Zu wenig Meldungen Zuviel Qualität sorgt für Absage beim Osterrenntag in Sonsbeck

Sonsbeck · Die Galopprennen fallen bei der traditionsreichen Veranstaltung am Sonntag aus. Der Grund: Die gemeldeten Pferde sind zu gut und haben die Konkurrenz abgeschreckt. Ein Experte erklärt, wie sich das in Zukunft vermeiden lässt.

Christian von der Recke ist Vorstandsmitglied des Dachverbandes Deutscher Galopp und sagt, dass die Absagen nicht an der Bahn lagen.

Christian von der Recke ist Vorstandsmitglied des Dachverbandes Deutscher Galopp und sagt, dass die Absagen nicht an der Bahn lagen.

Foto: Klaus-Joerg Tuchel

Ohne Galopprennen wird diesmal die traditionsreiche Veranstaltung am Ostersonntag (ab 12 Uhr) auf der Waldrennbahn in Sonsbeck stattfinden. Für die beiden Rennen mit den edlen Vollblutpferden der seit über 300 Jahren und 30 Generationen auf Geschwindigkeit gezüchteten Pferde waren jeweils nur zwei Vierbeiner gemeldet worden. Es drohte ein finanzielles Desaster, denn Rennen mit nur zwei Pferden sind für den Wettbetrieb und damit für den Veranstalter ein Verlustgeschäft. Der Dachverband Deutscher Galopp in Köln mit seinem Präsidenten Michael Vesper (71), Gründungsmitglied der „Grünen“, langjährigen DOSB-Chef und Kabinettsmitglied unter drei NRW-Ministerpräsidenten, sagte die beiden Galopprennen deshalb ab.

Warum aber wurden nur jeweils zwei Pferde gemeldet? Christian von der Recke ist Vorstandsmitglied des Dachverbandes, er ist in diesem Gremium als Vizepräsident des Trainer-und Jockeyverbandes vertreten. Der vielfache Championtrainer betreut in Weilerswist im Kreis Euskirchen derzeit 40 Pferde. Der 62-Jährige hat seit 1987 die sensationelle Zahl von 2148 Rennen gewonnen. Davon zahlreiche erste Plätze auch in Sonsbeck. Er war Stammgast. Trotzdem hat auch er diesmal verzichtet: „Es klingt im ersten Moment schon komisch. Aber im Grunde hat die Qualität der vier Pferde für den Ausfall gesorgt.“ Der mehrfache Meistertrainer Markus Klug vom Gestüt Röttgen in Köln-Rath-Heumar hatte den vierjährigen Hengst Lotterbov gemeldet. Der „Lümmel“ war im Vorjahr im Deutschen Derby in Hamburg-Horn gelaufen, endete aber nur auf Platz 14 unter 20 Startern. Nach einem vorletzten Platz danach in Berlin-Hoppegarten musste er verletzungsbedingt eine Pause einlegen.

Sonsbeck sollte ein Neustart werden. Von der Recke: „Lotterbov wäre in diesem Rennen unschlagbar gewesen. Das hat alle anderen Trainer und Besitzer abgeschreckt. Dazu sind die Prämien für die Plätze dahinter zu gering und der Aufwand mit den hohen Kosten, wie zum Beispiel der Transport, zu hoch.“ Auch in dem anderen Galopprennen hatte der Trainer Fabian-Xaver Weissmeier aus Iffehzeim ein Pferd gemeldet, das unter normalen Umständen nicht zu schlagen gewesen wäre. Eines stellt von der Recke, der einst vom legendären Trainer Sven von Mitzlaff ausgebildete Vater der Amateur-Championesse Antonia von der Recke (20), klar: „Es lag nicht an der Bahn. Früher war es in Sonsbeck oft gefährlich in den engen Kurven. Aber man hat diese Probleme deutlich reduziert. Wir sind immer gerne nach Sonsbeck gekommen. Auch, weil die Stimmung dort super ist.“

 Lotterbov – hier von Andrasch Starke geführt – wäre höchstwahrscheinlich unschlagbar gewesen.

Lotterbov – hier von Andrasch Starke geführt – wäre höchstwahrscheinlich unschlagbar gewesen.

Foto: Klaus-Joerg Tuchel

Aber der für seine preiswerten Importe von Rennpferden in der Szene bekannte Trainer hat auch eine Lösung für die Zukunft: „Die Ausschreibungen müssen geändert und an die Realitäten angepasst werden. Das ist kein Problem. Der Dachverband in Köln ist dabei gerne behilflich. Wir brauchen in diesen schweren Zeiten auch die Rennen in Sonsbeck. Sie stärken die Basis, ohne die es die großen Rennen in Düsseldorf, Köln, Baden-Baden und Hamburg nicht gibt,“ sagt der Mann, dessen Trainerlaufbahn einst auf einem Hof in Isselburg begann.

Lotterbov ist im Übrigen ein typisch kölscher Begriff für einen Lümmel. Der heimatverbundene Besitzer Holger Renz tauft alle seine Pferde nach Kölner Begriffen. Es begann mit Millowitsch, aktuell hat es der Hengst Tünnes zum Grand-Prix-Sieger gebracht und der nach einem Elefanten im Kölner Zoo getaufte Hengst Moma gewann am Samstag in Mülheim. Nur Lotterbov, der Lümmel, muss jetzt am 16. April nach Zweibrücken ausweichen.

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