Experten-Runde mit Kult-Trainer Peter Neururer in Veen Fußball-Talk mit vielen Anekdoten

Bei Schippers in Veen kritisierte Peter Neururer Schalke-Keeper Alex Nübel. Werner Hansch sprach von der legendären Pressekonferenz mit Christoph Daum. Thomas Kastenmaier äußerte sich zum Mönchengladbacher Höhenflug und trat auf die Euphorie-Bremse.

 „Sein Berater hat die Zukunft eines Supertalents verschenkt und kaputt gemacht“, sagte Peter Neururer über den Wechsel von Alexander Nübel zu den Bayern.

„Sein Berater hat die Zukunft eines Supertalents verschenkt und kaputt gemacht“, sagte Peter Neururer über den Wechsel von Alexander Nübel zu den Bayern.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Unter dem Motto „Flache Pässe, Flotte Sprüche“ diskutierten Kult-Trainer Peter Neururer, Reporter-Legende Werner Hansch und Thomas Kastenmaier, Ex-Profi von Borussia Mönchengladbach, mit Gastgeber Sebastian Falke in der Landstube vom Spargelhof Schippers in Veen über die wichtigsten Themen vor dem Bundesliga-Rückrunden-Start. Und die prominenten Gäste lieferten, indem sie die Zuhörer auch mit einigen Anekdoten erfreuten.

Neururers Gang zum Arbeitsamt in Badelatschen, Kastenmaiers Fahrt über die niederländische Grenze mit Mengen an Kaffee oder Hanschs undankbare Aufgabe, die legendäre Pressekonferenz zur „Koks-Affäre“ von Christoph Daum zu koordinieren – beim Talk in Veen kramten die Promis ihre besten Geschichten hervor. Bevor aber in Erinnerungen geschwelgt wurde, stand zunächst die aktuelle Lage des deutschen Fußballs auf dem Programm.

 Reporter-Legende Werner Hansch sorgte mit seiner Erinnerung zur „Koks-Affäre“ von Christoph Daum für einige Lacher.

Reporter-Legende Werner Hansch sorgte mit seiner Erinnerung zur „Koks-Affäre“ von Christoph Daum für einige Lacher.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Es ging natürlich ums Spitzenspiel zwischen Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach. Schließlich gibt’s im Krähendorf viele Anhänger der „Fohlen“. Die Runde äußerte sich zunächst überrascht. Niemand habe damit gerechnet, dass beide Teams in der Tabelle so weit oben stehen würden. Beim letzten gemeinsamen Talk im vergangenen Jahr in Wesel fiel die Meinung von Neururer und Hansch zu beiden Clubs noch negativer aus. Die Euphorie sollte sich aber dennoch in Grenzen halten, findet Kastenmaier. „Geholt hat Gladbach noch gar nichts.“ Trotzdem blickte die Runde optimistisch in die Zukunft. „Sowohl Gladbach als auch Schalke haben hervorragende Trainer“, sagte Neururer.

Das Thema Alexander Nübel war dann nicht fern. Der ablösefreie Sommerwechsel des Schalker-Keepers zum FC Bayern München ließ den Kult-Trainer mit dem Kopf schütteln. „Sein Berater hat die Zukunft eines Supertalents verschenkt und kaputt gemacht.“ Nübel habe bei diesem Transfer an seine finanzielle Absicherung gedacht. Diese Problematik sei kein Einzelfall. „Das ist eine Entwicklung, die irgendwo und irgendwann mal den Fußball kaputt macht“.

Auch RB Leipzig und Jürgen Klinsmann wurden von Neururer kritisiert. Der Verein aus dem Osten sei „eine reine Werbemaßnahme“ und der neue Hertha-Coach „hätte sich seine Lizenz auch auf der Kirmes schießen können“. Hansch widersprach. Die Strategie von RB sei normal. „Marketing ist einer der Hauptsäulen in der Bundesliga“, und Hertha habe besonders die Aura von Klinsmann verpflichtet. Eine besondere Aura bewies aber auch Neururer, als er davon berichtete, wie er sich als junger Trainer kurz nach seiner Entlassung in Saarbrücken arbeitslos melden musste und beim Arbeitsamt in einem offenen Porsche in Badelatschen vorfuhr.

Und Kastenmaier erinnerte sich an eine Grenzkontrolle in Venlo. Er und ein Kumpel hatten reichlich Kaffee im Kofferraum verstaut. Am Grenzübergang fiel dann allerdings auf, dass der Reisepass fehlte. Der Ex-Profi hatte Glück, dass ein Polizist ihn erkannte und ihn ohne große Probleme durchwinkte.

Zum Abschluss schilderte Hansch noch sein unvergessliches Erlebnis um den Skandal von Christoph Daum. Die Reporter-Legende erhielt vor der legendären Pressekonferenz einen Anruf des Ex-Trainers, der Hansch um seine Hilfe bat. „Ich wusste gleich, dass es eine relativ gewagte Nummer war.“ Trotzdem willigte er ein und traf sich zur Lagebesprechung im Hyatt-Hotel in Köln mit allen Beratern und Anwälten von Daum.

„Sie sprachen alles durch wie in einem Drehbuch. Und ich sollte entscheiden, ob es so funktionieren kann. Mein erster Ratschlag, dass Daum nicht so viel ablesen dürfe, wurde akzeptiert. Außerdem war ich aber noch der Meinung, dass sich Christoph bei Uli Hoeneß entschuldigen müsste. Das lehnte Daum aber mal sofort ab. Auf der Pressekonferenz war es wie im Todestrakt. Ein Blitzlichtgewitter herrschte überall. Das schlimmste waren die Fragen. Als erstes meldete sich Komiker Stefan Raab und fragte nach, ob es nicht für Daum interessant wäre, Sturm Gras zu übernehmen.“

Nach ihren Geschichten waren alle drei Teilnehmer des unterhaltsamen Fußball-Talks für Fotos, Autogramme und einem kleinen Fan-Plausch zu haben.

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