Nibelungen-Triathlon in Xanten Jürgen Bruss – ein letztes Mal Dienst in der Wechselzone

Xanten · Der Xantener gehört dem Helferteam des Nibelungen-Triathlons an. Am 4. September hört er auf – nach drei Jahrzehnten. Bei der 36. Auflage wird Jürgen Bruss, der im kommenden Jahr 70 wird, nochmals an der Radwechselzone zum Laufen stehen.

 Ohne die treuen Helfer wie Jürgen Bruss würde es den Nibelungen-Triathon nicht geben. Hier hält der 69-jährige Xantener ein Foto vor dem Hinweisplakat von 1990 in den Händen. Am 4. September ist er das letzte Mal als Helfer dabei.

Ohne die treuen Helfer wie Jürgen Bruss würde es den Nibelungen-Triathon nicht geben. Hier hält der 69-jährige Xantener ein Foto vor dem Hinweisplakat von 1990 in den Händen. Am 4. September ist er das letzte Mal als Helfer dabei.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Es wird sein letzter Wettkampf sein am 4. September. Sein Entschluss steht fest. Jürgen Bruss wird an dem Sonntag letztmals beim Nibelungen-Triation des TuS Xanten als Helfer dabei sein, wenn um 8.30 Uhr in der Wardter Förde der Startschuss zur 36. Auflage fällt. Und Bruss wird wieder dort stehen, wo er immer gestanden hat: an der Radwechselzone zum Laufen. „Im Mai werde ich 70, und irgendwann muss ja mal Schluss sein“, sagt der drahtige Xantener, der ab 2023 allenfalls noch als Zaungast den Wettbewerb verfolgen will.

Seit 30 Jahren hält Jürgen Bruss SportlerInnen beim Nibelungen-Triathlon durch „Absteigen“-Zurufe davon ab, auf die Nase zu fallen, weil sie in hohem Tempo mit dem Rennrad um die Kurve kommen und vielleicht nicht rechtzeitig stoppen können an der zweiten Wechselstelle. Denn da müssen die Athleten runter vom Rad, im Laufschritt zu ihrem nummerierten Radständer auf dem Parkplatz vor der Klappbrücke, das Rennrad parken, sich in Windeseile die Laufschuhe anziehen und auf den Weg zur letzten Etappe dieses Ausdauer-Dreikampfes machen. Und die Zeit läuft unterdessen gnadenlos weiter.

Selber hat er noch keinen Triathlon absolviert. „Ich bin nur Läufer, schwimmen war nie mein Ding. Ich schaffe ein paar Meter, dann ist Feierabend“, gibt der Mann zu, der vor 31 Jahren in Berlin seinen ersten Marathon absolvierte und dessen Bestzeit über die 42,195 Kilometer bei 2:57 Stunden liegt. „Ich quäle mich gerne, gehe über meine Grenzen hinaus“, sagt Bruss. Laufen habe ihm immer die Kraft gegeben, bei seinem anstrengenden Job (er hat viele Jahre im Messebau gearbeitet, sieben Tage in der Woche) den Kopf freizubekommen. Drei Sportarten seien ihm schon alleine aus beruflichen Gründen zu viel gewesen, erzählt der Vater von zwei Kindern und Großvater von fünf Enkeln. Aber am Nibelungen-Triathlon hätte er ohnehin nicht teilnehmen können, nicht einmal als Läufer in einer Staffel: Es ist ungeschriebenes Gesetz beim TuS, dass Mitglieder der Triathlon-Abteilung nicht an den Start gehen dürfen. „Die werden alle als Helfer gebraucht“, sagt Bruss.

Zum Xantener Triathlon ist der Rentner damals indirekt durch seinen Sohn Daniel, mittlerweile 42 Jahre alt und selber Vater von zwei Kindern, gekommen. Er besuchte die Viktor-Grundschule, sein Klassenlehrer hieß Gerd Reinders. Eines Tages, irgendwann im Jahr 1988, habe sein Sohn, damals acht Jahre alt, gesagt: „Papa, du musst mal mit zum Sportplatz kommen. Ich habe meinem Lehrer gesagt, dass du über 100 Meter schneller bist als er.“

„Ich habe natürlich gewonnen“, meint Jürgen Bruss und lacht. Das mochte Reinders nicht auf sich sitzen lassen, forderte ihn direkt zum 400-Meter-Lauf heraus. „Den habe ich auch gewonnen. Aber ich war danach echt groggy.“ Gerd Reinders ist freitags immer mit einigen seiner SchülerInnen im Wald laufen gegangen. „Da bin ich dann mal mitgelaufen.“ So kam er mit dem Mann ins Gespräch, der den Nibelungen-Triathlon ab 1988 zu einem großen Sportevent machte.

Und das, obwohl eigentlich Laufen immer sein Ding gewesen ist. Gut in Erinnerung geblieben ist Jürgen Bruss der Jungfrau-Marathon in der Schweiz. Die Gruppe aus der Triathlon-Abteilung, mit der er sich seit mehr als 30 Jahren regelmäßig zum Laufen trifft, hatte ihm zum 50. Geburtstag einen der begehrten 4000 Startplätze geschenkt; zwei aus der Gruppe fuhren mit. Ringo Haupt, heute Leiter der Triathlon-Abteilung des TuS, und Uwe Radusch, die sich ebenfalls um einen Startplatz bemüht und per Losverfahren auch bekamen.

Auch Yves Reinders, Roli Joost, Joachim Geisler (er hat 1987 mit dem im Dezember 2014 verstorbenen Gerd Reinders die Triathlon-Abteilung beim TuS gegründet), Jürgen Wölfing, Edgar Epe, Josef Gamerschlag, Jupp Wellmanns und Klaus Moertter gehören zur Truppe. Man lief gemeinsam Marathons, fuhr zu Wettkämpfen. Hamburg, Berlin, 1996 New York. Noch heute treffen sich die inzwischen „älteren Herren“ jeden Dienstag, die Laufstrecke hat sich allerdings deutlich verkürzt, von 42,195 Kilometer auf sieben bis acht Kilometer. „Früher haben wir uns viermal in der Woche zum Laufen getroffen.“ Zuerst in der Hees, Treffpunkt Röschen; später dann um die Nord- und Südsee herum.

Zwischen 6 und 7 Uhr beginnt für alle Helfer auch beim 36. Nibelungen-Triathlon am 4. September der „Arbeitstag“, gegen 20 Uhr ist er zu Ende. Ab Freitagmittag bis Samstagabend wird aufgebaut: Die Absperrgitter müssen aufgestellt, Radständer für die Rennräder (bislang haben sich rund 1200 Sportler angemeldet) auf dem Parkplatz rechter Hand vor der Klappbrücke in Wardt aufgebaut, die Kreisstraße 32 zwischen Varusring und Ortseingang Vynen für die zweite Disziplin, das Radfahren, markiert werden. Der Zieleinlauf auf dem Parkplatz links vor der Klappbrücke muss mit Flatterband abgetrennt, das Versorgungszelt aufgebaut, die Werbesäule im Zielbereich platziert werden, für die Jürgen Bruss zuständig ist und die jedes Jahr neu mit den Sponsoren bestückt wird, die den Triathlon finanziell unterstützen.

Und bisher hat das Organisationsteam um Ringo Haupt, seit dem Tod von Gerd Reinders Vorsitzender der Triathlon-Abteilung, alles immer rechtzeitig fertig bekommen. Nur auf eins haben die Helfer keinen Einfluss: das Wetter. Aber das war in der Vergangenheit (fast) immer gut. Genau wie die Stimmung unter den Helfern und Athleten, von denen viele nach Xanten kommen, um hier ihre Wettkampf-Saison abzuschließen.

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