Hustenmittel auf der Dopingliste

Welche Kontrollen gibt es bei Turnieren in der Region?

Der Weseler Tierarzt Eckhard Günther, der sich auf Pferdemedizin spezialisiert hat, ist morgen beim Kreis-Turnier in der Vielseitigkeit in Kamp-Lintfort als Turnierarzt im Einsatz. Er wird dann auch Doping-Kontrollen vornehmen.

Wie viele Doping-Kontrollen werden beim Kreis-Turnier genommen?

Günther Diese Entscheidung fällt der Verband schon im Vorfeld. Ich werde dann in Kamp-Lintfort darüber informiert. Bei einer Veranstaltung wie dem Kreisturnier wird in der Regel auch eine Urin- oder Blutprobe von einem Pferd genommen, das zuvor vom Verband nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurde. Die Probe wird vor Ort versiegelt, vom Reiter oder Besitzer des Pferdes gegengezeichnet und schließlich vom Veranstalter zu einem Analyselabor geschickt.

Gibt es weitere Kontrollen?

Günther Wie bei allen ländlichen Turnieren gibt es je Prüfung eine bestimmte Anzahl von Sichtkontrollen. Das heißt, dass der Tierarzt sich die Pferde direkt nach der Prüfung anschaut. Den Tieren wird für diese Untersuchung Sattel, Gamaschen und Zaumzeug abgenommen.

Was wird kontrolliert?

Günther Der Tierarzt untersucht, ob das Pferd Sporenverletzungen hat. Und er sieht nach, ob es Hinweise darauf gibt, dass die Beine mit scharfen Substanzen eingerieben worden sind, um das Tier beim Springen schmerzempfindlich zu machen. Das sind Kontrollen, die natürlich auch Richtung Tierschutz gehen.

Können auch Sie als Tierarzt bei einem Turnier Doping-Kontrollen anweisen?

Günther Ich nicht, die Wertungsrichter aber. Wenn ein Pferd bei einer Prüfung gewisse Verhaltensauffälligkeiten zeigt, die darauf hinweisen, dass es zum Beispiel durch Medikamente ruhiger gestellt wurde, können die Richter eine Urin- oder Blutprobe anordnen.

Welche Medikamente für Pferde stehen auf der Dopingliste?

Günther Eigentlich fast alle. Es gibt bestimmte Ausnahmen bei Impfstoffen, Wurmkuren, Präparaten zur Steigerung der Abwehrkraft des Tieres sowie Desinfektions- und Insektenschutzmittel. Medikamente für das Herz- und Kreislaufsystem, das Nervensystem oder die Behandlung der Atemwege stehen alle auf der Dopingliste.

Auch ein normales Hustenmittel?

Günther Auch das. Und da im Reitsport die so genannte Nulllösung existiert, ist ein Pferd so lange gedopt, bis der Wirkstoff restlos im Körper abgebaut ist. Das Problem ist, dass es nur Annäherungswerte gibt, wie lange ein gewisses Medikament noch im Körper nachgewiesen werden kann. Darauf weise ich meine Kunden immer hin, denen ich auch sagen, dass ein Pferd erst gesund werden soll, ehe es wieder trainiert oder bei Turnieren startet.

Joachim Schwenk führte das Gespräch.

(RP)
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