Oberligist spielt sich in einen Rausch Der 5:3-Wahnsinn vom Sonsbecker Sportpark
Sonsbeck · Die Oberliga-Mannschaft von Trainer Heinrich Losing spielt sich gegen den TSV Meerbusch nach einem schnellen 0:3-Rückstand in einen Rausch. Warum der 5:3-Sieg mehr wert ist als nur drei Punkte.
Heinrich Losing wähnte sich am Sonntagnachmittag im Willy-Lemkens-Sportpark zunächst in einem Horrorfilm. Seine Mannschaft, die Oberliga-Fußballer vom SV Sonsbeck, lagen in der Heimpartie gegen den TSV Meerbusch nach der Anfangsviertelstunde mit 0:3 hinten. Für das, was dann ab der Trinkpause nach 25 Minuten folgte, hätte Losing als passende Beschreibung das Genre des Actionsfilms wählen können. Das nach zwei Spieltagen noch torlose Team drehte mächtig auf und spielte sich in einen Rausch. Gegen konsternierte Gäste erzielte der SVS innerhalb von 50 Minuten fünf Tore. Der Wahnsinn nahm ab dem 1:3-Anschlusstreffer durch Niklas Binn (33.) seinen Lauf.
Losing verfolgte das Ende der Begegnung vom dritten Spieltag mit einem entspannten Lächeln. Der Coach sah sich darin bestätigt, sein Team auch nach den beiden deutlichen Auftaktniederlagen stark geredet zu haben. „Wir haben gegen Meerbusch weiter an uns geglaubt, diesmal nach dem Fehlstart nicht den Kopf verloren und Mentalität gezeigt, die man in der Oberliga benötigt, um erfolgreich zu sein“, sagt Losing. Und er wurde darin bestärkt, dass die Mannschaft fit ist. Der TSV hatte dem Powerfußball nach dem Seitenwechsel nicht mehr viel entgegenzusetzen, die Gäste waren platt und konnten das generische Tempo nicht mitgehen.
Natürlich wird über die ersten 15 Minuten noch zu reden sein. Effektive Meerbuscher machten aus vier Chancen viel. Die Sonsbecker gestatteten ihnen zu viele Räume, das Zweikampfverhalten war nicht okay, die Heimfans vermissten die Handlungsschnelligkeit. Losing gab seiner Elf dann mit auf den Weg, den Gegner besser anzulaufen, mutig zu bleiben. Im Glauben, die drei Punkte schon in der Tasche zu haben, wurden die Gäste nachlässiger. Gleichzeitig unterliefen den Rot-Weißen weniger Ballverluste. Mit dem ersten Anschlusstor kam das Gefühl auf, doch noch was Zählbares holen zu können. Das 2:3 von Shawn Kiyau kurz vor der Pause fiel im richtigen Moment. In der Kabine waren sich die Spieler sicher, dass sie die Partie noch an sich reißen werden.
Und so kam’s dann auch. Spätestens nach der Ampelkarte für Moise Gae, der Klaus Keisers kurz hinter der Mittellinie abräumte, war der SV Sonsbeck am Drücker und hatte das Spiel im Griff. Die Rot-Weißen erspielten sich etliche Möglichkeiten, sogar ein noch höherer Sieg war drin. „Die Jungs haben sich das verdient. Sie hauen im Training immer alles rein. Die Trainingsbeteiligung lag zuletzt bei über 90 Prozent“, so Losing, der nach dem Schlusspfiff auf einen zerknirschten Sonsbecker Ex-Trainer traf. Horst Riege, mittlerweile als Teammanager in Meerbusch tätig, gratulierte seinem Vorgänger und gab zu, dass die Pleite noch heftiger hätte ausfallen können.
Heinrich Losing jedenfalls hat die Gewissheit, dass er zwar mit einer jungen Mannschaft arbeitet, die aber Bock auf Oberliga-Fußball hat und stark genug ist, um wieder den Klassenerhalt einzutüten. Zudem steht ihm aktuell fast der komplette Kader zur Verfügung. Lediglich Christoph Elspaß hatte sich vor dem Tor-Spektakel verletzungsbedingt abgemeldet. Der Defensivakteur hatte sich im Training eine Bänderdehnung zugezogen.