Leichtathletik Wenn rote Trikots für Tempo sorgen

Sonsbeck · Sonsbeck war gestern Abend auf den Beinen. Zum 30. Mal veranstaltete die Leichtathletikabteilung des SV Sonsbeck den Brunnenlauf. Die Teilnehmer kamen aus nah und fern. Die Spitzenathleten drehten mächtig an der Temposchraube.

 Mit Höllentempo in die Kurve. Eine Impression vom 5000-m-Lauf mit (v.l.) Armin Gero Beus, Marcel Gnoß (beide SV Sonsbeck) und Kai Schmidt (SV Viktoria Goch). Sie liefen Platz zwei hinter Tim Schüttrigkeit (LG Alpen) aus.

Mit Höllentempo in die Kurve. Eine Impression vom 5000-m-Lauf mit (v.l.) Armin Gero Beus, Marcel Gnoß (beide SV Sonsbeck) und Kai Schmidt (SV Viktoria Goch). Sie liefen Platz zwei hinter Tim Schüttrigkeit (LG Alpen) aus.

Foto: Armin Fischer

Am Abend vor dem Himmelfahrtstag geht es im Sonsbecker Kastell zu wie in einem Taubenschlag. Die einen kommen, die anderen gehen, wieder andere stehen in kleinen Gruppen zusammen und diskutieren ihre Form. Mit Marianne Spronk von der Gocher Viktoria ist sogar eine amtierende Deutsche Bahnmeisterin darunter. Morgen laufe sie in den Niederlanden 15 Kilometer, da müssen 24 Stunden vorher fünf Kilometer reichen, sagt sie und reiht sich brav in die Schlange der Teilnehmer ein, die sich noch keine Startnummer übers Internet besorgt hatten und jetzt die abgebotene Nachmeldemöglichkeit nutzen.

Es ist Brunnenlauf-Abend in Sonsbeck. Seit mittlerweile drei Jahrzehnten gehört der Abend vor dem Feiertag, den die Väter für sich reklamiert haben, den Langstrecklern - den großen und kleinen, den schnellen und nicht ganz so eifrigen, den Sonsbeckern und denen, die von weiter her den Schweinebrunnen vor dem Kastell ansteuern.

Vieles ist wie in den vergangenen Jahren auch, nachdem die Veranstaltung mit Start und Ziel von der Hochstraße auf die Fläche vor dem Kastell umzog. Einiges aber ist anders. Das Schöne vorne weg: gestern flochten die diensthabenden Wettermacher mit dem Veranstalter, der Leichtathletikabteilung des SV Sonsbeck einen einvernehmlichen Bund. Das war nicht immer so. Im vergangenen Jahr machte der Regen und der dadurch schlüpfrig gewordene Untergrund den Läufern zu schaffen - insbesondere denjenigen, die aufs Tempo drücken und um jede Sekunde erpicht sind.

Und was war bei erfreulich guten Bedingungen das weniger Schöne. Nun die Stimme am Mikrofon, die jeden Teilnehmer 30 Jahre lang zum Sieger gemacht hatte, gehörte diesmal nicht Laurenz Thissen, der aus persönlichen Gründen die Moderation etwas eher als ursprünglich beabsichtigt in andere Hände gelegt hatte. Erich Nabbefeld, Ehrenvorsitzender der Sonsbecker Leichtathleten und Vater des Brunnenlaufs, nahm höchst persönlich die Verabschiedung von Thissen vor, mit dem er Seite an Seite zahlreiche Brunnenlauf-Schlachten erfolgreich geschlagen hatte. Würden beide ins Plaudern kommen, dann könnte es darüber sehr spät werden. "Kannst du dich noch damals an die Keniaten erinnern?", so oder auf ähnliche Weise könnten die Geschichten rund um den Brunnenlauf beginnen.

Doch aufgeregtes Gequassel der jüngsten Läufer, die sich in ihren gemessen am Körperumfang viel zu groß geratenen Startnummern beinahe einwickeln könnten, lenkt die Aufmerksamkeit wieder auf die Strecke. Tempo kommt unter das Läufervolk. Fast 1000 Teilnehmer werden auf die unterschiedlich lang ausgelegten Strecken gehen. Immer wieder tauchen an der Spitze die roten Hemden des SV Sonsbeck auf. Bunt wird das Farbenspiel durch die blau-weißen Trikots des TuS Xanten. Aber auch Läufer aus anderen Vereinen sorgen in den Schülerklassen für starke Akzente auf den vorderen Plätzen. Und wehe es geht den Trainern, Betreuern und Eltern einmal nicht schnell genug, dann erfolgt von jenseits der Absperrung ein energisches und lang gezogenes "Ziehhhhh" - und irgendwoher kommen dann plötzlich noch ein paar Körner mit Energie daher, die von den Kraftwerken ähnelnden Körpern in Geschwindigkeit umgemünzt werden.

Was für ein Spektakel an der Spitze, als sich fast 300 Läufer auf die 5000-Meter-Distanz machen. Auf "Teufel komm heraus" wird vorne der Turbo gezündet, in geradezu atemberaubender Manier fliegen die Schnellsten um die engen Kurve. Kein Vergleich zu dem Regenrennen im vergangenen Jahr. Tim Schüttrigkeit von der LG Alpen, der zuletzt im Dreitage-Rhythmus auf den Straßen hierzulande unterwegs war und alles geschlagen hat, was sich ihm in den Weg stellte, ließ sich auch in Sonsbeck nicht aufhalten.

In beeindruckenden 15:32 Minuten beherrschte der gebürtige Gocher die gar nicht einmal schlechte Konkurrenz, die trotz überdurchschnittlicher Leistungen seinem Höllenritt nicht gewachsen waren. Armin Gero Beus (SV Sonsbeck) benötigte 16:14 Minuten, Dritter wurde in gleicher Zeit Kai Schmidt (Viktoria Goch) - beide fast schon Lichtjahre von Schüttrigkeit entfernt. Schnellste Läuferin war die 16-jährige Sina Rodermond vom SV Sonsbeck, die nach 19:03 Minuten im Ziel war, eine Minute vor Annika van Hüüt von der LG Alpen. Theresa Stevens (SV Sonsbeck) kam als drittplatzierte Frau auf 20:28 Minuten. Alle drei gewannen ihre jeweiligen Altersklassen.

(poe)
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