Kunst in Xanten Kupferstich erzählt Geschichte

Xanten · Die neue Errungenschaft des Stiftsmuseums Xanten zeigt Kaiser Karl V. Elisabeth Maas erzählt die Geschichte zum Kunstwerk.

 Der Kupferstich von Kaiser Karl V. aus dem Jahre 1531.

Der Kupferstich von Kaiser Karl V. aus dem Jahre 1531.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Wir schreiben das Jahr 1543. Im Spätsommer weilt Kaiser Karl V. in seinen nördlichen Provinzen. Aus einem wichtigen Anlass: Wilhelm der Reiche, Landesherr von Jülich, Kleve und Berg, unterwirft sich im Streit um die damals ungeklärten Machtansprüche auf das Herzogtum Geldern und die Grafschaft Zutphen seinem Kaiser.

Das Geschehen ist auf einem Kupferstich festgehalten worden, und dieser ist bereits im Xantener Stiftsmuseum zu sehen. Nun kommt ein weiterer Kupferstich hinzu, und es ist eine wichtige Erwerbung, wie die stellvertretende Museumsleiterin Elisabeth Maas sagt. Der Ankauf gelang bei einer Versteigerung im Haus Bassenge in Berlin mithilfe der Familie Bösken-Diebels.

Der Kupferstich von 1531 stammt vom Nürnberger Barthel Beham und zeigt Karl V. Für die Region Niederrhein habe der Monarch eine historische Bedeutung, erklärt Maas. Karl der Fünfte wurde am Übergang des Mittelalters zur Neuzeit am 24. Februar 1500 geboren. Die Erfindung des Buchdrucks, die Entdeckung Amerikas („In meinem Reich geht die Sonne nicht unter“) und vier Kriege gegen den französischen König kennzeichnen seine Amtszeit.

Karl sei aber auch der letzte aus der mittelalterlichen Tradition vom Papst gekrönte Herrscher, der sich als weltlicher Fürst gleichzeitig als Beschützer der Kirche verstanden habe, sagt Maas. Der in Spanien residierende, des Deutschen nur rudimentär mächtige Herrscher berief 1521 in Worms einen Reichstag ein, bei dem der Reformator Martin Luther trotz Karls Anwesenheit nicht widerrief. Selbst die folgende Reichsacht half nichts. Letztlich dankte Karl wohl auch wegen der Kirchenspaltung, die er nicht verhindern konnte, als erster Kaiser im Jahr 1555 aus eigenem Antrieb ab. Er starb drei Jahre später.

Seinen gut 16 Jahre jüngeren niederrheinischen Widersacher hatte er Jahre zuvor aber noch geschafft: Wilhelm V. Der in Düsseldorf geborene (und 1592 ebendort verstorbene) Herzog Wilhelm V., der wie Karl V. mit vielen europäischen Herrscherfamilien verbandelt war, hatte seine Erbfolgerechte auf das Herzogtum Geldern und die Grafschaft Zutphen geltend gemacht. Das war zu einer Zeit, in der neben Karl auch Heinrich VIII. in England, Maria von Ungarn als Herrscherin über die Spanischen Niederlande und Franz I. aus Frankreich zu runden Geburtstagen oder anderen Festen hätten vorbeischauen können. Sie gehörten alle im engsten oder weitesten Sinne zur Familie.

Karl V. fand Wilhelms Ansinnen wohl auch wegen Marias Machtanspruch in den Niederlanden gar nicht gut. Die Heere trafen mehrfach aufeinander. In Sittard gewannen des Reichen Mannen im Jahr 1543 sogar. Dann aber zog sich die womöglich doch viel zu weite Verwandtschaft aus Frankreich von ihm zurück. Und da half auch nicht die bereits in Geldern auf Wilhelm gefallene Wahl der Adligen: „Der Reiche“ musste kapitulieren und sich in Venlo seinem Kaiser zu Füßen werfen Zudem musste er Luthers Lehre abschwören und Karls Nichte Maria von Österreich heiraten.

Elisabeth Maas resümiert: „Der neue Kupferstich erzählt eine für die Bedeutung des Niederrheins ganz wichtige Geschichte.“ Wobei das Bild des Kaisers stark geschönt ist. Er litt unter Progenie, wies also – wie in Zweigen der Habsburger bis heute – einen starken Unterbiss auf mit der Folge eines mehrere Zentimeter nach vorn verschobenen Unterkiefers. Die „Habsburger Unterlippe“ wurde bei einer Exhumierung nachgewiesen.

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