Kirche in Xanten Der dienstälteste Pfarrer in der Diözese

Xanten · Theo Hoffacker ist Ende des Monats 68 Jahre lang im Amt. Der Geistliche, der vor 92 Jahren in Büderich geboren wurde und heute in Marienbaum lebt, hat noch viele Pläne.

 Beim Bundesfest der Schützen im September in Xanten gestaltete Theo Hoffacker die Festmesser auf dem Markt mit.

Beim Bundesfest der Schützen im September in Xanten gestaltete Theo Hoffacker die Festmesser auf dem Markt mit.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Ein Bild vom sommerlichen Umzug beim Bundesschützenfest in Xanten: Weihbischof Rolf Lohmann schreitet gemeinsam mit Generalpräses Robert Kleinen, Propst Klaus Wittke und Pfarrer Theo Hoffacker den Weg ab. Letzterer ist inzwischen 92 Jahre alt. Mit 24 Jahren war er einst jüngster Priester im Bistum Münster. Jetzt setzt er noch einen Rekord obendrauf. Der gebürtige Büdericher, der 1950 im Dom zu Münster geweiht worden war, ist inzwischen dienstältester Geistlicher in der Diözese, die vom Duisburger Westen und Kranenburg bis hinauf nach Wangerooge reicht. Ende November, am 30. November um genau zu sein, ist Hoffacker seit 68 Jahren im Amt, das eng mit dem Niederrhein verbunden ist. Hier kennt er sich aus: „Weihbischof Lohmann zum Beispiel tat seine ersten Schritte nach der Weihe als Kofferkaplan bei mir in Straelen.“ Und Hoffacker hat noch viele Pläne: „Ich war und bin gern im Geschäft“, sagt er.

Das gewinnende, bisweilen sympathisch schelmische Lächeln kennzeichnet einen Mann, der sich selbst aus tiefer Überzeugung einen „Berufenen“ nennt. Einen, dem der „Job für Gott“ einfach Spaß macht, wie er beim Besuch unserer Zeitung in seinem Heim in Marienbaum sagt.

Gespürt hat er das schon im Elternhaus und bei den Tanten in Menzelen, die den Kleinen ein paar Jahre lang groß gezogen hatten. Das Ringen um die christlichen Werte, die heimlichen Gruppentreffen beim Kaplan während der Nazi-Diktatur haben ihn, seine fünf Brüder und zwei Schwestern geprägt. Gleich sechs aus der Rasselbande sind in kirchlichen Diensten gelandet, darunter drei Priester, eine Missionsschwester und die anderen in verantwortlichen kirchlichen Bereichen. Dass er tatsächlich einmal Priester werden wollte, hatte er erstmals einem britischen Offizier offenbart, der im Kriegsgefangenenlager Remagen eine Bibel bei ihm entdeckt hatte. Mit einem von ihm geklauten silbernen Löffel hatten Theo Hoffacker und seine Kameraden sich damals Erdlöcher gegraben, in denen Kälte und Nässe ein wenig erträglicher waren.

Dass er nur ein Jahr lang Soldat war, hat er dem Deichbruch zum Jahreswechsel 1925/26 in Büderich zu verdanken. Damals kam sein Vater mit der Hebamme in einem Schweinetrog angepaddelt, als Klein-Theo und sein Zwillingsbruder Norbert mit großmütterlicher Unterstützung bereits auf der Welt waren. Ob es noch Silvester war oder schon Neujahr, weiß niemand. Der Standesbeamte trug den 1. Januar ein, im anderen Fall wäre der Einberufungsbefehl schon ein Jahr früher erfolgt.

Hoffacker zeigt nach oben, wird ernst. Das sei wohl Vorsehung, sagt er und dankt seiner Fürsprecherin, der Gottesmutter Maria. Und dann kommt es wieder, das Lächeln, das Hoffacker nicht verliert, wenn er über seine Seelsorgerjahre und insbesondere die Jugendarbeit spricht. In Duisburg, Goch, Vluyn und Straelen war er tätig. 1951 hatte er als Kaplan an St. Gabriel in Duisburg-Neudorf zum ersten Mal ein Zeltlager für eine noch recht überschaubare Zahl von Teilnehmern organisiert. Das sprach sich herum. Im zweiten Jahr, in dem auch sein Zwillingsbruder dabei war, gab es auf dem Schönstätter Hühnerberg, der heutigen „Pilger-Arena“ der Schönstatt-Bewegung, bereits 150 Teilnehmer. Und es wurden immer mehr. An wie vielen Zeltlagern der bekennende Priester der Schönstatt-Bewegung, die sich besonders die Verehrung der Gottesmutter Maria auf die Fahnen geschrieben hat, bis heute teilgenommen hat, gibt auch Hoffackers sonst akribisch geführte Kartei nicht her.

Seinem Oermter Berg bei Issum mit dem Schönstatt-Zentrum, das er 16 Jahre lang geleitet hat, ist er nach wie vor verbunden, hält dort jeden Sonntagmorgen vor allem mit vielen jungen Leuten eine Messe. Die Begeisterung der Schönstatt-Gemeinde hat im Mai auch der heutige Familien-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Erzbischof des Bistums Berlin, Dr. Heiner Koch, gewürdigt. Bei einer Messfeier mit mehr als 1000 Teilnehmern bekannte der gebürtige Düsseldorfer dem Schönstatt-Diözesanstandesleiter Hoffacker, dass ihm bei so viel Begeisterung das Herz übergehe.

Begeistern, das kann der rüstige Mann in Schwarz tatsächlich. Auch und nach wie vor die Schützen. Von 1996 bis zu seinem 87. Lebensjahr fuhr er als Diözesanpräses des Bundes der Deutschen Historischen Schützenbruderschaften 30.000 Kilometer im Jahr durch die Diözese, vertrat bisweilen auch Bischof Koch, der damals Generalpräses war. An einer Wand in Hoffackers Wohnzimmer hängen die gerahmten Urkunden über die Ehrung mit dem Sebastianus-Ehrenkreuz und die Ernennung zum Ehren-Diözensanpräses. Und noch heute betreut Hoffacker die Schützen im Altkreis Moers. In seinem Kalender ist unter anderem die Delegiertenversammlung im März verzeichnet. Und auf seinem Oermter Berg bereitet er zum zweiten Mal Einkehrtage der angehenden Kommunionkinder aus der Xantener Großpfarrei St. Viktor mit vor – mit kindgerechten Meditationen, Messen und natürlich Geländespielen. „Da machen wir uns auf Spurensuche“, berichtet der 92-Jährige mit glänzenden Augen. „Das hält jung.“ Wie auch die Kommunikation per PC („Sonst versteht mich ja die Jugend nicht mehr“), regelmäßiges Fahrrad-Fahren und Schwimmen. Skifahren fällt inzwischen flach. Und Tennisspielen würde Theo Hoffacker auch noch gern. Das fällt aber flach „mangels Masse. In meiner Altersklasse gibt es keine Gegner mehr“.

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