostermann

Als Philipp Brammer nach einer Stunde die Bühne der Aula in der Xantener Marienschule verließ, war er nass geschwitzt. Kein Wunder, denn der Schauspieler des Theaters Hof hatte zuvor die Oberstufenschüler des Xantener Berufskollegs Placidahaus mit dem Monologstück "Dschihad One-Way" in ihren Bann gezogen. Entsprechend groß fiel der Beifall aus, den Brammer im Anschluss an seine emotionale Darstellung erhielt.

Doch worum ging es nun in diesem Stück? Der Mime spielte den Vater eines Jungen, der als IS-Kämpfer in den "Heiligen Krieg", den Dschihad, gezogen ist. Er versuchte dabei, aus verschiedenen Perspektiven die Frage nach dem Warum zu ergründen. So schlüpfte Brammer zwischenzeitlich auch noch in die Rollen weiterer Personen aus dem Umfeld des Jungen: der Mutter, eines Lehrers, des Bürgermeisters oder eines Vertreters des Jugendamtes. Und auch Lukas D., so der fiktive Name des Jungen, kam hin und wieder in Person von Brammer zu Wort.

Weniger fiktiv ist die Handlung, die hinter diesem Stück steckt. Denn sie basiert auf einer wahren Begebenheit. Ein Jugendlicher, der sich radikalisiert, der heimlich die arabische Sprache lernt, der sich auf den Weg in die Türkei macht, über die syrische Grenze geschleust wird und sich dann dort den Kämpfern des Islamischen Staates anschließt.

Lediglich drei Monate dauert sein Aufenthalt, dann ereilt die Eltern die Nachricht vom Tode ihres Sohnes. Und dies, bevor sich sein Vater auf die geplante Suche nach ihm machen konnte. Auch er hatte die arabische Sprache gelernt, um sich vor Ort besser verständigen zu können. Heute, das wurde in der anschließenden Nachbesprechung geklärt, erteilt der Vater syrischen Flüchtlingen Deutsch-Unterricht.

Großen Wert legt Bernd Plöger, der die dokumentarische Spurensuche inszenierte, darauf, nicht mit dem Finger auf die islamische Glaubensgemeinschaft zu zeigen. "Es geht darum, Jugendliche mit unserer Geschichte zu berühren, sie zum Nachdenken zu bringen. Sie sollen sich kritisch mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen", so Plöger.

Brammer bringt es in dem Theaterstück auf andere Weise zum Ausdruck: "Nicht einfach nur den Koran lesen, sondern ihn genau lesen." Ihre persönlichen Eindrücke von dem Stück durften die Schüler im Anschluss zum Ausdruck bringen. Das taten sie dann auch unter der Leitung von Nina Eichhorn vom Theater Hof sehr ausführlich.

Wobei eine Frage abschließend in den Raum gestellt wurde: Was lässt sich tun, wenn man beobachtet, dass sich jemand radikalisiert? Nicht wegschauen, mit den Betroffenen sprechen sowie Bezugspersonen oder Behörden auf die mögliche Gefahr hinweisen, lauteten einige der Antworten.

(me)
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