Motorsport Moto-Cross-Talent fährt zum DM-Titel

Borth · Vincent Gallwitz ist Deutscher Meister in der 85ccm-Klasse. Vor jedem Rennen betet der Borther mit seiner Mutter.

Angst ist für Vincent Gallwitz auf seiner Motorcross-Maschine ein Fremdwort. Sobald das Ausnahmetalent aus Borth auf das Motorrad steigt, überwiegen Adrenalin und Nervenkitzel. Dann fokussiert sich der 15-Jährige nur noch auf seine KTM SX-85 und die Rennstrecke. Es scheint, als seien der Schüler und seine Rennmaschine unzertrennlich. Und das er ein kleiner Star im Rennsport ist, beweist er immer wieder aufs Neue.

Erst am vergangenen Sonntag staunte die Konkurrenz nicht schlecht, als der eher schmächtig ausschauende Jugendliche Deutscher Meister in der 85ccm-Klasse wurde. Ein achter Platz beim Rennen in Gerstetten reichte dem Borther, um sich den Sieg in Gesamtwertung zu holen. An solch einen Erfolg war vor dem Saisonstart im März nicht zu denken. "Das war meine schlechteste Vorbereitung und mein Ziel lautete deshalb nur, unter die Top Fünf zu fahren", sagt der sonst so ehrgeizige Fahrer. Die Grippeerkrankung seiner Eltern und schließlich noch eine Autopanne auf dem Weg ins Trainingslager zwangen das Energiebündel zu einer vierwöchigen Pause. Ansonsten trainiert der Youngster fast täglich. Nur montags ist Ruhetag. In der restlichen Woche heißt es: Kondition tanken. Schwimmen, Fahrrad fahren oder joggen seien da am besten geeignet.

Seit nunmehr zwei Drittel seines Lebens sitzt Vincent fast täglich auf seiner Maschine. Angefangen hat alles mit dem Besuch auf der ehemaligen Rennstrecke des KMC Rheinberg mit seinem Vater. "Dann war es um mich geschehen", erinnert sich der Gymnasiast. Die Leidenschaft zu den Motorrädern hat "Vinni" von seinem Papa geerbt. Er ist bei jedem Rennen als Fan, aber auch als Mechaniker dabei. Generell zieht die Familie Gallwitz beim finanziellen- und zeitaufwendigen Hobby des jüngsten Sprosses an einem Strang. "Das bedeutet schon viel Stress", erklärte Vater Joachim. Auch Vincents Schwester Anna-Lena ist bei den vielen Rennwochenenden dabei und seine Mutter Klaudia als mentale Stütze ein wichtiger Bezugspunkt. Vor jedem Rennen ist das gemeinsame Beten ein Ritual, das Vincent Sicherheit, Ruhe und Zeit zum Konzentrieren ermöglicht. Denn Verletzungen auf den Strecken im freien Gelände sind trotz Schutzkleidung keine Seltenheit. Aber auch ein Schlüsselbein- oder vierfacher Armbruch lassen den Sportler nicht an seiner großen Leidenschaft zweifeln.

Immerhin liebt das Talent, das für den MSC Grevenbroich startet, nicht nur den Sport, sondern auch das Drumherum. Freunde hat Vincent in ganz Deutschland und Europa. Die sportlichen Wochenenden gleichen immer einem großen Familientreffen. Beim ADAC-Juniorcup, einer weiteren Rennserie, an der Vincent ebenfalls teilnimmt, sind Starter aus der ganzen Welt dabei. "Internationale Erfahrungen konnte ich so definitiv sammeln", sagt "Vinni. In der Gesamtwertung des Wettbewerbs liegt er derzeit auf Platz zwölf – natürlich mit Ambitionen, weiter die Rangliste heraufzuklettern. Beim nächsten Start im September, so verspricht der Borther, wird er wieder seine professionelle Einstellung an den Tag legen: "Dann konzentriere ich mich voll auf meinen Job." An seinen ersten DM-Titel denkt "Vinni" dann nicht.

(sfk)
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