Rettungsschwimmen Ein unersättlicher Weltrekordhalter
Alpen · Thomas Janßen dominiert in seiner Altersklasse das Rettungsschwimmen. Eigentlich hatte der 52-Jährige den Sport schon aufgegeben. Doch er ließ sich überreden, für die DLRG Alpen noch einmal aktiv zu werden. Mit ziemlich großem Erfolg.
Ja, er sei ehrgeizig, gibt Thomas Janßen zu. Und nein, ein Leben ohne Sport, das könne er sich wahrlich nicht vorstellen. Sport, dazu zählt für den 52-Jährigen zuallererst Schwimmen. An zweiter Stelle kommt Rennradfahren, an dritter steht Laufen. „Ich schwimme, seit ich acht bin“, sagt der Sportler, der im Alpener Hallenbad das Schwimmen gelernt hat und wie seine Vereinskollegen von der DLRG Alpen darunter leidet, dass auch der zweite Lockdown wieder den Schwimmsport betrifft und alle Bäder seit dem 2. November dicht sind. „Das tut schon weh“, sagt der Chemotechniker, der in Alpen groß geworden ist und in Moers lebt und arbeitet.
Um fit zu bleiben, hat Thomas Janßen Platz in seinem Keller geschaffen, für Körperspannungsübungen unter anderem mit dem Terra-Band. Oder um mit seinem Rennrad auf der Rolle gegen virtuelle Mitfahrer aus aller Herren Länder anzutreten. Er würde nur allzu gerne wieder Bahnen ziehen, in Alpen oder beim Schwimmverein in Krefeld, in dem er ebenfalls Mitglied ist.
So wie er es vier Mal die Woche getan hat, bevor er sich im September 2019 auf den Weg nach Riccione (Italien) gemacht hat, um bei der Europameisterschaft der Rettungsschwimmer an den Start zu gehen – und in seiner Altersklasse AK 50 über 50 Meter Retten (25 Meter kraulen, 25 Meter retten einer 45-Kilogramm schweren, mit Wasser gefüllten Puppe) den Weltrekord zu brechen: In 34 Sekunden schlug Thomas Janßen am Beckenrand an und löste damit seinen Vereinskollegen Josef Kilders (50) als Weltrekordhalter ab, den der sich 2018 in Eindhoven geholt hatte.
Aber damit nicht genug. Auch in der Disziplin „200 Meter Hindernis“ trat Janßen in Riccione an, auch hier holte er sich mit 2:21 Minuten den Weltrekord in seiner Altersklasse. „Ich weiß, ich kann gewinnen. Sonst brauche ich nicht an den Start zu gehen“, sagt der Mann, der von 1991 bis 1994 für die Nationalmannschaft geschwommen und nicht nur Einzelkämpfer ist, sondern auch gruppentauglich. Mit seinem Team, zu dem Sven Helbig (45), Georg Osing (64) und Josef Kilders (50) gehören, ist er in der Altersklasse 200 (das Alter aller Teammitglieder addiert) schon drei Mal Deutscher Meister im Rettungsschwimmen geworden.
„Eigentlich hatte ich 2005 nach einem Wettkampf in Lübeck das Rettungsschwimmen beendet“, erzählt er. Stattdessen sei er Marathon gelaufen und zum Deutschen Schwimmverband DSV gekommen, in Krefeld im Verein geschwommen. Aber dann habe ihn vor fünf Jahren Christiane Schulte, die in der gleichen Firma wie er als Controllerin arbeitet, überredet, bei der DLRG in Alpen wieder einzusteigen und sich mit dem Team auf die WM 2016 im niederländischen Eindhoven vorzubereiten. Der Erfolg stellte sich denn auch ein: „Im Team haben wir drei von vier Starts gewonnen“, sagt Thomas Janßen.
„Wir haben jetzt ein Jahr ohne Wettkampf hinter uns, das ist schon ziemlich frustrierend“, bedauert der gebürtige Alpener. Und 2021 werde es wohl wegen der Corona-Pandemie auch keine Wettkämpfe im Schwimmsport geben. Also rauf aufs Rennrad. Verschiedene Alpenpässe hat der 52-Jährige schon bewältigt; im nächsten Jahr möchte er mit Sven Helbig, Christina Schulte und sicher noch weiteren interessierten DLRG’lern mit dem Rennrad entweder von München zum Gardasee fahren, „oder vom Osten in den Westen.“
Vor zwei Wochen wurde er am linken Knie operiert. Der Meniskus. Wegen des rechten Knies war er schon vor fünf Jahren auf dem OP-Tisch gelandet, hatte sich beim Wakeboarden das Kreuzband gerissen. Aber mit dem Schwimmsport aufhören, das kommt für den 52-Jährigen überhaupt nicht in Frage. „Ich will in der Altersklasse 90 noch Weltrekorde brechen“, sagt er selbstbewusst. Man glaubt ihm aufs Wort.