Konzert im Kastell Überzeugende Vielfalt

Sonsbeck · Das vierte „Sonsbeck unplugged“ im Kastell, veranstaltet vom Verein „Son’Kult!“, bot ein breites Spektrum von kraftvollem Akustik-Rock bis zu den Klassikern der 70er Jahre. Vier regionale Bands lieferten auch ohne Strom ab.

 Das Duo „JEZVS“ eröffnete den Unplugged-Abend im Sonsbecker Kastell. Rund 250 Gäste erlebten einen stimmungsvollen Abend.

Das Duo „JEZVS“ eröffnete den Unplugged-Abend im Sonsbecker Kastell. Rund 250 Gäste erlebten einen stimmungsvollen Abend.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Eine seitwärts aufgebaute Bühne, Instrumente, von Emmaus gestiftete Lampen und zwei Musikbanner – das war der schlichte Rahmen für die vierte Auflage der „Sonsbeck unplugged“- Reihe, die am Samstagabend im Kastell stattfand. „Das Ziel war immer, mittendrin und nicht oben auf der Bühne für dieses unmittelbare ‚Unplugged’-Gefühl“, sagte Bürgermeister Heiko Schmidt als Mitglied des Veranstalters „Son’Kult!“ über die erneut gute Resonanz. „Und wir wollen regionale Bands zeigen“, fasste der stellvertretende Vorsitzende Jörg Regnier zusammen. Vereinsvorsitzender Olaf Bruckmann begrüßte die gut 250 Gäste im ausverkauften Haus, dankte den „engagierten Leuten“ und dem Sponsor, ehe es losging.

Zum Auftakt betrat das Duo „JEZVS“ die Bühne. Der Hamminkelner Lucas Ferreira de Jesus und der Millinger Jannik Krach (beide Akkustik-Gitarre, Gesang) spielen erst seit einem Jahr zusammen. Dass beide bereits in diversen Alternativ-und Rockbands gespielt haben, war ihrem Akustikstet aus Balladen („Alone in a room“), packenden „Losgeh“-Nummern wie „Better off alone“ , dem starken Gesang und ihrer harmonischen Gitarrenarbeit aber anzumerken.

Danach betrat die Oberhausener Band „Lapplaender“ die gemütliche Bühne. Von Beginn an überzeugten die vier Musiker um Sänger Chris Scheuer mit ihrem griffigen, leicht pop-durchsetztem Irish-Folksound („The Arcadian“) mit schönem mehrstimmigem Gesang, aber auch sphärisch-nordische Klänge wie bei „Iriden“ überzeugten das Publikum. Irischen „Hochgeschwindigkeits“-Nummern und das Spiel mit dem Rufhorn folgte am Ende das sonst kaum dargebotene „Whiskey in the jar“. Und 250 Zuschauer machten Alarm, als wäre man im Stadion.

Nach ausgelassener Partymusik vollzog sich mit der aus Köln kommenden, aber teilweise in Moers entsprungenen Band „Und wieder Oktober“ ein echter Stilbruch – vom tanzbaren Bodhran-Rythmus zu Geigen, Cello und grossartigen Songs. „Wir wissen, dass es ein wunderbarer Abend wird“, hatte Sänger und Gitarrist Marc Frensch schon vor dem Gig geahnt. Allein mit eigenwilligen Auftreten zog er die Zuhörer in seinen Bann. Dazu kam ein unfassbar leicht anmutender Sound des Sextetts mit wunderschönen Melodien wie bei „Aufbruch“ oder „Echolot“. Und selten hat man so schön, intim-berührende Texte wie bei der „Onkel Peter“-Geschichte über einen Käfer, dem „Superheld“ über das Problem, junger Vater zu werden oder der „Schneekönigin“ mit so wunderbaren Liebeszeilen wie „Und sie schwebten über das Eis, weil sie wussten, sie brechen nicht ein“ gehört. Zum Schluss boten sie noch inmitten des Publikums ein Mitsing-Stück über den Flaschensammler „Orlof“ mit Unterstützung zweier Jungs von „Lapplaender“ – ein großes Konzert einer jungen Band mit eigener Sprache irgendwo zwischen Element of Crime und Philipp Poisel, die die Zukunft des deutschen Pop sein kann.

Nach so einem großen Konzert durfte die „Kult-Rockband vom Niederrhein“ (Bruckmann) Glam Bam ran. „Alle unter vierzig können jetzt nach Hause gehen“, nahmen sich die älteren Herren ironisch auf die Schippe. Mit ihren Perücken, originalen Schlaghosen und mit Unterstützung der zauberhaften „Ruby Tuesday“ und „Robbie“ mit seinem „Fliewatüüt“-Fagott unternahmen sie ihren klassischen Streifzug durch die Musikzeit der 70er Jahre. Die tanzenden Besucher um kurz vor Mitternacht waren der deutlich sichtbare Beleg dafür, dass auch zu dieser Uhrzeit der Funke noch übergesprungen war.

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