Xanten Trotz Fledermauspopulation- Pfarrheimabriss möglich

Xanten · SONSBECK In lauen Sommernächten kann man sie am besten beobachten. Dann schießen die Fledermäuse um den Turm der St.-Maria-Magdalena Kirche in Sonsbeck. Oben im Dachstuhl ist das Heim der flatternden Säugetriere. Als vor gut sieben Jahren das Kirchdach neu gedeckt wurde, waren dort oben eigens Nistkästen für die von Insekten lebenden Tiere mit ihrer Echoortung aufgestellt worden. Die Kästen, so berichtet Pastor Günter Hoebertz, seien von den hochsozialen Tieren auch wirklich angenommen worden.

Xanten: Trotz Fledermauspopulation- Pfarrheimabriss möglich
Foto: dpa

Der Pfarrer kennt sich mit den "Flattermäusen" aus. Die Tiere drohten den geplanten Abriss des Pfarrhauses zu gefährden, der in Kürze ansteht. "Der Kreis hat ein Gutachten gefordert, dass unsere Fledermäuse durch den Abriss nicht gefährdet werden", sagt Hoebertz. Ein Experte der biologischen Station habe sich das Ganze angeschaut, in jede Nische mit einer Taschenlampe hineingeleuchtet und den Kot der Winterschläfer untersucht und befunden, die Fledermäuse seien durch den Abriss und des Neubaus des Pfarrheimes wohl nicht gefährdet.

 Das Pfarrheim in Sonsbeck kann abgerissen werden. Ein Gutachter hatte zuvor die Auswirkungen auf die Fledermauspopulation in der Kirche geprüft. RP-Foto: arfi

Das Pfarrheim in Sonsbeck kann abgerissen werden. Ein Gutachter hatte zuvor die Auswirkungen auf die Fledermauspopulation in der Kirche geprüft. RP-Foto: arfi

Foto: Fischer Armin

Das war die letzte Bescheinigung, die der Kreis haben wollte. "Jetzt warten wir jeden Tag auf die Post aus Wesel", sagt Hoebertz. Dann gibt es endlich Gewissheit, dass trotz Fledermaus abgerissen werden darf. Die Ankunft des Briefs wird sehnlichst erwartet. Nach dem Auszug der vorübergehend hier untergebrachten Flüchtlinge steht der Bau nämlich leer. "Und inzwischen frisst sich das Haus selbst auf", sagt der Pfarrer und grinst.

Alles was nicht niet- und nagelfest ist, ob Dachpfannen oder Türen, verschwindet über Nacht. Der Grusel bereitet der Gemeinde kein Kopfzerbrechen. Hoebertz. "Was andere Leute brauchen, brauchen wir nicht zu entsorgen. Das kostet nämlich Geld. Und da die Kosten für das vom Architekturbüro Burhoff und Burhoff konzipierte Gebäude mit seinem begrünten Flachdach nach den Ausschreibungen deutlich höher seien als erwartet, macht selbst derartiges Sparen Sinn.

Allein Abriss und Neubau des Hauses samt Pfarrsaal für 280 Personen mit Küche, teilbarem großen Jugendbereich und Caritas-Kleiderkammer kosten wohl an die Million Euro - ohne Einrichtung und Außenbereich. Damit müsse sich nun in erster Linie das Bistum befassen. Die ("guten") Rücklagen der eigenen Gemeinde decken den vorgesehen den Eigenanteil Rücklage. 3000 Euro müssen aber noch "durch Spenden oder sonstwie" hereinkommen. Recycling gibt es auch: Das begehbare Labyrinth, das, wie berichtet, an der Gerebernuskapelle entstehen soll, wird aus Pflastersteinen aus dem alten Pfarrheim gebaut werden.

Außerdem seien bei van Huet und Weber drei Stelen in Auftrag gegeben worden, auch hier würden "Reste" verwertet, diesmal aus der Labbecker Kirche, so Hoebertz, der von Dr. Wolfgang Eberts von der evangelischen Kirchengemeinde übrigens gerade im Sonsbecker Aussschuss für mit auf den Weg bekommen hatte, es doch den protestantischen Nachbarn nachzumachen: "Unsre Kirche wird jetzt nachts angestrahlt", erklärte Ebert stolz nach einem "sehr arbeitsreichen Jahr", in dem "die evangelische Kirche wieder auf gesunde Füße gestellt" wurde.

Sie habe nach der Renovierung auch ein umlaufendes Galeriesystem "mit 70 Metern Hänge-Länge", das sich auch für Ausstellungen anbiete, warb Ebert. Hoebertz kann sich eine Nacht-Beleuchtung sicher vorstellen. Aber die Außenanlagen seien erst mittelfristig an der Reihe. Zuvor ist noch die noch die Heizung der Kirche an der Reihe. Unter anderem...

(jas)
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