Weselys wichtigster Schuss

Kaum auszumachen war Inka Wesely auf den TV-Distanzaufnahmen aus dem Berliner Olympiastadion. Mit Wucht schoss die 20-Jährige den Ball zur Eröffnung der Frauen-WM Richtung Mittelkreis. Ihre Familie fieberte am heimischen Fernseher in Ginderich mit.

 Volles Haus auch bei Familie Wesely in Ginderich. Eltern, Geschwister und Freunde von Inka Wesely schauten gemeinsam zu, als das Fußball-Talent den Ball ins Berliner Olympiastadion schoss.

Volles Haus auch bei Familie Wesely in Ginderich. Eltern, Geschwister und Freunde von Inka Wesely schauten gemeinsam zu, als das Fußball-Talent den Ball ins Berliner Olympiastadion schoss.

Foto: Ekkehart Malz

Berlin/Ginderich Millionen erlebten gestern die Eröffnung der Fußball-Frauen-WM am Bildschirm mit. Volles Haus herrschte auch bei Familie Wesely in Ginderich. Gut 30 Verwandte, Freunde, Nachbarn sorgten fast schon für ein Public Viewing. Alle wollten sehen, wie Inka Wesely den Ball Richtung Mega-Globus befördert, der dann zu einer Spiegelkugel mutierte und Ballone im Fußball-Design in den den Himmel entließ. Allerdings war die junge Kickerin kaum auszumachen. Die TV-Kameras blieben zu sehr auf Distanz. "Leider keine Großaufnahmen", sagte Vater Herbert Wesely (62), war aber trotzdem bester Laune. "Die Bude ist voll", freute er sich über die Spontanfete in seinem Haus.

"Ich war so nervös wie nie zuvor in meiner Laufbahn. Denn wann hat man mal so einen Auftritt vor mehr als 70 000 Zuschauern im Stadion und wer weiß wie vielen Millionen vor dem Bildschirm", sagte Inka Wesely. Gut 70 Meter weit musste sie den Spielball von einer Bühne über dem Marathontor ins prall gefüllte Olympiastadion schießen.

Training auf Bolzplatz

Und sie hatte nur einen Versuch, der sitzen musste. "Bei den Proben in den letzten Wochen hat's nicht immer geklappt", sagte Wesely. Schließlich ist sie es als Feldspielerin ja nicht gewohnt, den Ball wie eine Torhüterin beim Abschlag aus der Hand zu schießen. Deshalb durfte sie selbst die Entscheidung treffen, wie sie ihren wichtigen Job bei der Eröffnungsfeier erledigt.

Die 20-jährige Abwehrspielerin, die mit Turbine Potsdam in der vergangenen Saison Deutsche Meisterin wurde und das Champions League-Finale sowie das Endspiel des DFB-Pokals erreichte, hatte den Kick für das Eröffnungsspiel unzählige Male geübt. Und das nicht nur bei den Proben im Olympiastadion. Auch beim Familienbesuch in Ginderich trainierte Inka Wesely in der letzten Woche immer wieder für den "wichtigsten Schuss meiner Laufbahn". Jeden Abend ging sie mit Vater Herbert Wesely nach einer Joggingrunde auf den Gindericher Bolzplatz am Papenweg. Dort kickte sie das Leder, so weit sie konnte, über den Rasen.

Angebot der Ex-Bundestrainerin

Die ehemalige Bundestrainerin Tina Theune hatte Inka Wesely vor einigen Wochen den spektakulären Part bei der Eröffnungsfeier angeboten. Zuvor hatte sich Theune beim Potsdamer Trainer Bernd Schröder informiert, wem er den Weitschuss vor Millionenpublikum denn zutrauen würde. "Inka Wesely ist die einzige, die das hinkriegen würde, weil sie sehr weit schießen kann", hatte der Meistercoach geantwortet. Die 20-Jährige hofft, dass sie neben dem Eröffnungsspiel bei der Frauen-Weltmeisterschaft wenigstens noch eine Begegnung live im Stadion verfolgen kann.

(RP)
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