Xanten Tanzen fürs Selbstwertgefühl

Xanten · HipHopper haben eine besondere Ausdrucksweise. Bewegungen, Kopfstände, Drehungen zu rhythmischer Musik erfordern hohe Körperbeherrschung. Ganz wichtig: Die Leistungen werden in der Gruppe erarbeitet.

"Die Ergebnisse sind nicht entscheidend, wichtiger sind die Freundschaften, die hier entstehen", betont Yasin Erten. Doch auch die Ergebnisse sind inzwischen schon sehr beeindruckend. Es erinnert tatsächlich an wahren Streetdance aus den USA, wenn die Jungs des HipHop-Kurses der Tanzwerkstatt Xanten im Kreis stehen und jubeln, während einer von ihnen seine Moves präsentiert.

Akrobatische Leistungen

Die Jungs sind gerade mal zehn bis vierzehn Jahre alt, doch stehen sie ihren erwachsenen Vorbildern in nichts nach. Blitzschnelle Bewegungen, akrobatische Leistungen mit Rollen, Überschlägen und Drehungen. Einige schaffen es sogar schon, ihren gesamten Körper bei verschiedenen Kopf- und Handständen zu tragen. Dabei pushen sich die Jungen immer wieder gegenseitig auf.

Auch Yasin Erten ist begeistert. Er ist der Choreograph der Truppe und ein anerkannter Breakdancer, der bereits in diversen Videoclips zu sehen ist und möchte lieber mit seinem Künstlernamen angesprochen werden – "Art of Freesoul". So gehört sich das in der Szene. Im Grunde bedeutet der Name "Kunst der freien Seele", und genau die will Erten den Nachwuchstänzern beibringen. Und nach zunächst eher zaghaften Anfängen der Tanzwerkstatt der Dommusikschule hat er jetzt auch eine richtig starke Truppe um sich scharen können.

Die eigene Identität finden

"Es geht nicht um eine starre Choreographie, so der Tanzlehrer, "die Jungs sollen ihren eigenen Stil entwickeln, sie sollen ihre eigene Identität finden". Und da ist die Philosophie der HipHopper gar nicht entfernt von der anderer musikalischer Körpersprachen: "Tanz ist eine Sprache", fährt der Coach fort. "Wenn sich die Jungs öffnen, können sie auch das Tanzen besser annehmen und sich somit ausdrücken". Deshalb legt "Art of Freesoul" besonderen Wert auf das freundschaftliche Verhältnis zu den Jungs. Nach der Aufwärmrunde setzt sich die Gruppe erst einmal zu einem Gespräch zusammen. Der Choreograph fragt seine Schützlinge über deren Woche aus, über Neuigkeiten und wie es ihnen geht. Immer wieder betont Yasin Erten, wie wichtig die Teamarbeit beim Tanzen ist. "Wenn das nicht stimmt, läuft auch das Tänzerische nicht". Gerade heute. Heute wird nämlich der Headspinn geübt, eine wirklich anspruchsvolle Figur. Die Jungs sollen sich im Kopfstand um die eigene Achse drehen. Hilfestellung der Freunde, Gruppenarbeit hat höchste Priorität. Der richtige Stützpunkt des Kopfes ist entscheidend, mit den Armen wird zusätzlicher Halt gegeben. Dann heißt es – Körperspannung und Beine hoch. "Art of Freesoul macht es persönlich vor. Und: Die Jungs hören tatsächlich aufmerksam zu, sehen zu – und machen es nach. Alle können die Balance halten. "Wow, man merkt, dass ihr eifrig geübt habt", lobt der Choreograph. Anerkennung ist ganz wichtig. Sie fördert das Selbstwertgefühl.

(RP)
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