Lebensmittel, Decken, Wasser Xantener bringen Hilfsgüter für Flüchtlinge an die polnisch-ukrainische Grenze

Xanten · Drei Männer aus Xanten machen sich auf den Weg zur polnisch-ukrainischen Grenze, um Menschen zu helfen, die vor dem Krieg flüchten. Innerhalb weniger Tage haben sie dafür so viele Spenden gesammelt, dass sie einen Transporter voll beladen konnten.

 Vincent Janßen, Fabian Starbatty und Jonas Heßling beladen den Trasporter, um sich auf den Weg an die polnisch-ukrainische Grenze zu machen.

Vincent Janßen, Fabian Starbatty und Jonas Heßling beladen den Trasporter, um sich auf den Weg an die polnisch-ukrainische Grenze zu machen.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Als der Bundestag am vergangenen Sonntag über die Lage nach dem russischen Angriff auf die Ukraine berät, schaut Jonas Heßling aufmerksam zu. Das Leid der Menschen in dem osteuropäischen Land beschäftigt ihn, der Xantener will helfen. „Ich saß vor dem Fernseher und habe mich gefragt, was ich tun kann.“

Also schreibt er seinen Freunden, mit denen er sich sonntags zum Training im Fitnessstudio trifft – sie haben sich schon gefragt, wo er bleibt. Vincent Janßen und Fabian Starbatty lesen, was Jonas Heßling beschäftigt, sie antworten ihm, dass sie mitmachen. „Wir sind Freunde, wir stehen hinter ihm“, sagen sie, als sie am Freitagnachmittag Kisten und Kartons in einen Lieferwagen heben.

 Innerhalb weniger Tage haben die Xantener zahlreiche Spenden von Firmen und Privatleuen bekommen. Am Ende mussten sie sogar Sachen ablehnen, weil kein Platz mehr war. 
  RP-Foto: arfi

Innerhalb weniger Tage haben die Xantener zahlreiche Spenden von Firmen und Privatleuen bekommen. Am Ende mussten sie sogar Sachen ablehnen, weil kein Platz mehr war. RP-Foto: arfi

Foto: Armin Fischer (arfi)

Die Sachen sind für die Menschen gedacht, die sich vor dem Krieg in der Ukraine gerettet haben. Für sie haben die drei jungen Männer innerhalb von fünf Tagen einen Hilfstransport auf die Beine gestellt. Dafür haben sie sich um den Transport und die Ansprechpartner vor Ort gekümmert, zu Spenden aufgerufen, mit Firmen und der Stadt gesprochen, die Fahrt organisiert, die Sachen eingesammelt, den Wagen beladen. Das alles haben sie in ihrer Freizeit gemacht. Nach Feierabend. Zum Teil bis in die Nacht hinein. Um so schnell wie möglich zu helfen.

Deshalb wollen sie auch noch am Freitag losfahren, sobald der Dreieinhalbtonner beladen ist. Etwa 1500 Kilometer liegen vor ihnen. Ihr Ziel ist eine Anlaufstelle für Flüchtlinge an der polnisch-ukrainischen Grenze. Den Menschen dort wollen sie Lebensmittel, Wasser, Decken, Schlafsäcke, Matratzen, Windeln, Zahnbürsten, Medikamente und mehr bringen. Damit sie am Samstagmorgen ankommen, wollen die drei jungen Männer die Nacht durchfahren. Damit sie dann noch den ganzen Tag haben, um auch vor Ort zu helfen.

Im Helfen kennen sie sich aus. Alle drei sind bei der Freiwilligen Feuerwehr Xanten. Sobald sie gerufen werden, machen sie sich auf den Weg, und wenn es mitten in der Nacht ist. So sind sie aufgewachsen. Vincent Janßen war auch schon zweimal im Ahrtal, um beim Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe anzupacken. Sie könnten nicht tatenlos daneben stehen, wenn Menschen Hilfe bräuchten, sagen die drei Männer. Ihnen sei auch egal, wer die Hilfe nötig habe. „Ob es Ukrainer oder Russen sind, das spielt keine Rolle.“

Sie laden weitere Kisten und Kartons in den Transporter. Die Spenden kommen von Firmen wie dem Rewe-Markt und dem Getränkehändler Trink & Spare. Die Belegschaft des Drogeriemarktes DM in Xanten unterstützt sie genauso wie der Inhaber eines Angelgeschäfts, der dafür extra Sachen kaufte. Die Caritas gibt ihnen viel mit, die Autovermietung PLT aus Weeze überlässt ihnen den Transporter günstiger. Auch viele Privatpersonen haben gespendet, Xantens Bürgermeister Thomas Görtz ebenfalls.

Von der Hilfsbereitschaft sind die Helfer überwältigt. Damit hätten sie nicht gerechnet, sagen sie und danken allen Unterstützern. Anfang der Woche hätten sie noch gedacht, dass sie notfalls auch nur mit drei Decken losfahren – denn auch drei Decken wären besser als nichts. Aber dann schrieben sie auf Facebook, dass sie den Hilfstransport planen, sie informierten die Mitglieder einer Whats­app-Gruppe von Ahrtal-Helfern, sie erzählten ihren Freunden bei den Bürgerschützen davon. Und dann kam so viel Unterstützung, dass sie am Donnerstag sogar Spenden ablehnen mussten, weil gar nicht alles in den Transporter passte.

Voll beladen machen sie sich also auf den Weg. Wie es vor Ort aussieht, wissen sie nicht. Aber sie fahren nicht ins Kriegsgebiet, sondern bleiben weit davon entfernt. Und als Feuerwehrleute sind sie es gewohnt, mit Situationen zurechtzukommen, die unübersichtlich sind, in denen Menschen Hilfe brauchen und Gefahr droht. Dafür sind sie ausgebildet. Am Sonntagabend wollen sie wieder in Xanten sein. Schließlich müssen sie am Montag wieder arbeiten.

(wer)
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