Fußball Eigengewächs mit eingebautem Torriecher

Xanten · Niklas Binn ist mit 19 Jahren der bislang beste Torschütze des Fußball-Bezirksligisten TuS Xanten. Sechs Treffer gelangen ihm in acht Spielen. Das ist kein Zufall. Denn beim TuS wird dem eigenen Nachwuchs sehr viel Vertrauen geschenkt.

 Niklas Binn (am Ball), hier im A-Liga-Spiel gegen Concordia Ossenberg, überzeugt trotz seines jungen Alters beim TuS Xanten in der Bezirksliga.

Niklas Binn (am Ball), hier im A-Liga-Spiel gegen Concordia Ossenberg, überzeugt trotz seines jungen Alters beim TuS Xanten in der Bezirksliga.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Abgesehen vom letzten Spiel vor der coronabedingten Saisonunterbrechung im Amateurbereich hat der TuS Xanten einen ordentlichen Start in der Bezirksliga hingelegt. Der vierte Tabellenplatz spricht für sich. Die 2:3-Niederlage gegen Weeze liegt mittlerweile fast drei Wochen zurück.

Seit Anfang November hat Thomas Dörrer nur noch über sein Handy Kontakt zur Mannschaft, die ihre Leistungsdaten per Lauf-App einmal wöchentlich an ihren Trainer übermittelt. „Heutzutage ist alles möglich. Wenn es wieder losgeht, sind wir konditionell fit“, sagt Niklas Binn mit einem Schmunzeln. Der 19-Jährige geht nicht davon aus, dass der Ball in diesem Jahr noch einmal rollen wird. Zunächst ist der Spielbetrieb zwar nur bis Ende November ausgesetzt. Bis zur Winterpause, die Mitte Dezember beginnt, würden die Xantener in der 15er-Liga ohnehin aber nur noch zwei Spiele bestreiten.

Für Niklas Binn persönlich kam die Pause recht ungelegen. Trotz seines jungen Alters hat der Stürmer einen Lauf und seinen Hunger nach Toren in dieser Saison bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mit sechs Treffern in acht Spielen ist er Xantens bester Schütze – eine beachtliche Quote im ersten offiziellen Seniorenjahr. Als A-Jugendlicher war das Eigengewächs schon in der Vorsaison ein wichtiger Leistungsträger in der „Ersten“ und damit maßgeblich am Aufstieg beteiligt.

Am Beispiel von Niklas Binn kann man den Weg gut nachvollziehen, den der Verein nach dem Abstieg in die Kreisliga B eingeschlagen hat. Noch zu ihrer Jugendzeit wurde den Nachwuchsspielern klar gemacht, dass sie ein fester Bestandteil in der Mannschaft werden sollen. Gesagt, getan. Auch Norwin Meyer, Mats Wardemann, Marius Neinhuis (Jahrgang 2001) sowie Niklas Bücken, Luca Binias und Joris Ofterdinger (2000) durchliefen sämtliche Jugendteams, ein großer Vorteil für die eingespielten Abläufe im Team. „Da kann man schon stolz drauf sein, wenn einem früh das Vertrauen geschenkt wird“, lobt Niklas Binn die Ausrichtung der Domstädter.

Die ersten Lebensjahre verbrachte Binn in Niedermörmter und spielte zunächst für Kalkar und Appeldorn. Nach dem Umzug nach Xanten ging’s zum TuS, wo Frank Ingendahl in der E-Jugend ihn als erster Trainer auf dem Fürstenberg coachte. Ingendahl blieb bis zur A-Jugend. „Er hat uns ausgebildet und hochgeführt“, schätzt Binn seinen langjährigen Übungsleiter. Thomas Dörrer brauchte die Früchte fast nur noch zu ernten. Zu Beginn seiner Amtszeit schaute der 52-Jährige oft bei den A-Jugend-Spielen vorbei, um sich ein eigenes Bild zu machen. „Man hat früh gemerkt, dass er Interesse zeigt und sich mit uns beschäftigt hat. Das hat Eindruck hinterlassen“, sagt Niklas Binn.

Wertschätzung auf der einen, Ehrgeiz auf der anderen Seite. „Thomas ist menschlich ein super Typ und lässt immer offensiv spielen. Das finde ich gut“, fügt der Youngster hinzu. Doch nur die „jungen Wilden“ allein machen das Erfolgsrezept nicht komplett. Routine und Erfahrung kommen beim TuS Xanten nicht zu kurz – die Mischung macht’s. Den einen oder anderen Tipp der einstigen Sonsbecker Oberligaspieler Jan-Paul Hahn und Lukas Vengels nimmt Niklas Binn gerne mit.

Mittlerweile hat sich der Angreifer an das Niveau und die Robustheit in der Bezirksliga gewöhnt. Seine Schnelligkeit und Laufstärke haben ihm dabei geholfen, mit der zunehmenden Zweikampfhärte zurechtzukommen. „Man merkt schon, dass es ordentlich zur Sache geht. Bei mir geht viel über den Abschluss. Den hat vielleicht noch nicht jeder gegnerische Trainer auf dem Schirm, was nicht von Nachteil ist“, sagt Binn mit einem zwinkernden Auge. Ansonsten beschreibt er sich als Teamplayer. Einer, der sich in den Dienst der Mannschaft stellt und genauso gerne Vorlagen gibt, wie er selbst trifft.

Den ausgeprägten Torriecher hat er sich mit der Zeit erarbeitet. An die 38 Treffer aus seiner herausragenden B-Jugend-Saison 2017/2018 wird aber nur schwer heranzukommen sein. 2019 machte Niklas Binn sein Abitur, aktuell studiert er in Essen Deutsch und Englisch auf Lehramt. An der Uni gehört der 19-Jährige noch zu den Jüngeren. Im Fußball ist das nicht anders. Binn steht noch am Anfang seiner Karriere, sein bisher größtes Highlight war der Derbysieg in Lüttingen in der Kreisliga A. „Dadurch sind wir Tabellenführer geworden und letztlich aufgestiegen. Das war sehr emotional“, erinnert sich der Stürmer zurück.

Das Konzept beim TuS Xanten geht auf. Niklas Binn wird nicht das letzte Eigengewächs gewesen sein, das den Sprung in die erste Mannschaft schafft. Mit Henry Gardemann, Julian Schmelzer und David Epp stehen die nächsten Nachwuchsspieler schon in den Startlöchern. Alle drei sind seit dieser Saison mit einer Seniorenerklärung mit dabei.

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