Rugby in Badehosen

Der Rheinberger Ulrich Raschka und Heinz-Josef Kemkens aus Lüttingen treffen sich regelmäßig im Schwimmbecken. Die zwei spielen Unterwasser-Rugby in Goch. Raschka punktet zudem für einen Zweitliga-Verein.

RHEINBERG/Lüttingen Mit lang gestreckten Beinen sitzt Ulrich Raschka in rund dreieinhalb Metern Tiefe am Boden des Schwimmbeckens. Ohne sich darüberzulegen oder ihn festzuhalten, verteidigt er den Metall-Korb vor dem Angriff. Die Taktik durchschauend nimmt der Rheinberger dem Gegner den Ball ab und taucht auf. Kurzes Luftschnappen. Schon startet der Konterangriff. Raschka spielt Unterwasser-Rugby. An diesem Abend nimmt auch wieder Heinz-Josef Kemkens aus Lüttingen im Freizeitbad GochNess am Training teil. Die zwei sind fester Bestandteil der Mannschaft von DUC Goch.

Angefangen hat bei Ulrich Raschka alles mit den Fischen im Aquarium. Die weckten den Wunsch, tauchen zu lernen. 1974 absolvierte er die Grundausbildung beim Duisburger Schwimm- und Sport Club in Homberg. Dort wurde der Rheinberger auf Unterwasser-Rugby aufmerksam. Als Konditionstraining optimal, dachte er sich.

Ball mit Salzwasser-Füllung

„Erst stand das Tauchen im Vordergrund. Das änderte sich aber“, sagt der 56-Jährige, der nicht nur in Goch spielt. Raschka entdeckte schnell sein Talent am mit einer Salzwasser-Lösung gefüllten Plastikball, so dass er für die Duisburger in der Zweiten Bundesliga ins Becken springt. Beim Unterwasser-Rugby sind nicht nur Kraft wie Kondition, sondern auch Schnelligkeit und Technik gefragt. Da Zurufe nicht möglich sind, wird als Kommunikations-Alternative in die Hände geklopft. Der 3,3 Kilogramm schwere Ball muss unter Wasser geführt werden. Nur der ballführende Spieler darf attackieren beziehungsweise attackiert werden. Ein Team besteht aus elf Mitglieder, wovon sich nur sechs im Becken befinden dürfen. Erst wenn ein Spieler das Wasser komplett verlassen hat, darf der andere hineinspringen. Die schnellen Angriffe unter Wasser sind Kräfte zerrend und erfordern eine enorme Ausdauer. Zweimal 15 Minuten beträgt die effektive Spielzeit. Zwei Schiedsrichter in Tauchausrüstung sowie ein Referee am Beckenrand und ein Protokollführer ahnden jeden Regelverstoß. Ganz ohne Blessuren geht’s trotzdem oft nicht ab beim wilden Getümmel. Davon kann auch Kemkens ein Lied singen.

Wenn der Kiefer knackt

Ulrich Raschka ist nicht der einzige Unterwasser-Rugbyspieler in seiner Familie. Als Sohn Rafael 14 Jahre alt war, nahm ihn der Vater mit zum Tauchen. Um ihn schonend ans Rugby heranzuführen, gingen die beiden zum DUC Goch. „Das Drumherum macht’s aus. Das Mannschaftsgefühl ist ganz anders. Unter Wasser fühle ich mich wohl und geborgen“, erläutert Raschka die Faszination. Da dreidimensional gespielt wird, muss der Druckausgleich beim Abtauchen schnell gehen. „Wir schieben den Unterkiefer vor, wenn es knackt, ist es gut. Bei denen, die viel spielen, geht’s automatisch“, meinte der Rheinberger mit einem breiten Grinsen.

(RP)
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