Sontheater feiert Jubiläum Aus dem Partykeller auf die Bühne

Sonsbeck · Die Sonsbecker Schauspielgruppe Sontheater feiert mit der Komödie „Trautes Heim – nie allein“ ihr 25-jähriges Bestehen. Warum die Laiendarsteller NRW-weit begeistern.

Sie sind Urgesteine der Theaterszene und haben das Son­theater 1998 aus der Taufe gehoben (v.l.): Eberhard Schwenk, Renate Heursen-Janßen, Klaudia Schorn und Winfried Cleve.

Sie sind Urgesteine der Theaterszene und haben das Son­theater 1998 aus der Taufe gehoben (v.l.): Eberhard Schwenk, Renate Heursen-Janßen, Klaudia Schorn und Winfried Cleve.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Wenn man so will, hat die beachtliche Erfolgsgeschichte des Sontheaters ausgerechnet dank einer Abfuhr ihren Lauf genommen. Als der gebürtige Münchener Winfried Cleve 1963 der Liebe wegen an den Niederrhein kam, spielte seine damalige Freundin in einem Ensemble der Kolpingsfamilie Theater. Er wollte auch. Doch man ließ ihn nicht. „Die hatten genug Leute, und ich war damals schüchtern“, erzählt Cleve. Die Entscheider von einst dürften sich heute wohl in den Allerwertesten beißen. Denn die Schüchternheit hat der Wahl-Sonsbecker längst abgelegt. Stattdessen gründete er mit neun Mitstreitern eine eigene Schauspielgruppe. Und die begeistert inzwischen weite Teile Nordrhein-Westfalens.

Menschen aus einem Umkreis von rund 80 Kilometern kommen zu den Aufführungen ins Sonsbecker Kastell. Die Karten sind meist innerhalb weniger Tage vergriffen. Aus dem Ensemble wuchsen Talente, die neben Show-Star Harald Schmidt TV-Karriere machten. Die Laienschauspieler machen bei Theater-Verlagen selbst gegen Profi-Bühnen das Rennen, wenn’s um die Vergabe von Aufführungsrechten geht. Und in diesem Jahr ist eine besondere Aufführung geplant. Denn das Sontheater feiert mit der Komödie „Trautes Heim – nie allein“ sein Jubiläum.

 Zum 20-jährigen Bestehen brachte das Sontheater ein Jubiläums-Heft heraus. Darin ist auch ein RP-Artikel über die Gründung zu finden.

Zum 20-jährigen Bestehen brachte das Sontheater ein Jubiläums-Heft heraus. Darin ist auch ein RP-Artikel über die Gründung zu finden.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Vor 25 Jahren trafen sich die Freunde Wolfgang Haake, Andrea Wienen, F. Schmidt, Marion Larking und Winfried Cleve sowie Marlene Aengeneyndt, Corina Grundmann, Eberhard Schwenk, Renate Heursen-Janßen und Klaudia Schorn im Partykeller, um das Ensemble aus der Taufe zu heben. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Sonsbecker Laiendarsteller aber bereits einen Namen gemacht. Ihr Debüt gaben sie bereits 1976, als sie zur Einweihung einer neuen Fahne der St.-Sebastianus-Schützen das Stück „Der Meisterlügner“ auf die Bühne brachten. „Die Resonanz war so gut, dass wir beschlossen, weiterzumachen“, erinnert sich Renate Heursen-Janßen. Zunächst ging’s in lockerer Weise weiter, nur zu besonderen Anlässen wurde ein Stück aufgeführt. Die Proben fanden in einer Scheune statt. In den 80er Jahren schloss sich die Truppe der Initiative Kultur in Sonsbeck (Kis) an. Die Auftritte wurden regelmäßiger, das Publikum größer. Das Ziel blieb gleich: „Die Zuschauer sollen ihre Alltagssorgen vergessen können“, sagen die Mitglieder. „Unser Motto ist: Wer lacht, lebt länger.“

Mit entsprechendem Spaß gingen die Laiendarsteller kurz nach der Gründung 1998 auch ins Amateur-Theaterfestival in Birten. Und sie gewannen mit „Liebesgeschichten & Heiratssachen“, einer Posse von Johann Nestroy. „Ich war schon immer großer Nestroy-Fan. Deshalb musste das erste Stück einfach von ihm sein“, erzählt Cleve, der auch künstlerischer Leiter des Sontheaters war. Dafür schrieb er das in österreichischer Mundart verfasste Stück sogar extra ins Niederrheinische um. Das Publikum war begeistert. Für den ersten Platz gab es ein Preisgeld von 5500 D-Mark.

„Das war unser Grundstock für die weitere Arbeit“, erzählt Eberhard Schwenk. Von Jahr zu Jahr legte das Ensemble mehr Wert auf professionelle Ausstattung, vom Bühnenbild, den Kostümen und Requisiten bis zur Beleuchtung und Ton. Wichtigster Trumpf waren aber immer die Mitglieder selbst. Unter ihnen Hochkaräter wie Christian Brey. Der gebürtige Geldener machte beim Sontheater erste Bühnenerfahrungen. Später studierte er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, führte Regie bei Werken von und mit Harald Schmidt, gehörte zu dessen Late-Night-Show-Team. Heute zählt er zu Deutschlands gefragtesten Theater-Regisseuren.

Deutschlandweit unterwegs ist auch Winfried Cleve, um sich neue Stücke anzusehen, die sein Ensemble auf die Bühne bringen könnte. „Die aktuellsten Komödien sind die besten“, betont er. Wichtig ist ihm, dass es Action auf der Bühne gibt und nicht nur humorvolle Dialoge. Er ist überzeugt, dass das Jubiläums-Stück „Trautes Heim – nie allein“ genau das liefern wird. Und doch: Nach all den Jahren und trotz all der Erfahrung, kurz vor der Premiere wird er nervös. „Ohne Lampenfieber wäre etwas nicht richtig“, sagt er.

(beaw)
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