Trauerbewältigung in Alpen Ein Symbol für die Ewigkeit

Alpen · Die Tischlerei Kerkhoff aus Menzelen und die Malteser haben ehrenamtlich ein Projekt realisiert, bei dem Trauernde ihre Erinnerungen an Verstorbene in einem Baumstamm verewigen können. Dieser wird bald im Xantener Kurpark stehen.

 In den zwei Meter hohen Eichenstamm haben Trauernde mit Tischlermeister Richard Kerkhoff (l.) Motive geschnitzt. Martina Zimmer (kniend) und Anne Schlaghecken von der den Maltesern betreuen das Projekt.

In den zwei Meter hohen Eichenstamm haben Trauernde mit Tischlermeister Richard Kerkhoff (l.) Motive geschnitzt. Martina Zimmer (kniend) und Anne Schlaghecken von der den Maltesern betreuen das Projekt.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Wenn ein geliebter Mensch stirbt, sind es die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit, die bleiben. Oft ist es ein Hobby, ein Lieblingsort oder der letzte gemeinsame Urlaub, die Trauernde mit dem Verstorbenen verbinden. Ihre persönlichen Erinnerungen schnitzen einige nun in einen zwei Meter hohen Holzstamm. Der sogenannte Erinnerungsbaum, der durch ein ehrenamtliches Projekt der Maltesern und der Tischlerei Kerkhoff aus Menzelen entsteht, soll im Bibelgarten des Xantener Kurparks aufgestellt werden.

„Holz ist ein vertrautes, warmes Material“, sagt Martina Zimmer, Koordinatorin und stellvertretende Leiterin des Hospizdienstes der Malteser. Sie entwickelte die Idee zum Erinnerungsbaum, in den Motive, die an den Verstorbenen erinnern, eingeritzt werden. „Das Schnitzen macht Freude und schöne Erinnerungen werden wach“, sagt sie. Unterstützung bekam Zimmer von Tischlermeister Richard Kerkhoff aus Menzelen, der als ehrenamtlicher Trauerbegleiter bei den Maltestern tätig ist.

Die Tischlerei stellte einen zwei Meter hohen Stamm, Platz und Werkzeuge zur Verfügung. Zunächst schnitzten die Personen aus den Trauergruppen der Malteser ihre Symbole in den Stamm. Später hörten auch andere Trauernde von der Aktion und verewigten ihre Erinnerungen im Holz. Mittlerweile zieren 20 persönliche Motive, wie Muscheln, Schmetterlinge oder Sterne den Eichenstamm. „Dabei zuzusehen, wie die Menschen durch das Schnitzen ihre Trauer ein Stück weit bewältigen, hat mir selbst viel zurückgegeben“, sagt Kerkhoff.

 Auch eine Muschel ziert den Stamm.

Auch eine Muschel ziert den Stamm.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Inspiriert vom Künstler Martin Blankenhagen, der rituelle Trauerskulpturen in den öffentlichen Raum stellt, soll auch der Erinnerungsbaum öffentlich platziert werden. „In der Hospizarbeit stellen wir immer wieder fest, dass Tod und Trauer meist in Stille und kaum in der Öffentlichkeit stattfinden“, sagt Martina Zimmer. Deshalb soll der Erinnerungsbaum sichtbar platziert werden und den Mut transportieren, sich der Trauer zu stellen und beim Betrachten auch positive Erinnerungen wach werden lassen. Mit dieser Idee konnte die Trauerbegleiterin Xantens Bürgermeister Thomas Görtz begeistern, der einen geeigneten Platz im Bibelpark des Kurparks bereitstellte.

 Trauernde haben sich mit Schnitzereien verewigt, unter anderem mit einem Teletubbie.

Trauernde haben sich mit Schnitzereien verewigt, unter anderem mit einem Teletubbie.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Damit der Erinnerungsbaum für jeden Kurparkbesucher ein Ort der Erinnerung ist, sind unten am Stamm die Buchstaben des Alphabets geschnitzt. „Damit jeder einen Punkt findet, der ihn an einen Geliebten erinnert“, sagt Martina Zimmer. Außerdem wird Künstler Martin Blankenhagen einen Freundeskreis aus Menschen, die sich an den Händen halten, in den Baum schnitzen. „Als ein Zeichen der Verbundenheit, die auch nach dem Tod bleibt.“ Die Initiatoren des Projekts hoffen, dass die Kurparkbesucher inspiriert werden, eigene Symbole zu finden und dass andere Städte sich der Idee des Erinnerungsbaumes anschließen.

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