Mahnende Worte von Udo Grote Früherer Leiter sorgt sich ums Stiftsmuseum

Xanten · Udo Grote hat das Stiftsmuseum in Xanten lange geleitet. Nachdem seine langjährige Stellvertreterin Elisabeth Maas gehen musste, ist er in Sorge. Eine Neuausrichtung sei nötig, sagen Propsteigemeinde und Bistum dazu.

 Die Stadt Xanten hat Udo Grote (M. vorn) zum Dank für seinen Einsatz für das Stiftsmuseum einen Fußabdruck aus Ton geschenkt. Dieser wurde vorm Eingang des Gebäudes in den Boden gesetzt. Am Donnerstag war die Übergabe (v.l.): Bürgermeister Thomas Görtz, Propst Stefan Notz, Wilhelm-Albert Herzog von Urach (Vorsitzender des Fördervereins), Udo Grote, Markus Kemkes (Förderverein) und Bernhard Uppenkamp (Förderverein). 
  RP-Foto: arfi

Die Stadt Xanten hat Udo Grote (M. vorn) zum Dank für seinen Einsatz für das Stiftsmuseum einen Fußabdruck aus Ton geschenkt. Dieser wurde vorm Eingang des Gebäudes in den Boden gesetzt. Am Donnerstag war die Übergabe (v.l.): Bürgermeister Thomas Görtz, Propst Stefan Notz, Wilhelm-Albert Herzog von Urach (Vorsitzender des Fördervereins), Udo Grote, Markus Kemkes (Förderverein) und Bernhard Uppenkamp (Förderverein). RP-Foto: arfi

Foto: Armin Fischer (arfi)

Es war nur eine kurze Feier geplant, ohne größere Ansprachen. Aber dann holte Udo Grote drei Din-A 4-Seiten mit einer vorbereiteten Rede aus seiner Jackentasche. Offenbar lag ihm einiges auf der Seele, das er loswerden wollte. Weil er sich um die Zukunft des Stiftsmuseums sorge, sagte er auf Nachfrage unserer Redaktion.

Grote war einer der Hauptinitiatoren für den Bau des Stiftsmuseums gewesen. Bis August 2020 war er auch dessen Leiter, dann ging er in den Ruhestand. Die Stadt Xanten schenkte ihm dafür einen Fußabdruck aus Ton, der vor dem Eingang ins Pflaster eingebaut wurde. Es ist ein Symbol dafür, dass Grote seine Spuren in der Stadt hinterlassen hat.

Dieser Fußabdruck wurde am Donnerstagnachmittag vorgestellt, und Grote nutzte die Gelegenheit, um zusätzlich noch ein paar mahnende Worte zu hinterlassen. In seiner Rede erinnerte er daran, in welchem Zustand die Stiftsbibliothek vor 30 Jahren gewesen war, als er nach Xanten kam: „Ihre Bücher waren von Schimmelpilzen und Bücherwürmern zersetzt.“

Dann erzählte Grote von der Gründung des Fördervereins für das Stiftsmuseum, nannte Helfer und Unterstützer, skizzierte die weiteren Etappen, schwärmte vom Gebäude, das gebaut wurde, und beschrieb die Bedeutung, die die Exponate haben. Schließlich kam er zum „Einschnitt in der erfolgreichen Geschichte des Museums“, wie er es nannte.

Vor etwa einem Jahr habe die kommissarische Leiterin Elisabeth Maas das Stiftsmuseum verlassen müssen, beklagte Grote. Er freue sich, dass sie in einem international hochbedeutenden Museum, dem Diözesanmuseum Paderborn, sofort eine neue Herausforderung gefunden habe. Sie sei eine „so vielseitige Wissenschaftlerin und in Amtsgeschäften sehr versierte Managerin“.

Wie es seitdem in Xanten aussehe, wisse er nicht, sagte Grote. „Ich habe aber die Befürchtung, dass es das zurzeit interimsmäßig geführte Museum sehr schwer haben wird.“ Er wünsche der Einrichtung, dass sie in Zukunft eine Führungspersönlichkeit habe, die den Anspruch des Stiftsmuseums, des Archivs und der Stiftsbibliothek ausfüllen könne. „Lassen Sie es sich gesagt sein: Das wird schwierig.“ Und er richtete einen Appell an seine Zuhörer – es waren mehrere Vertreter des Fördervereins: „Setzen Sie sich bitte dafür ein, dass das Museum nicht ohne eine erfahrene Kapitänin oder einen erfahrenen Kapitän vor sich hindümpelt.“

Auf Nachfrage unserer Redaktion reagierten Bistum und Propsteigemeinde darauf. Das Stiftsmuseum reagiere mit einer Steuerungsgruppe und der Einstellung eines externen Projektmanagers auf die Herausforderungen, „denen sich alle Kultureinrichtungen stellen müssen“, hieß es in einer Mitteilung. „Zehn Jahre nach der Eröffnung des Museums war allen Beteiligten klar, dass eine Neuausrichtung erforderlich war“, sagte Professor Thomas Flammer, Leiter der Abteilung Kunst und Kultur im Bischöflichen Generalvikariat und damit Ansprechpartner für das Museum. „Daran wurde in den vergangenen beiden Jahren gearbeitet.“

Die Anforderungen an Museen und ihre gesellschaftliche Rolle hätten sich gewandelt, sagte Flammer weiter. „Die Präsentation muss dem sich ständig wandelnden Publikum angepasst werden.“ Projektmanager Thomas Fusenig, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums hätten gemeinsam „unterschiedliche Verbesserungen“ entwickelt, die zu großen Teilen schon umgesetzt würden. Dazu zähle eine neue Beschilderung. Außerdem sollten regelmäßig Wechselausstellungen die Dauerausstellung ergänzen. Zudem gebe es bereits erste Module eines Museum-Shops.

Das Stiftsmuseum werde sich künftig „besucherorientierter“ präsentieren, sagte Interims-Leiterin Claudia Kienzle. Sie wies auch darauf hin, dass die Besucherzahl nach „längerer Stagnation“ gestiegen sei. Grote nannte dafür als Grund, dass der Eintritt ins Museum nun frei sei. Das habe er schon früher gefordert, aber Bistum und Kirchengemeinde hätten das damals abgelehnt. „Ich freue mich, dass hier ein Umdenken geschehen ist und die Besucherzahlen somit gestiegen sind.“

Bistum und Propsteigemeinde erklärten weiter, dass Claudia Kienzle im Zuge der Neuausrichtung derzeit die Stelle von Elisabeth Maas übernommen habe. Für die St.-Viktor-Pfarrei, die Trägerin des Museums ist, sagte Propst Stefan Notz dazu: „Wir bedanken uns bei Elisabeth Maas für ihren jahrelangen tatkräftigen Einsatz.“ Die Propsteigemeinde sei ihr sehr dankbar dafür, dass sie ihre Expertise für die zehn ersten Jahre des Museums sowie den beginnenden Neuaufbau eingebracht habe. „Wir wünschen ihr für die Zukunft alles Gute.“

(wer)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort