Trainerwechsel in der Fußball-A-Liga Jetzt soll’s Johannes Herfurth beim SV Sonsbeck II richten

Sonsbeck · Der 64-Jährige löst Interimstrainer Oliver Kraft mit Beginn der Wintervorbereitung ab. Der neue Coach kennt den Verein gut. Er soll das Team zum Klassenerhalt führen. Drei Stammspieler haben sich abgemeldet.

 Keine leichte Aufgabe: Der 64-jährige Johannes Herfurth soll Sonsbeck II vor dem A-Liga-Abstieg bewahren.

Keine leichte Aufgabe: Der 64-jährige Johannes Herfurth soll Sonsbeck II vor dem A-Liga-Abstieg bewahren.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Bei den Sonsbecker A-Liga-Fußballern herrschte in den vergangenen Monaten viel Unruhe. Während die Oberliga-Elf für Furore sorgte, ging‘s in der „Zweiten“ seit dem Bezirksliga-Abstieg drunter und drüber. Thorsten Fronhoffs übernahm im Sommer den Trainerposten von Thomas Luyven. Ein katastrophaler Saisonstart, anhaltende Personalprobleme und die fehlende Einstellung einiger Spieler ließen ihn schon Mitte Oktober das Handtuch werfen. Oliver Kraft sprang ein und fungierte in Doppelfunktion als Coach der dritten und A-Liga-Mannschaft. Er brachte die Rot-Weißen mit neun Punkten aus acht Spielen und Big-Points gegen die direkte Konkurrenz wieder halbwegs auf Kurs. Sonsbeck II überwintert drei Zähler vor dem ersten Abstiegsplatz auf Rang 16. Nach langer Suche wurde jetzt mit Johannes Herfurth ein neuer Mann an der Seitenlinie gefunden.

Der vierte Coach seit Juni 2022 soll den drohenden Abstieg mit aller Kraft verhindern. Der 64-Jährige ist im Willy-Lemkens-Sportpark kein Unbekannter. Von 2007 bis 2014 war Herfurth als Torwarttrainer fester Bestandteil des Teams von Thomas Geist und schaffte den Aufstieg in die damalige Niederrheinliga. Ab 2012 trainierte der Ur-Sonsbecker für vier Jahre die „Dritte“. Nach einer Auszeit suchte er 2018 eine neue Herausforderung beim C-Ligisten DJK Wardt, mit dem er nur knapp am Aufstieg scheiterte. Herfurth soll mehr sein als nur eine Notlösung, sagt Tobias Bogedain, der Sportliche Leiter.

„Er kennt noch einige Spieler und ist ein ruhiger Zeitgenosse, der es mit seiner Entspanntheit und Routine hoffentlich schaffen wird, den Karren aus dem Dreck zu ziehen“, so Bogedain. Der 41-Jährige ist sich der Schwere der Aufgabe für den Kraft-Nachfolger bewusst. Eine der ersten Amtshandlungen Herfurths wird es sein, die Nebenschauplätze abseits des Sportlichen aufzulösen und intern wieder für mehr „Engagement und Elan“ zu sorgen. Dass mit Leon Loosen (Union Kervenheim), Nils Theysen (Kevelaerer SV) und Sven Lehmkuhl (SV Borussia Veen) im Winter gleich drei Leistungsträger dem ohnehin dünn besetzten Kader den Rücken kehrten, macht die Sache nicht leichter. 

Rückblick: Die Ambitionen zum Saisonstart waren groß, der Wiederaufstieg bedeutete in Spielerkreisen das anvisierte Ziel. Doch schon unter Fronhoffs Regie ließ die Trainingsbeteiligung zu wünschen übrig. Zunehmende Unzufriedenheit machte sich breit. „Wir waren oft nur fünf bis sieben Mann. Als wir in der Tabelle immer weiter durchgereicht wurden, hat irgendwann der Ehrgeiz und die Lust gefehlt, Woche für Woche alles zu geben“, bedauert Sven Lehmkuhl. Der Innenverteidiger, der mit Theysen parallel die Sonsbecker B-Jugend betreut, dachte somit früh über einen Abgang nach. Die Absicht der Verantwortlichen, die Mannschaft zusammenzuhalten, erfüllte sich nicht.

Bis der Abwehrmann bei den „Krähen“ auflaufen darf, wird jedoch noch ein halbes Jahr vergehen. Den alle drei scheidenden Akteure sind vom SVS bis Sommer gesperrt worden. „Das ist schon extrem schade“, findet Lehmkuhl, der bis auf eine Zwischenstation beim SV Straelen fast alle Sonsbecker Jugendteams durchlaufen hatte und seinen Abgang frühzeitig verkündete. Bogedain hingegen kann die Abmeldungen nicht nachvollziehen, zumal Lehmkuhl und Co. ursprünglich für „die gesamte Spielzeit ihre Zusage erteilt hatten“.

Der Sportliche Leiter stellt sich schützend vor die Mannschaft, die im schlimmsten Falle komplett hätte auseinanderfallen können „Das ist der einzige Beweggrund. In meinen Augen ist die Stimmung intakt, die sportliche Lage nicht so dramatisch. Wir können unser Saisonziel erreichen.“ Ein Hintertürchen ließ der 41-Jährige aber offen: „Sie können natürlich gerne zurückkommen. Im Sommer ist die Situation dann vielleicht eine andere.“ Die Gesprächsbereitschaft sei da. Winter-Neuzugänge gibt es keine. Stattdessen habe noch ein weiterer Spieler seinen Wechselwunsch geäußert, der dem SVS aber mindestens bis Sommer seine Treue geschworen hat.

Oliver Kraft wird auch weiterhin das Sonsbeck-Logo auf der Brust tragen. Dem 36-Jährigen wurde kürzlich freigestellt, welches Team er ab sofort trainieren möchte. Er entschied sich wenig überraschend für die „Dritte“ und damit laut eigener Aussage für „die besser funktionierende Mannschaft“. Der Reiz, sich höherklassig zu beweisen, bleibt bestehen. Die besagten Gründe sorgten für die Rückkehr ins dritte Glied. „Es gab Spieler, die sich mehr mit der Pause beschäftigt haben als mit allem anderen. Die Qualität ist trotz der Abgänge weiter groß genug, um den Klassenerhalt zu schaffen. Der jungen Truppe fehlen allerdings die Führungsspieler und ein richtiger Kapitän.“

Die Kluft zwischen dem Oberliga-Team und dem Unterbau ist schon jetzt groß. Selbst wenn der „Worst Case“ nicht eintritt, müsste die Lage nach Saisonende neu bewertet werden. Eine Neuausrichtung auf lange Sicht ist wohl unausweichlich. Zuerst wird in Sonsbeck alles für den Klassenerhalt getan. Sven Lehmkuhl hat währenddessen schon sein erstes Training unter Thomas Haal absolviert. „Es macht Spaß. Wir haben ein klares Ziel vor Augen, das wir in Sonsbeck nie wirklich kommuniziert bekommen haben“, sagt der 20-jährige Industriemechaniker. Die Veener wollen im Meisterschaftsrennen der Kreisliga A schließlich noch ein Wörtchen mitreden. Genau das hatten sich eigentlich auch die Sonsbecker vorgenommen.

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