Bürgermonitor Teilerfolg für den schwerstbehinderten Leon

Xanten · Familie Mänß hat die Zusage, dass ihr 20-jähriger Sohn im nächsten Jahr wieder an einer Freizeit teilnehmen kann.

 Sie hoffen darauf, dass Leon doch noch in die INI-Freizeit nach Schloss Dankern mitfahren kann: Eltern Gabi und Frank Mänß sowie die Brüder Leroy (l.) und Liam.

Sie hoffen darauf, dass Leon doch noch in die INI-Freizeit nach Schloss Dankern mitfahren kann: Eltern Gabi und Frank Mänß sowie die Brüder Leroy (l.) und Liam.

Foto: Armin Fischer

Sonsbeck/Menzelen Für das kommende Jahr können Gabi und Frank Mänß schon mal fest einplanen, dass ihr 20-jähriger, schwerstbehinderter Sohn Leon in den Sommerferien an einer Freizeit teilnehmen kann. Nach der Berichterstattung in der Rheinischen Post über die Entscheidung der Initiative Integratives Leben (INI) aus Sonsbeck, Leon diesmal nicht mit nach Schloss Dankern mitzunehmen, kann er 2018 an einer Freizeit der Heidenreich & Schmidt Soziale Dienste gGmbH teilnehmen. "Und wenn sich für dieses Jahr keine Möglichkeit einer Mitfahrt bei der INI ergibt, werden wir gemeinsam mit der Familie schauen, wie Leon eine abwechslungsreiche Ferienzeit erleben kann", sagte Anja Heidenreich der Redaktion.

Leon ist durch einen seltenen Gen-Defekt schwerstbehindert. Er ist kleinwüchsig, sitzt im Rollstuhl, ist blind, krampft oft und wird über eine Magensonde ernährt. Somit benötigt er eine ständige Pflege. 13 Jahre lang ist er in Freizeiten der INI mitgefahren, bis für dieses Jahr die fernmündliche Absage die Familie aus Menzelen erreichte. Besser gesagt: Die noch im Januar 2017 erteilte Zusage wurde zurückgenommen. Das Risiko für Leon und für den Träger der Maßnahme sei nicht mehr tragbar, lautete die Begründung in einem Schreiben an den Rechtsbeistand der Familie. Und: Man könne Leon nicht mitnehmen, weil die INI keine qualifizierte Fachkraft für die spezielle 24-Stunden-Betreuung zur Verfügung stellen könne.

Das Argument kann Mutter Gabi nicht nachvollziehen. Zum einen habe sich in früheren Freizeiten eine spezielle Betreuerin um den Sohn gekümmert. Zum anderen: "Wir können noch auf Zuschüsse speziell für solche Fälle zurückgreifen", betont sie. Eine Pflegekraft könnte also bezahlt werden. Auch der Xantener Dienst Pflege plus hat seine Hilfe angeboten bei der Suche nach einer Begleitperson.

Die INI ist dem Dachverband "Der Paritätische NRW" angeschlossen. Dieser will aus rechtlichen Gründen keine Stellung nehmen zum konkreten Fall des Leon Mänß. Darum äußert sich Pressesprecherin Annette Ruwwe nur allgemein. Man trete gegenüber Politik und Kostenträgern dafür ein, auch Menschen mit komplexen Behinderungen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, betont sie. "Und dazu gehört selbstverständlich auch die Teilnahme an attraktiven Freizeitangeboten wie etwa Ferienfreizeiten." Denn für jeden sei es wichtig, sich zu erholen, einmal aus dem Alltag auszusteigen und die Umgebung zu wechseln. Auch Eltern und andere Familienmitglieder bräuchten eine Auszeit, Zeit für sich und andere.

Viele Dienste gingen im Interesse der behinderten Menschen über ihre Grenzen hinaus, um eine Teilnahme an Ferienfreizeiten zu ermöglichen, sagt die Pressesprecherin weiter. "Dies vor dem Hintergrund schwieriger und unzureichender Finanzierung durch Pflegekasse und Eingliederungshilfe und einer daraus resultierenden knappen personellen Ausstattung."

Sie gab zu bedenken, dass man sich auf dünnem Eis bewege, man manchmal vielleicht auch mehr ermögliche als zu verantworten wäre und dass man über Jahre ein Haftungsrisiko auf sich nehme. Annette Ruwwe: "Auch die Mitarbeiter, die die Freizeiten begleiten, stoßen dabei zuweilen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit und tragen mehr Verantwortung als zumutbar. Auch wenn es über Jahre gut geht: Die Anbieter von Freizeiten müssen jedes Mal jeden Fall neu betrachten und im Interesse aller Beteiligten abwägen, ob das Risiko möglicherweise zu hoch ist." Vor diesem Hintergrund sei es eine schwierige, gegebenenfalls aber auch angemessene Entscheidung, eine Teilnahme abzulehnen, wenn die Rahmenbedingungen ein zu hohes Risiko bedeuten würden.

Hier gelte es dann, andere Wege zu finden, um den behinderten Menschen und ihren Angehörigen eine wohlverdiente Auszeit zu ermöglichen, so die Pressesprecherin weiter. Es gebe einige Angebote für Erholung und Auszeit, bei denen umfassende pflegerische und medizinische Betreuung gewährleistet werden könnten. "Ein Ausbau solcher Angebote ist nach unserer Auffassung dringend geboten."

(RP)
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