Fußball „Ein soziales Problem“

Gregor Kostja von Keitz, seit drei Jahren Vorsitzender der Spruchkammer des Fußball-Kreises Moers, äußert sich zum Thema Gewalt auf den Sportplätzen. Der 32-jährige Jurist ist für das Amt wie geschaffen.

Als Gregor Kostja von Keitz während seines Jura-Studiums mal wieder von großer studentischer Langeweile geplagt war, fasste er den Entschluss, etwas Nützliches zu tun. Und er entschied sich für etwas, das auch seinem späteren Berufsziel sehr nahe kommt. Als aktiver Fußball-Schiedsrichter kam er in Kontakt mit Hans-Dieter Wichert. Der heutige Vorsitzende des Fußball-Kreises Moers war zu jener Zeit Chef der Spruchkammer. Von Keitz wurde Beisitzer in Wicherts Gremium und übernahm von diesem vor drei Jahren den Vorsitz. Auch sein Studium schloss er mit Erfolg ab.

30 Fälle in dieser Saison

Heute ist er in einer namhaften Moerser Kanzlei tätig, von dort er einen der schönsten Blicke auf die Dächer der Grafenstadt genießt – wenn ihm dazu die Zeit bleibt. Der Jurist ist für das Amt des Spruchkammer-Vorsitzenden wie geschaffen. Penibel hat von Keitz, der inzwischen auch den Doktortitel erworben hat, alle Verhandlungen der hiesigen Fußball-Gerichtsbarkeit notiert. 30 Fälle stehen bei dem 32-Jährigen bereits jetzt für die laufende Saison zu Buche. Zumeist am Dienstag wird über die kleinen oder großen Kicker-Sünden verhandelt.

Gewalt auf den Plätzen

Doch das Amt des Spruchkammer-Vorsitzenden nimmt noch mehr Zeit in Anspruch als den Aufwand für die reinen Verhandlungstermine . „Zumeist an den Wochenenden kümmere ich mich um die erforderlichen Unterlagen für die Verfahren. Zeit für das aktive Schiedsrichtern bleibt da nicht mehr. Zumal da es überhaupt nicht gut wäre, wenn ich als Spruchkammer-Vorsitzender auch noch Spiele selbst leiten würde“, weist von Keitz auf einen möglichen Interessenskonflikt hin. Das Thema Gewalt auf Fußball-Plätzen will der Rechtsanwalt nicht aufbauschen – aber auch nicht herunter spielen. „Es ist ein soziales Problem. Wer daheim oder am Arbeitsplatz Frust hat und als Besucher zum Fußball geht oder selbst spielt, der kann oft seine Aggressionen nicht mehr im Zaum halten“, erklärt er.

Und somit ist oft schon die nächste Sitzung der Kreis-Spruchkammer programmiert. Auf Wunsch des Vorsitzenden ist der Sitzungssaal in der Kreis-Geschäftsstelle ein wenig umgeräumt worden und ähnelt jetzt augenfällig einem Gerichtssaal. Quasi Auge in Auge mit den Beschuldigten und den Zeugen verhandelt die Spruchkammer seitdem. Betroffen gemacht hat von Keitz in den drei Jahren seines Vorsitzes eigentlich nur ein Fall. „Da ist ein am Boden liegender Spieler von seinem Gegner bewusst gegen den Kopf getreten worden. Uns blieb nichts anderes übrig, als ihn fünf Jahre zu sperren.“

(RP)
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