Sprachpaten für Flüchtlinge Wegweiser in einem fremden Land

Xanten · Ehrenamtliche Sprachpaten helfen Flüchtlingen im Alltag und leisten dadurch wertvolle Integrationsarbeit.

 Sprachpatin Lore Beusch (r.) hilft der Albanerin Elvira Llapa, die Alten-Pflegeschülerin ist.

Sprachpatin Lore Beusch (r.) hilft der Albanerin Elvira Llapa, die Alten-Pflegeschülerin ist.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Manchmal ist es gut, jemanden wie Lore Beusch, Gisela Schulte-Lindhorst oder Lisa Köpp an seiner Seite zu haben. Also jemanden, der einem mit der fremden Sprache hilft. Der einem ein Wort erklärt. Der im Supermarkt zeigt, wo das Gesuchte steht. Der erklärt, was die Ausländerbehörde schreibt. Der übersetzt, was der Arzt sagt. Oder der einfach nur zuhört.

Beusch, Schulte-Lindhorst und Köpp sind ehrenamtliche Sprachpaten des Xantener Arbeitskreises Asyl. Das sind Frauen und Männer, die schon seit einigen Jahren Flüchtlingen dabei helfen, sich in Xanten zurechtzufinden. Weil es ohne Unterstützung sehr schwer sein kann. „Stellen Sie sich vor, Sie würden in einem fremden Land etwas kaufen wollen“, sagt Barbara Kleinpaß vom Arbeitskreis Asyl. „Oder Sie wollten dort in einer Behörde einen Antrag stellen.“ Das kann selbst für Muttersprachler eine Herausforderung sein. Für Menschen, die die fremde Sprache noch nicht so gut beherrschen, ist es das erst recht. In solchen Situationen stehen Beusch, Schulte-Lindhorst und Köpp den Menschen aus Eritrea, Somalia, dem Irak oder anderen Ländern bei.

Ihre Hilfe ersetzt keinen Sprachkurs, sondern ergänzt ihn. Die Flüchtlinge bekommen eine zusätzliche Gelegenheit, mit Muttersprachlern Deutsch zu reden. Denn der Unterricht allein reiche nicht aus, um die vielen neuen Wörter und die Grammatik zu lernen, sagt Beusch, die früher Lehrerin war. „Schließlich kommen die Menschen teilweise mit null Sprachkenntnissen hier an.“ Und im Alltag blieben die Zuwanderer oft unter sich. Dann dominierten Arabisch, Farsi oder Tigrinya, berichtet Schulte-Lindhorst. Aber wenn jemand eine fremde Sprache selten anwende, bleibe sie ihm fremd, die Sprache sei aber die Basis, um richtig anzukommen. Deshalb sei ihre Arbeit so wichtig. „Ohne Sprachkenntnisse und ohne ein sich entwickelndes Zugehörigkeitsgefühl kann Integration nicht gelingen.“

Deshalb geht es bei ihnen auch nicht nur um Vokabeln und Grammatik, erklärt Köpp. Sie erklärten auch die Gepflogenheiten und Bräuche der neuen Heimat, zum Beispiel die Form der Begrüßung in Deutschland. Sie begleiteten die Flüchtlinge aber auch, wenn diese einen Behördengang erledigen müssten, sagt Kleinpaß. Sie gingen mit ihnen einkaufen oder zum Arzt. Sie legten auch schon einmal ein gutes Wort für sie ein, wenn sie sich um eine Ausbildungsstelle beworben hätten. „Sie geben Hilfestellung im Alltag“, sagt Wolfgang Schneider vom Arbeitskreis Asyl. Oder sie unternähmen etwas zusammen, spielten zum Beispiel zusammen Doppelkopf. „Das ist aber alles freiwillig“, betont Schneider. Jeder Sprachpate entscheide selbst, welche Hilfe er anbiete und in welchem Umfang.

Die Menschen seien sehr dankbar für die Hilfe, würden sie zum Beispiel zum Essen einladen, berichtet Beusch. „Dabei ist das doch unnötig, weil es für mich selbstverständlich ist, zu helfen.“ Nicht selten entstünden Freundschaften, sagt Schneider. Und auch später, wenn die zugewanderten Menschen ihr Leben längst selbst organisieren könnten, kapitulierten sie noch vor dem Bürokraten-Deutsch und freuten sich über Hilfe.

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