Xanten Sprengung im Lüttinger Feld

Xanten · Zwei Fliegerbomben wurden gestern im geplanten Baugebiet "Dombogen" unschädlich gemacht. Eine davon musste am Fundort zur Detonation gebracht werden. Auch für die Sprengmeister alles andere als ein Routinejob.

Kurz nach elf liegt ein kurzes, dumpfes Grollen in der Luft, noch in Häusern im Xantener Zentrum wackeln die Wände, klirren die Scheiben. Ein Moment, der eine winzige Ahnung davon vermittelt, wie es damals war, im Zweiten Weltkrieg, als Xanten immer wieder mit Bombenteppichen und Granathagel eingedeckt wurde.

An diesem Tag machen die Sprengmeister Peter van Eck und Jost Leisten vom Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung ihrer Berufsbezeichnung alle Ehre: Sie bringen den im Lüttinger Feld gefundenen "Zerscheller" vor Ort zur Detonation. Der in der Mitte zerbrochene Sprengkörper wurde, wie berichtet, ebenso wie eine weitere, intakte Bombe, bei Sondierungsarbeiten im geplanten Baugebiet "Dombogen" gefunden. Die intakte Bombe ist kein Problem für die Fachleute, die schon unzählige Sprengkörper unschädlich gemacht haben — "Bei 100 hab ich aufgehört zu zählen", berichtet Peter van Eck. Er sei schließlich kein Rekordjäger.

Die Sicherheit geht vor

Um 10.30 Uhr machen sich die Sprengmeister daran, die beiden Zünder der 2,5 Zentner schweren Fliegerbombe zu entfernen. Um 10.43 die Durchsage an die beteiligten Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei: Diese Bombe sei entschärft, der Zerscheller müsse aber gesprengt werden, die vorgenommenen Straßensperrungen bleiben bestehen. Schon im Vorfeld musste Tobias Fuß vom Fachbereich Sicherheit und Ordnung, der den Einsatz von Seiten der Stadt koordinierte, mit der Sprengung rechnen. Normalerweise, so erzählte er, würde man den Zerscheller abtransportieren und dann sprengen. Doch in diesem Fall sei das nicht möglich; die Bombenteile ließen sich mit einem Kran schlecht packen. Fuß hat schon etliche Einsätze bei Bombenentschärfungen hinter sich, eine Sprengung, das ist für ihn aber eine "Premiere". Und nicht nur für ihn: Auch Peter van Eck, seit 30 Jahren beim Kampfmittelräumdienst beschäftigt, seit 16 Jahren Sprengmeister, hat noch nie eine Sprengung direkt am Fundort vornehmen müssen. Der Zünder des Zerschellers habe zu fest gesessen. "Die Sicherheit, auch unsere, geht vor", erläutert van Eck später.

"Froh, dass es vorbei ist"

Vor der Sprengung wird der in rund 3,5 Metern Tiefe liegende Zerscheller erneut zugeschüttet und erst dann gezündet. "Um die Splitterwirkung abzumildern", sagt van Eck hinterher. Da steht er sichtlich beeindruckt vor einem ausgewachsenen, tiefen Krater, den die Detonation ins Erdreich gerissen hat. Bis in 20, 30 Meter Entfernung seien die Erdklumpen geflogen, berichtet er, der in diesen Augenblicken dem Bild vom "coolen Feuerwerker" so gar nicht entsprechen will. Hunderte Sprengungen habe er schon erlebt, "aber das war die enormste". "Ich steh hier wie bei einer Beerdigung" meint der 56-Jährige. "Ich bin froh, dass es vorbei ist."

(RP)
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