Fußball Sportlicher Super-GAU beim TuS Baerl
Kreis · Beim Duisburger Klub aus dem Fußball-Kreis Moers hat sich die letzte Senioren-Mannschaft vom Spielbetrieb zurückgezogen. Als Trainer Frank Valasek gehen musste, fiel die B-Liga-Truppe auseinander. Die Zukunft der Fußballabteilung ist ungewiss.
Groß war der Jubel im Frühjahr diesen Jahres, als der TuS Baerl II nach einer grandiosen Saison und 18 Spielen ohne Niederlage den Sprung aus der Fußball-Kreisliga C in die nächsthöhere Klasse geschafft hatte. Doch mittlerweile herrscht rund um die Platzanlage an der Buchenallee nur noch Frust. Kein Fußball-Abteilungsleiter mehr da, der Trainer ist ebenfalls weg und eine erste Mannschaft, deren Leistungsträger überwiegend dem Kader der Alten Herren angehören. Das letzte Heimspiel gegen den TuS Borth ging mit 0:11 verloren – kurz danach zog der Klub die Reißleine. Die Mannschaft wurde aus der Kreisliga B, Gruppe 1, abgemeldet. Eine Situation, die es vor einigen Jahren auf der Anlage an der Buchenallee schon mal gab. Übrig geblieben sind jetzt aus dem Senioren-Fußballvorstand nur noch die beiden stellvertretenden Abteilungsleiter Dirk Scholtheis und Holger Funk.
Scholtheis, seit 40 Jahren Mitglied beim TuS Baerl, wollte zur aktuellen Situation nicht viel sagen, und auch die Trennung von Coach Frank Valasek nicht kommentieren: „Wir möchten keine schmutzige Wäsche waschen, wir haben uns schon Mitte Oktober vor dem Spiel in Alpen von ihm getrennt.“ So richtig rausrücken, wie es zum sportlichen Super-GAU kommen konnte, wollten auch Vorstandsmitglieder aus der zweiten Reihe nicht. So wie Heinz Erkens, nach eigener Aussage für Mitgliederverwaltung und Passwesen zuständig. Er schickte die E-Mail an Staffelleiter Enes Krupic, in der der Klub den Rückzug der „Ersten“ bekanntgab.
Frank Valasek, der nach neun Spielen gehen musste, hat sich zum Niedergang der Baerler „Löwen“ so seine Gedanken gemacht. „Die Struktur im Verein hat sich seit Jahren nicht geändert. Es gibt zwar einen Förderverein, einen Ältestenrat, einen Ehrenrat, und alle wollen nur das Beste für den Verein – getan hat sich jedoch nichts. Der Klub ist stehen geblieben. Es ist sicherlich nicht alles schlecht , aber es fehlt eine Perspektive“, meint der 52-Jährige.
Valasek, der selbst im linksrheinischen Duisburger Stadtteil wohnt, war erst kurz vor Saisonbeginn zum TuS Baerl dazu gestoßen. Zuvor war er acht Jahre als Trainer beim Dümptener TV, davor wiederum sechs Jahre beim Mülheimer Traditionsklub VfB Speldorf tätig gewesen. Der Coach hat in seiner Karriere an der Seitenline also schon einiges gesehen. „In diesen Jahren habe ich mir ein großes Netzwerk aufgebaut, Kontakte mit zahllosen Spielern gehalten.“ Und davon profitierte der TuS im Sommer.
Weil in der Saisonpause die erste Truppe auseinander fiel und sich in alle Himmelsrichtungen zerstreute, war in Baerl guter Rat teuer. Die aufstiegsberechtigte „Zweite“ wurde zur ersten Baerler Elf. Was fehlte, war ein erfahrener Trainer. Valasek bekam den Zuschlag, er ließ seine alten Kontakte spielen und lotste zahlreiche Spieler aus dem Mülheimer Raum nach Baerl. Doch schnell mussten Trainer und Kicker erkennen, dass die Uhren beim TuS anders ticken. Unruhe kam auf, die Unzufriedenheit nahm zu. Schließlich folgte der große Knall. Erst ging Fußball-Abteilungsleiter Kai Murek von Bord, ihm folgte dann Frank Valasek und schließlich in seinem Sog die gesamte Mannschaft.
Ähnliches befürchtet nun Werner Schmidt, Jugend-Obmann in der Fußball-Abteilung, auch für den Baerler Nachwuchs. Drei Teams gibt es noch. „Im nächsten Sommer wird uns ein großer Teil der Jugendspieler verlassen“, sagt Schmidt, der schon seit Jahren darüber nachdenkt, sich nicht mehr zur Wahl zu stellen.
Derweil ist Valasek auf der Suche nach einem neuen Verein. Um die Gunst des Trainers buhlt wohl der MSV Moers. Die Meerbecker führen ihre neue Sportanlage sowie eine veränderte Vorstandsmannschaft mit dem ehemaligen DFB-Mitarbeiter Helmut Sandrock als Pluspunkte an. Dort herrscht Aufbruchstimmung, beim TuS Baerl dagegen Tristesse.