Reitsport Mehr als hundert Kilometer im Sattel

Orsoy · Die 49-jährige Andrea Baran ist Distanzreiterin. Kürzlich feierte die Orsoyerin ihren ersten internationalen Erfolg.

 Die Geländereiterin Andrea Baran geht bei ihren Ausritten eine emotionale Verbindung mit der Natur ein.

Die Geländereiterin Andrea Baran geht bei ihren Ausritten eine emotionale Verbindung mit der Natur ein.

Foto: Privat

Es ist die Verbindung zwischen der Natur, Bewegung und dem Sport, die Andrea Baran (49) so liebt. Seit sie denken kann, sind die Pferde ihre Wegbegleiter. In der Freizeit führt ihr Weg als erstes zum Reitstall. Vor neun Jahren entdeckte sie dann eine Nische des Pferdesports, die es ihr ermöglichte, das Ausreiten in der Natur auf Wettkampfebene auszudehnen. Seitdem sucht die gebürtige Orsoyerin die Herausforderung im Distanzreiten und reist zu Wettkämpfen durch das ganze Bundesgebiet. Bei der weitgehend unbekannten Sportart geht es darum, große Entfernungen im Gelände schnell mit dem Pferd zurück zu legen. Besonderes Augenmerk liegt dabei allerdings auf der Gesundheit und Vitalität des Pferdes. Ein beispielsweise lahmendes Tier wird sofort vom Rennen ausgeschlossen.

 Eingebettet in eine grün, gelb und braun leuchtende Landschaft: Andrea Baran auf dem Rücken ihres Pferdes.

Eingebettet in eine grün, gelb und braun leuchtende Landschaft: Andrea Baran auf dem Rücken ihres Pferdes.

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Als Baran im Jahr 2005 erstmals vom Distanzreiten las, war sie sofort hellauf begeistert. Mit ihrer Traberstute Tashina, die damals schon 16 Jahre alt war, machte sie die ersten Einführungsritte über 30 Kilometer. Nach und nach sammelte Baran weitere Erfahrungen, eignete sich Wissen über den Sport an und wurde leidenschaftliche Distanzreiterin. "Trainer wie im Spring- oder Dressurreiten gibt es nicht. Nur wenige hier im Umkreis betreiben diesen Sport. Ich habe mir mein Wissen zusammengesucht und viel aus meinen eigenen Fehlern gelernt", sagt Baran.

Ursula Klingbeil, Tierärztin und Deutsche Meisterin 2010, steht ihr seit drei Jahren bei Fragen zu Techniken und Gesundheit des Pferdes zur Seite. "Wir haben uns bei einem Wettkampf kennen gelernt. Sie hat das Potenzial meines Pferdes sofort erkannt." Zu diesem Zeitpunkt hatte Baran sich gerade den fünfjährigen Vollblut-Araber "Matadorr" gekauft. "Ihn habe ich systematisch für das Distanzreiten aufgebaut", so Baran, die erst vor vier Wochen zurück an den Niederrhein gekehrt ist. Zuvor lebte die Powerfrau fünf Jahre beruflich bedingt in Pforzheim, wo sie für ein Logistikunternehmen arbeitete.

Alle zwei Wochenenden pendelte die Pferdeliebhaberin zwischen Orsoy, wo ihr Mann Christoph weiter wohnte, und dem Schwarzwald. "Matadorr" zog vor drei Jahren mit in die gebirgige Landschaft, die sich optimal zum Distanzreiten eignet. "Im ersten Jahr bin ich mit ihm Strecken bis zu 60 Kilometern gegangen, in der zweiten Saison dann bis zu 80 Kilometer." In dieser Wettkampfsaison war der temperamentvolle und robuste Araber dann bereit für den nächsten Schritt. Nachdem Baran auf "Matadorr" im August erstmals 120 Kilometer ritt, überquerte sie über diese Distanz im Oktober in Weissenhorn in Bayern bei einem internationalen Rennen (CEI) gegen 32 Konkurrenten nach knapp sieben Stunden als Erste die Ziellinie. Vier Runden mit zweimal je 25 und 35 Kilometern durch Wald und Wiesen galt es, zu überwinden. In den Zwischenpausen wurde der Gesundheitszustand der Pferde durch Tierärzte beurteilt. Baran hatte die Kondition von "Matadorr" richtig eingeschätzt und war mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17 Stundenkilometern eher zu langsam als zu schnell unterwegs. "In den letzten zwei Runden habe ich dann noch mal Vollgas gegeben und bin an allen vorbeigezogen", freute sich die 49-Jährige, die von ihrem Mann und drei Freunden begleitet wurde. Diese kümmerten sich während der gesamten Rennzeit um die Verpflegung und Versorgung von Ross und Reiter.

Sportlich will Baran in den nächsten Jahren mit großen Schritten weitergehen. Ab Ende Januar heißt es wieder: trainieren, damit sie und "Matadorr" rechtzeitig fit werden. Im Mai 2015 möchte Baran in Frankreich in der Königsdisziplin über 160 Kilometer an den Start gehen. Die Ziele für die nächsten zwei bis drei Jahre hat sich die strebsame Reiterin auch schon gesteckt. "Mein Traum ist es, bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft zu starten." Vorerst geht Baran jedoch in die wohlverdiente Winterpause. Diese wird die Rheinbergerin dazu nutzen, die Natur rund um Orsoy mit "Matadorr" zu entdecken und sich Trainingsstrecken auszugucken.

(sfk)
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