Nachruf auf Heinrich Gundlach (1938 - 2022) Mach‘s gut, Möppel !

Xanten · Heinrich Gundlach ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Jahrzehntelang engagierte sich der Xantener für Sport, Politik und Gesellschaft. In Erinnerung bleibt ein Mensch, der sich für andere einsetzte – selbst an seinem Geburtstag.

Hier verbrachte er viele schöne Stunden, hier war seine sportliche Heimat: Heinrich Gundlach im Fürstenberg-Stadion. Das Foto entstand im November vergangenen Jahres.

Hier verbrachte er viele schöne Stunden, hier war seine sportliche Heimat: Heinrich Gundlach im Fürstenberg-Stadion. Das Foto entstand im November vergangenen Jahres.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Er war nicht nur das Gesicht des TuS Xanten. Mehr als vier Jahrzehnte lang. Er war ein Funktionär, der gerne mit anpackte, organisierte, auch die kleinen Dinge erledigte, die viele gar nicht mitbekamen. An seinem 80. Geburtstag stieg der TuS-Vorsitzende in den Vereinsbus, um ihn zur Inspektion zu bringen. Für ihn eine Selbstverständlichkeit. Schließlich sollten die D-Jugend-Fußballer ohne Zwischenfälle mit dem Kleintransporter zum Turnier nach Bregenz kommen.

Es ist eine dieser Geschichten, die Heinrich Gundlach ausmachten. Hilfsbereit, großzügig, immer da, wenn‘s etwas zu erledigen gab. Am 24. November wurde Möppel, wie er seit Schulzeiten von seinen Freunden und Weggefährten aus Sport wie Politik genannt wurde, zum Ehrenvorsitzenden des TuS Xanten ernannt. Auf den Tag genau zwei Monate später starb Heinrich Gundlach ganz plötzlich. Er wurde 83 Jahre alt.

2014 wurde der TuS Xanten für seine Integrationsarbeit ausgezeichnet. Zusammen mit Guido Lohmann (Vorstandsvorsitzender der Volksbank Niederrhein) erhielt Heinrich Gundlach die Auszeichnung vom damaligen Vize-Kanzler Sigmar Gabriel (l.).

2014 wurde der TuS Xanten für seine Integrationsarbeit ausgezeichnet. Zusammen mit Guido Lohmann (Vorstandsvorsitzender der Volksbank Niederrhein) erhielt Heinrich Gundlach die Auszeichnung vom damaligen Vize-Kanzler Sigmar Gabriel (l.).

Foto: Kai_Bienert

„Wenn mir jemand sagt, er sei zu alt dafür, kann ich nur sagen, dass man nie zu alt fürs Ehrenamt ist“, meinte Heinrich Gundlach einmal. Schon als junger Mann setzte er sich fürs Gemeinwohl ein. Zunächst in der katholischen Jugendarbeit in der St.-Viktor-Gemeinde, ab 1954 auch im Sport als leidenschaftlicher Leichtathlet bei der DJK Viktor Xanten. 1966 schob er die Fusion mit TuR Siegfried 05 zum TuS Xanten mit an. 1980 übernahm Heinrich Gundlach den Vorsitz des Innenstadtvereins.

Schon damals war ihm wichtig, dass die Mitglieder aus den Abteilungen den TuS als eine große Familie wahrnehmen. Jeder sollte für den anderen da sein. Das lebte der ehemalige Hauptschullehrer vor. Er organisierte deshalb Veranstaltungen über den Sport hinaus wie das Grünkohlessen. Aus Hochachtung lud er die Ehrenamtlichen einmal im Jahr ein, um sie auszuzeichnen. Auch als Vorsitzender des Kreissportbunds Wesel (2009 bis 2018) war es ihm eine Herzensangelegenheit, freiwillige Helfer zu ehren.

Heinrich Gundlach schob viele Projekte an und baute mit Ideenreichtum die Angebote in seinem Heimatverein aus. Er machte den TuS zum Großverein mit mehr als 2500 Mitgliedern. Die Integration durch den Sport lag ihm besonders am Herzen. Ein Höhepunkt seiner Vereinsarbeit sei die Auszeichnung des TuS beim bundesweiten Breitensport-Wettbewerb „Sterne des Sports“ 2014 in Berlin gewesen, wie er wenige Monate vor seinem Tod sagte. Sigmar Gabriel, damals Vize-Kanzler, ehrte den TuS für seine Bemühungen zur kulturellen und soziale Integration. „Mit diesem Preis ist Heinrich auch für sein Lebenswerk geehrt worden“, meinte Simone Weier-Kremer als Leiterin der Xantener Bauchtanz-Gruppe kurz nach der Auszeichnung.

„Für seinen Verein war Möppel immer erreichbar“, sagte Heribert Kerkmann am Dienstag, der 1980 Gundlachs Stellvertreter im Hauptvorstand wurde. 18 Jahre lang arbeiteten die beiden eng zusammen. „Möppel war sehr besonnen und sehr fleißig in dem, was er machte. Er hinterlässt eine sehr große Lücke.“

Gundlach engagierte sich auch jahrzehntelang in der Kommunalpolitik, war mehr als 50 Jahre in der CDU und arbeitete mehr als 20 Jahre lang ehrenamtlich im Stadtrat. Er habe Xantens Entwicklung wesentlich mitgeprägt, ohne sich dabei in den Vordergrund zu stellen, sagte Gundlachs Parteifreund Pankraz Gasseling, der 2009 dessen Nachfolger als CDU-Fraktionsvorsitzender wurde. „Ich habe von ihm viel gelernt.“ All die Jahre sei Gundlach auch ein „toller Kumpel“ gewesen, erinnerte sich Rolf Trost, Vorsitzender der Senioren-Union in Xanten. „Er war ein Mensch, mit dem man Pferde stehlen konnte.“

Der neue TuS-Vorstand, dem Kerkmann angehört, hatte gerade mit den Planungen für eine Veranstaltung begonnen, in der man sich bei Heinrich Gundlach für sein Tun bedanken wollte. „Es sollte ein unkomplizierter Nachmittag werden, so eine Art Sportfest“, erläuterte Anton Artz.

Ein Sportfest mit alten Weggefährten in „seinem“ Fürstenberg-Stadion hätte dem ehemaligen CDU-Ratsherr garantiert sehr gut gefallen. Auf der Anlage, auf der er so viele Stunden verbracht, Aufstiege gefeiert, auf Meisterschaften angestoßen hatte.

Für sein persönliches Engagement wurde der Xantener mehrmals ausgezeichnet. Er bekam unter anderem das Bundesverdienstkreuz am Bande und die Goldene Ehrennadel des Landesportbunds.

Vermissen wird ihn nicht nur seine Ehefrau Luzia und seine Familie. Mach‘s gut, Möppel!

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