Jugendfußball Wie Fußball eine Krankheit in den Hintergrund treten lässt

Sonsbeck · Schauspieler Ottfried Fischer, „der Bulle von Tölz“, machte die Diagnose 2008 öffentlich. Fußball-Trainer Sigurt Schumann aus Sonsbeck lebt seit sechs Jahren mit dieser unheilbaren Krankheit, die irgendwann zum Kontrollverlust der Muskulatur führt.

 Jugend-Trainer Sigurt Schumann (rechts) mit der U15-Mädchen-Mannschaft des SV Sonsbeck.

Jugend-Trainer Sigurt Schumann (rechts) mit der U15-Mädchen-Mannschaft des SV Sonsbeck.

Foto: Verein

Beide Männer haben Parkinson. Und beide stehen weiter mitten im Leben. „Eine richtige Krankheit sieht ja anders aus“, sagte Fischer mal in einem Interview. „Mein Leben geht in der Form weiter wie vorher“, meint Schumann. Seine Mannschaft, die U15-Mädchen des SVS, sind froh, dass ihr Coach so positiv mit seiner Krankheit umgeht.

„Sein Wille und seine Kraft haben sich quasi auf die Mannschaft übertragen“, sagt Walburga Giesen aus dem Abteilungsvorstand der Rot-Weißen. Der 64-Jährige ist gerne auf dem Sportplatz. Er kümmert sich mit seinem Trainerkollegen Marc Domjahn auch ums U13-Team, wenn die Übungsleiter verhindert sind. Parkinson, eine chronische Krankheit des Nervensystems, und die Auswirkungen auf den Körper sind dann ganz weit weg, wenn er die Mädchen spielen sieht. Die Trainingsbeteiligung sei hoch, sie liege bei 90 Prozent. „Ihnen ist der Zusammenhalt sehr wichtig. Niederlagen sind für sie ärgerlich, aber nicht tragisch.“

Dem gebürtigen Moerser machen seine U15-Fußballerinnen sehr viel Freude. Als Aufsteiger in die Leistungsklasse verkauft sich das Schumann-Team teuer. Als einzige Mannschaft aus dem Fußball-Kreis Moers sind die jungen Sonsbeckerinnen in dieser Liga mit längeren Auswärtsfahrten nach Düsseldorf, Bocholt oder Bottrop vertreten.

Kürzlich gelang ihnen ein Husarenstreich im U15-Kreispokal-Wettbewerb gegen den haushohen Favoriten GSV Moers. Im Achtmeterschießen zog das Sonsbecker Team mit einem hauchdünnen 6:5 ins Finale ein. Torhüterin Lilie Enters wehrte den letzten Versuch des GSV bravourös ab. Das sind diese besonderen Erlebnisse, die Sigurt Schumann glücklich machen und seine unheilbare Krankheit für einige Zeit ganz weit in den Hintergrund rücken lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort