Fußball Mit der Pfeife auf Ballhöhe

Im Leben von Susann Lampe dreht sich fast alles um Sport. Und wie viele Stunden die 52-Jährige aus Rheinberg auf dem Fußballrasen verbrachte, kann sie spontan nicht nachvollziehen. Viele Jahre lang sorgte sie Woche für Woche dafür, dass die Begegnungen regelkonform verliefen – auch in der Bundesliga. Und mögen nach Niederlagen noch so dumme Witze oder schlechte Kritiken der Vereinsvertreter an den Unparteiischen laut werden, Lampe stellt unmissverständlich klar: "Ich habe meine Entscheidung nie bereut, als Schiedsrichterin übers Spielfeld zu laufen." Ganz im Gegenteil.

Karriere begann beim TuS 08

Noch heute hütet sie ihre Trillerpfeife, die schwarze Mappe mit der gelben und roten Karte. Zahlreiche Zeitungsausschnitte und Medaillen erinnern an eine erfolgreiche Karriere, die beim TuS 08 begann und bis in den Kader des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) führte. Mit besonderem Interesse wird sie natürlich auch die Weltmeisterschaften der Frauen verfolgen, die am 26. Juni um 18 Uhr mit dem Eröffnungsspiel im Berliner Olympiastadion zwischen Deutschland und Kanada offiziell starten. "Der Mädchen- und Frauenfußball hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm entwickelt. Das hat man sicher dem beachtlichen Erfolg unserer Nationalmannschaft zu verdanken", weiß Lampe. Denn neben den sieben Titeln bei Europameisterschaften konnte das Team, das derzeit von Silvia Neid trainiert wird, bereits 2003 und 2007 einen WM-Titel für sich verbuchen. Noch heute erinnert sich Lampe an das grandiose Endspiel in China, als 2007 die deutschen Kickerinnen im "Goldregen" versanken. Da die Weltmeisterschaften der Frauen erstmals in Deutschland stattfinden, hofft sie auf ein weiteres "Sommermärchen."

Die Karriere von Susann Lampe begann als 15-Jährige beim TuS 08 auf dem Feld und im Tor in einer Jungen-Mannschaft. Verstecken muss sie sich dort nicht. Als ihr Trainer und spätere Ehemann, Reiner Lampe, Schiedsrichter suchte, begann sie mit einem umfassenden Ausbildungsprogramm. "Die Lehrgänge waren abends, tagsüber war man ja voll berufstätig." Oft war sie die einzige Frau bei den Kursen. Doch das störte sie nicht. "Eine gute Kondition ist schon notwendig. Man sollte immer auf Ballhöhe sein, um die Situation sicher einschätzen zu können", weiß Lampe und meinte weiter: "Ich habe immer überzeugend, sachlich und glaubwürdig meine eigenverantwortlichen Entscheidungen dargestellt." Heute schmunzelt sie darüber, dass bei ihrem ersten Einsatz in Alpen das Spiel der A-Jugend mit einem Abbruch endete. "Als Frau fand ich keine Akzeptanz bei Spielern und Eltern", erinnerte sie sich. "Aber ich habe nicht aufgegeben", fügte Lampe hinzu.

Unvergessliche Erlebnisse

Als unvergessliche Erlebnisse nennt sie Einsätze beim Super-Cup in Frankfurt oder im Berliner Olympia-Stadion. "Das waren imposante Glücksmomente." Und sie gestand ein: "Ich hatte vor jedem Spiel Lampenfieber – egal, in welcher Liga ich im Einsatz war."

(RP)
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