Gustav Hensel im Gespräch „KSB als Kümmerer und Berater“

Kreis · Der 66-Jährige ist Vorsitzender des Kreissportbund Wesel. Er möchte den Sport politikfähiger gestalten.

 Gustav Hensel in der KSB-Geschäftsstelle vor dem Aufsteller „Play together – live together“. 2019 steht im Programm „Integration durch Sport“ im Kreis Wesel alles unter dem Motto dieser Kampagne.

Gustav Hensel in der KSB-Geschäftsstelle vor dem Aufsteller „Play together – live together“. 2019 steht im Programm „Integration durch Sport“ im Kreis Wesel alles unter dem Motto dieser Kampagne.

Foto: Putjus

Sie liegt immer noch etwas versteckt, die Geschäftsstelle des Kreisportbund (KSB) Wesel in der ehemaligen Dorfschule Ginderich. Die Hinweisschilder werden erst aufgestellt, wenn der Außenbereich umgestaltet ist. Damit soll in diesem Frühjahr begonnen werden. Seit Frühjahr 2018 steht Gustav Hensel an der Spitze des KSB. Hinter dem 66-jährigen Voerder liegen Orientierungsmonate, in denen er sich die Inhalte seiner ehrenamtlichen Arbeit zurechtgelegt hat. Jetzt spricht der gelernte Zahntechniker über Tradition, die Zukunft der Vereine und nennt seine persönlichen Ziele.

Herr Hensel, Sie sind im Präsidium des Rheinischen Schützenbunds für Tradition und Brauchtum zuständig. Was halten Sie denn in ihrer Funktion als KSB-Vorsitzender vom E-Sport?

GUSTAV HENSEL Man sollte sich vor der Entwicklung nicht verschließen. Den Sportgeist, so wie ich ihn definiere, kann ich aktuell aber nicht sehen. Man muss jedoch die Zeichen der Zeit erkennen und versuchen, die Veränderungen für den eigenen Zweck zu nutzen. Ich komme aus dem Schützensport, der auch elektronischer geworden ist. Es gibt dort Weiterentwicklungen, die sich durchaus positiv auf die Bindung der Jugend an die Vereine auswirken können. Ob sich der E-Sport und traditionelle Sport tatsächlich irgendwann ergänzen, möchte ich derzeit nicht beurteilen.

Sportvereine berufen sich oft auf ihre Tradition. Was ist denn für Sie Tradition?

HENSEL Tradition bezieht sich auf Sitten und Gebräuche, die es der Zeit entsprechend zu erhalten gilt. Man sollte nicht an dem festhalten, was einmal gut war, sondern den Wandel der Zeit nicht aus den Augen verlieren. Nehmen wir den Fußball als Beispiel. Kunstrasen ist modern, aber auch in der Unterhaltung teuer. Solche Projekte können Vereinen finanziell auf die Füße fallen. Da gilt es, gut zu kalkulieren. Ascheplätze werden heute als Zumutung empfunden. Aber warum? Nur weil die Kinder beim Fußball spielen schmutzig werden? Es werden allgemein zu viele Begehrlichkeiten geweckt.

Apropos Fußball. Warum ist auch der Fußball in den Clubs im Kreis Wesel so dominant?

HENSEL Wo viele sind, rennen noch mehr hin. Das ist typisch Mensch. Es liegt aber auch an dem Mannschaftsgedanken und der Identifikationsmöglichkeit. In der Leichtathletik oder im Tennis weiß doch niemand, aus welchen Vereinen die besten Sportler kommen.

Was haben Sie sich überhaupt für ihre erste Amtszeit für Ziele vorgenommen?

HENSEL Auf der Hauptversammlung im April 2018 hatte ich gesagt, dass ich das Rad nicht neu erfinden möchte und ein paar allgemeine Ziele auf einer DIN A4-Seite zusammengefasst. In den folgenden Monaten bin ich mit KSB-Mitarbeitern durch 13 Rathäuser getingelt, um über den Sport vor Ort zu diskutieren. Ich möchte den Sport politikfähiger gestalten und Vereine auf Fördertöpfe aufmerksam machen, damit sie sich zukunftsorientiert aufstellen können. Netzwerke müssen besser werden, um handlungsfähiger zu sein. Politische Seilschaften mag ich nicht. Den KSB verstehe ich als Kümmerer und Berater der Vereine.

Was halten Sie von zentralen Sportanlagen?

HENSEL Wenn die Infrastruktur stimmt, ist das ein guter Weg. Vielerorts fehlt das Geld, um in jedem Dorf oder Stadtteil noch einen Platz oder eine Turnhalle zu unterhalten. Heutzutage sind mitunter die Ansprüche der Bürger zu hoch. Das kann keine Kommune mehr stemmen. Mir gefällt das Konzept in Neukirchen-Vluyn mit dem Sportzentrum. Dort arbeiten viele kluge Köpfe mit.

Müssen sich kleine Sportvereine Sorgen machen, dass es sie irgendwann nicht mehr gibt?

HENSEL Wichtig ist, dass Vereine bereit sind, andere Wege zu gehen. Nehmen wir das Beispiel Wesel, wo über zentrale Sportanlagen gesprochen wird. Ich war bei einem der Treffen im Rathaus dabei, wo eine Neid-Diskussion entstand. Das fand ich schlimm. Die Vereine müssen verstehen, dass nun mal Geld nicht unbegrenzt zur Verfügung steht. Bei einer gemeinsamen Nutzung einer Anlage handelt es sich nicht um einen Zusammenschluss, sondern allein um eine Kooperation mehrerer Vereine. Jeder Verein kann eigenständig bleiben mit seinem eigenen Profil.

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