Weltmeisterschaft in down under WM-Vorfreude bei den Rettungsschwimmern

Alpen · Mitglieder der Alpener DLRG-Ortsgruppe fliegen nach Adelaide. Sie wollen nicht ohne Medaille heimkehren.

 Training im Alpener Hallenbad für die Weltmeisterschaft mit Rettungspuppe. Vor Adelaide wird auch im Meer geschwommen.

Training im Alpener Hallenbad für die Weltmeisterschaft mit Rettungspuppe. Vor Adelaide wird auch im Meer geschwommen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

In Australien sind Rettungsschwimmer Helden. „Die haben da einen ganz anderen Stellenwert als die in Europa.“ Thomas Janßen weiß, wovon er redet. Der 50-Jährige ist einer der Rettungsschwimmer der DLRG-Ortsgruppe Alpen, die bei der Weltmeisterschaft in Adelaide antreten, die am 16. November beginnen und am 2. Dezember enden wird. Und er gehörte auch schon zur deutschen Nationalmannschaft, war 1994 in England dabei, zwei Jahre später in Südafrika, 1998 in Neuseeland. Einmal stand Janßen sogar auf dem Siegertreppchen. „1994 sind wir in der Staffel Weltmeister geworden“, erinnert er.

Nach der WM in Neuseeland war Schluss für ihn. Da hat er sich aus der Nationalmannschaft und überhaupt vom Rettungsschwimmen verabschiedet. Dass er jetzt doch wieder bei einer Weltmeisterschaft an den Start geht, daran ist Christina Schulte „Schuld“. Die 36-Jährige, aktives Mitglied bei der DLRG-Ortsgruppe Alpen, gehört zum Team, das nach Australien fliegt. Sie hat Thomas Janßen vor zwei Jahren überredet, zurückzukommen. Für die Alpener ist er bei der WM 1994 geschwommen. Und Thomas Janßen möchte in seiner Altersklasse (AK) 50 nochmals den Titel holen und in seiner Spezialdisziplin 50 Meter Retten einen Weltrekord schwimmen. Den hält mit 35:24 Sekunden (noch) Hermann-Josef Kilders. Den will Janßen unbedingt brechen.

 Sie treten bei der WM an: Sven Helbig (r.) und Thomas Janßen (2.v.r.) liebäugeln mit einer Medaille.

Sie treten bei der WM an: Sven Helbig (r.) und Thomas Janßen (2.v.r.) liebäugeln mit einer Medaille.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

„Vielleicht sitzt auch noch ein Treppchenplatz für mich über 200 Meter Hindernis-Schwimmen drin“, sagt Janßen, der überzeugt ist, dass auch Sven Helbig (43), der seit 20 Jahren die Rettungsschwimmer aus Alpen trainiert, in seiner Altersklasse über 50 Meter Retten mit einer Medaille aus Adelaide zurückkehrt. Genau wie er fest daran glaubt, dass er gemeinsam mit Helbig in der Disziplin „Leine werfen“ eine Medaille holt. „Leine werfen“ heißt: am Beckenrand stehen, ein 17 Meter langes Seil in Sekundenschnelle aufwickeln, das eine Ende 12,5 Meter weit ins Wasser zum „Opfer“ werfen, das die Leine sicher fangen muss, und ihn schnell zurück zum Beckenrand ziehen.

Thomas Janßen ist in diesem Fall „das Opfer“, Sven Helbig wirft das Seil und rettet ihn. Insgesamt 45 Sekunden haben sie Zeit für das Manöver mit dem Seil, „aber am Ende sind zwölf Sekunden entscheidend“, weiß Sven Helbig, der mit den Alpener DLRG-lern 2002 in Florida in die WM-Geschichte gestartet war, und bis auf 2010 in Ägypten mit seiner Truppe immer bei Weltmeisterschaften dabei war.

Zum Team, das am Wochenende 20 Stunden im Flieger nach Australien sitzt, gehören neben Helbig und Janßen dessen Tochter Malin Beuse (17), Helbigs Lebensgefährtin Christina Schulte (36), Tobias Davids (26), Alexandra Scholz (21) und Kai Schlüßler (29), der seit zwei Jahren in Neuseeland lebt, aber für seine Kumpel aus Alpen an den Start geht. Als Betreuer dabei sind Lars Becker, der Freund von Alexandra Scholz, und Thomas Davids‘ Schwester Anna.

Und so wie die meisten Mannschaften aus Europa tragen auch die Alpener in Schwimmhallen in Adelaide die Wettkämpfe aus, „da ist Europa besser als Australien“, so Thomas Janßen. Im Freigewässer dagegen haben die Europäer gegen die Schwimmer von Down Under keine Schnitte, „allenfalls können Neuseeland und Südafrika da noch mithalten“.

Die Startgelder für die Alpener zahlt der Verein; alles andere wie Flug und Unterkunft jeder selber. Dreimal in der Woche sind die DLRGler im Wasser, vor einer WM trainiert der ein oder andere auch vier bis fünf Mal pro Woche.

Malin Beuse, die das Berufskolleg in Krefeld besucht, ist von der Schule freigestellt, die anderen aus dem Team nehmen Urlaub für die Weltmeisterschaft. 200 Meter Super Lifesaver ist die Königsdisziplin beim Rettungsschwimmen, „da muss man alles können“, sagt Christina Schulte: 75 Meter kraulen, abtauchen, eine 50 Kilogramm schwere Puppe nach oben holen, 25 Meter mit ihr schwimmen, die Puppe an den Beckenrand hieven, im Wasser Flossen und den Gurtretter anziehen, wieder 50 Meter kraulen, die Puppe, die ein Helfer anreicht, selber an den Rettungsgurt anschnallen, 50 Meter mit ihr schwimmen.

Der Weltrekord liegt in dieser Disziplin bei 2:04 Minuten; Thomas Davids, der mit seiner Schwester Anna schon letzten Samstag nach Australien geflogen ist, hält bei der DLRG Alpen den Rekord mit 2:24 Minuten.

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