Stadt und Medizin üben den Schulterschluss Beim Notarztstandort stehen die Zeichen auf Protest

Xanten · Xanten will das Gutachten zum Rettungsdienstbedarfsplan nicht ohne Änderungen akzeptieren. Doch die Zeit drängt.

 Schulterschluss zwischen Politik und Medizin: Thomas Görtz (v.l.), Tobias Fuß, Eckhard Junghänel, Alfred Melters und Michael Dercksen.

Schulterschluss zwischen Politik und Medizin: Thomas Görtz (v.l.), Tobias Fuß, Eckhard Junghänel, Alfred Melters und Michael Dercksen.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Der Geschäftsführer des St.-Josef-Krankenhauses, Michael Derksen, Alfred Melters – Vorsitzender des Fördervereins – und Bürgermeister Thomas Görtz demonstrieren den Schulterschluss. „Wir sprechen mit einer Sprache“, betont Görtz. Das Gutachten des Kreises mit einer Bewertung, wie es unter anderem mit dem nächtlichen Notarztstandort in Xanten weitergeht, liegt auf den Tisch.

Nun hoffen die drei, dass sich nach den Sommerferien Tausende von Bürgern dazu gesellen werden, sollte das Papier nicht in einem für die Stadt wichtigen Punkt geändert werden. Zwar will der Kreis, ehe endgültig über die Zukunft des Standorts gesprochen wird, noch ein Jahr lang Daten erheben. Doch das lehnt Melters ab. „Wir erwarten, dass der Landrat diese Passage in dem Entwurf streicht. Wenn nicht, werden wir die Bevölkerung mobilisieren.“ Das Gutachten schlägt die nächtliche Verlagerung des Notarztes nach Alpen vor.

Kritisiert wird vor allem das zusätzliche Jahr, in dem Daten erhoben werden sollen. Auch wenn Kreispolitiker mehrfach betont haben, dass sie selbst anschließend entscheiden würden, so verweisen Görtz und Melters darauf hin, dass diese Beteiligung in dem Papier fehlt. Sollte der Kreistag den Entwurf so absegnen, dann hätte der Landrat sozusagen einen Freifahrschein, später an den politischen Gremien vorbei Nägel mit Köpfen zu machen. Görtz schließt nicht aus, dass die zusätzliche Untersuchung bis gegen Ende 2020 wohl kalkuliert sei. Denn dann sei die Kommunalwahl gelaufen.

Der Förderverein will also seine Truppen mobilisieren. So wie 1985, als in kürzester Zeit 20.000 Unterschriften vordergründig für den Erhalt der gynäkologischen Station gesammelt wurden, es aber mittelfristig um den Erhalt des Krankenhauses ging. „Vorbereitungen sind schon getroffen“, sagt Melters.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Frist für eine Stellungnahme Xantens zum Entwurf bis Ende September. „Das hört sich erst einmal lange an. Aber wir haben jetzt die Sommerferien, die nächste Sitzung des Rats, um sich damit zu beschäftigen, ist erst im Oktober“, erläutert Görtz. „Das wäre zu spät.“ Darum hat die Stadt vor zwei Tagen den Landrat um eine Fristverlängerung gebeten; eine Antwort steht noch aus. Görtz: „Wenn das abgelehnt wird, dann berufen wir nach den Sommerferien eine Sondersitzung ein.“

Das Gutachten beruht nach Angaben von Ordnungsamtsleiter Tobias Fuß auf falschen Daten. Es gebe zwar Nächte ohne Einsatz des Notarztes. „Aber am jüngsten Wochenende hatten wir an zwei aufeinander folgenden Tagen vier und fünf Einsätze.“ Fuß verweist hier auf 270 Einsätze, zu denen in einem Jahr andere Rettungsdienste aus der Nachbarschaft nach Xanten geeilt waren. Der Gutachter hatte für Xanten durchschnittlich 1,1 Einsätze pro Nacht ermittelt.

Stadt, Krankenhaus und Förderverein werfen dem Kreis vor, mit falschen oder intransparenten Zahlen zu arbeiten. Dies betreffe die Zahl der Einsätze ebenso wie die Kosten für einen nächtlichen Rettungsarztstandort in Xanten, und die Zeit bis zum Ausrücken des Mediziners.

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