Fußball Drei Brüder – eine Leidenschaft

Xanten ·  Julian (20), Maximilian (15) und Tristan Strunk (13) aus Xanten sind Fußball-Schiedsrichter im Kreis Moers. Julian pfeift ab der neuen Saison in der Landesliga und hat große Ziele. Die beiden jüngeren Geschwister stehen gerade ganz am Anfang.

 Die Strunk-Brüder Julian (links), Max (Mitte) und Tristan (rechts) sind allesamt Fußball-Schiedsrichter. Julian wird in der kommenden Saison erstmals in der Landesliga auf den Plätzen die Einhaltung der Regeln überwachen. Seine Brüder wollen ihm mittelfristig nacheifern.

Die Strunk-Brüder Julian (links), Max (Mitte) und Tristan (rechts) sind allesamt Fußball-Schiedsrichter. Julian wird in der kommenden Saison erstmals in der Landesliga auf den Plätzen die Einhaltung der Regeln überwachen. Seine Brüder wollen ihm mittelfristig nacheifern.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Julian Strunk kann sich noch ganz genau an den Start seiner Unparteiischen-Laufbahn erinnern. Als Grundschüler sah er den Sohn der Konrektorin ein Schulturnier leiten und war sofort Feuer und Flamme. „Meine Mutter hat mich, als es später möglich wurde, bei einem Kurs angemeldet“, blickt der 20-jährige Schiedsrichter aus dem Kreis Moers zurück. Bis er vom Alter her 2013 den Schiedsrichterschein absolvieren konnte, musste er sich jedoch noch einige Jahre gedulden.

Sein erstes Spiel pfiff Strunk in der D-Jugend, danach ging es immer eine Altersklasse nach oben, bis der Kreis ihn irgendwann dem Fußballverband Niederrhein (FVN) empfahl. Nach bestandenem Lauf- und Regeltest durfte der Nachwuchs-Referee regelmäßig Lehrgänge in der Sportschule Wedau besuchen und Spiele in der A-Jugend-Niederrheinliga übernehmen. „Die Leistungen passten. Im Seniorenbereich wurde ich zuerst in der Kreisliga eingesetzt, danach in der Bezirksliga und ab dieser Saison erstmals in der Landesliga“, beschreibt der 20-Jährige, der kürzlich vom U21- in den FVN-Fortbildungskader aufgestiegen ist.

Beobachter halten seine Arbeit auf den Anlagen in der Region stets im Blick und bewerten die Auftritte mit der Pfeife – pro Jahr wird er in zwei bis drei Partien kritisch beäugt. „So weiß man, wo man steht und was man tun muss, um sich optimal weiterzuentwickeln“, so Strunk. Doch was begeistert einen 20-Jährigen am Schiedsrichtersein, wo gerade im unteren Amateurbereich ein junger Unparteiischer eher ungewöhnlich ist, auch weil es dort oft sehr hitzig zugeht? „Ich mag es einfach, auf dem Platz unterschiedliche Menschen und Charaktere zu behandeln, mit denen man klarkommen muss.“

Ein weiteres Argument dafür ist der kostenlose Stadionbesuch, der zwar bis hoch in die Bundesliga auf extra freigehaltenen Plätzen erlaubt ist, allerdings durch den vollen Kalender nur sehr selten wahrgenommen werden kann. „Man verdient sich auch etwas dazu. Schiedsrichter zu sein hat mich persönlich unheimlich weitergebracht. Ich bin deutlich selbstbewusster geworden“, gibt Strunk zu. Schon zu Beginn seiner Karriere dachte er nach einer speziellen, unschönen Erfahrung schnell wieder ans Aufhören. Mittlerweile ist Julian Strunk aber abgehärtet, lässt aufkommende Unruhe von außen kaum noch an sich heran. „Anfangs war es schwer zu verdauen. Je mehr Spiele man pfeift, desto eher kommt auch mal ein Spruch zurück.“

Die eigene Linie sei sehr von der Emotionalität eines Spiels abhängig. „Mal ist man lockerer, mal strenger. Die Hauptsache ist, dass einem das Spiel nicht aus den Händen gleitet“, sagt Strunk. Zur kommenden Saison reist der 20-Jährige dann öfter mit zwei Linienrichtern im Gespann zu Landesliga-Spielen. Auf den Autofahrten werden für gewöhnlich neben einer Spielanalyse oft strittige Szenen aus dem Profifußball diskutiert. Nicht immer einer Meinung ist man auch bei den gemeinsamen Treffen im Fußballkreis. Mitte August fand das erste größere Wiedersehen seit langem statt, künftig kommen monatlich bis zu 40 Schiedsrichter zusammen. Drei bis vier Mal pro Saison wird das Wissen über die Regularien in Duisburg aufgefrischt.

Von 2013 bis 2020 pfiff Julian Strunk für seinen Heimatverein, den TuS Xanten, für den er neben Ginderich und Veen auch aktiv spielte. Kurz vor Einsetzen der Corona-Pandemie wechselte er zu Borussia Veen, seine Schuhe hatte er schon nach der B-Jugend an den Nagel gehangen. „Terminlich wurde es schwieriger. Die Prioritäten haben sich immer mehr Richtung Schiedsrichter geschoben. Ich habe die Chance, mit viel Fleiß höher zu kommen, realistischer eingeschätzt als als aktiver Spieler.“

Realistisch blickt Strunk auch auf seine Zukunft. Sein größter Wunsch: die Regionalliga. „Das ist das maximale Ziel. Es kristallisiert sich früh heraus, wer den Sprung schafft und wer nicht. Die Schiedsrichterei wird für mich immer ein Hobby bleiben“, gibt Strunk zu verstehen. Sein Jura-Studium hat er zum kommenden Semester von Gießen nach Bonn verlegt.

Und dann wären da noch seine beiden jüngeren Brüder Maximilian (15) und Tristan (13). Seit April hält auch der jüngste Sohn des ehemaligen Xantener Bürgermeisters den Schein in den Händen. Die Geschwister werden vom TuS Xanten gestellt und treten zudem für die Jugendspielgemeinschaft auf dem Fürstenberg vor den Ball. Maximilian war vom Hobby seines Bruders so sehr angetan, dass er dem Ältesten nacheifern wollte. Bisher leitete der „Mittlere“ vier Jugendspiele.

Tristans Schiedsrichter-Debüt konnte coronabedingt noch nicht stattfinden. Ihm steht noch das Tandem-Projekt bevor, bei dem ein älterer Schiri den jüngeren auf dem Feld mit an die Hand nimmt. „Ich glaube, dass bei den beiden der Weg auf Dauer eher zum Fußball statt zur Schiedsrichterei führt. Aber vielleicht werden sie mich auch überraschen“, scherzt Julian Strunk, dessen größte Vorbilder Deniz Aytekin und der vor kurzem vom DFB in den Ruhestand geschickte Manuel Gräfe sind.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort