Dressurreiten Mit Isabell Werth unter der Sumpfeiche

Rheinberg · Die Dressurreiterin ist um zwei WM-Medaillen reicher zurück in Rheinberg. Die 49-Jährige spricht nicht nur über Bella Rose.

 Isabell Werth unter einer Sumpfeiche im Gespräch am heimischen Stall mit RP-Redakteur René Putjus.

Isabell Werth unter einer Sumpfeiche im Gespräch am heimischen Stall mit RP-Redakteur René Putjus.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

„Und wieder biegen.“ Isabell Werth schaut ganz genau hin. „Kraft sammeln“, sagt sie weiter. Reit-Unterricht bei einer sechsfachen Olympia-Siegerin. Der Terminkalender der 49-Jährigen ist proppenvoll. Doch für eine Freundin nimmt sich die weltweit erfolgreichste Dressurreiterin gerne Zeit. Und Tipps von einer Isabell Werth sind besonders wertvoll. Die Erfolge sprechen für sich. Seit Mitte September darf sich die Rheinbergerin neunfache Weltmeisterin nennen. Mit Bella Rose, der lange verletzten Westfalen-Stute, gewann sie zweimal Gold.

Der Reit-Unterricht in der Halle am heimischen Hof ist beendet. Die Pferdeäpfel hat Werth selber eingesammelt. Starallüren sind ihr fremd. Unterricht zu geben ist eine Art Entspannung in einem oftmals sehr hektischen Alltag, sagt Werth, während sie sich auf den Weg macht, um die beiden Gold-Medaillen zu holen. Eine liegt noch im Kleidersack, in dem die 49-Jährige auf dem Weg zurück von der WM ihren Frack verstaut hatte.

 Die fünf olympischen Ringe aus Papierrosen an einer Stallmauer erinnern an die Goldmedaille auf Weihegold 2016 in Rio de Janeiro.

Die fünf olympischen Ringe aus Papierrosen an einer Stallmauer erinnern an die Goldmedaille auf Weihegold 2016 in Rio de Janeiro.

Foto: Putjus

Vor der Box von Bella Rose blickt sie auf die Weltmeisterschaft in Tryon zurück, die ohne Kür zu Ende ging. Werth gibt der FEI, der Internationalen Reiterlichen Vereinigung, eine Mitschuld an dem Organisationschaos. „Die Anlage in Tryon wird super sein, wenn sie mal fertig ist.“ Mit einem Leckerchen lässt sich Bella Rose davon überzeugen, in die Kamera des Fotografen zu schauen.

„Die Stute ist großartig und hat außergewöhnliche Fähigkeiten“, meint Werth, die in Sichtweite des Stalls unter einer amerikanischen Sumpfeiche Platz nimmt. Genau dort hatte sie vor einigen Tagen mit ihren Mitarbeitern und der Familie mit Champagner auf die nächsten WM-Titel angestoßen. In den Ästen wiegen noch Luftballons im Wind. Werth will nicht nur über Bella Rose sprechen. Da gibt es ja auch noch Weihegold oder Emilo. „Ich werde den Teufel tun und jetzt die Pferde gegeneinander ausspielen.“

An Weihegolds Sieg 2016 in Rio de Janeiro erinnern fünf olympische Ringe, die an einer der Stallmauern unweit des Parkplatzes hängen. Angestellte und Nachbarn hatten sie damals als Überraschung aus Papierrosen gebastelt. „Weihe“, Emilio und Johnny wird sie bei den fünf Weltcup-Prüfungen in diesem Jahr satteln. Auch Bella Rose möchte die Rheinbergerin nochmals bei einem großen Turnier reiten. Die Aufmerksamkeit wird den beiden erneut gewiss sein. So wie bei der WM. Hoch emotional war der Grand Prix Special, der so überlegen gewonnen wurde. Werth ließ ihren Tränen freien Lauf. Schließlich hatte lange nicht festgestanden, ob „Bella“ nach der Knochenverletzung nochmals zu alter Stärke zurückfindet.

Erfolge lassen sich für die Dressurqueen nicht alleine an Medaillen ablesen. Wenn ein Pferd ein starkes Ergebnis abliefert, aber drei Konkurrenten besser sind, dann ist das eben so.  Über 40. Mal nahm Isabell Werth bislang von Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen  Edelmetall mit. Eine beeindruckende Zahl, die sie aber nicht sofort parat hat.

Was Isabell Werth so alles bei der WM in Tryon erlebt hat, wird sie Anfang Oktober nochmals ausführlich erzählen. Dann ist auf dem heimischen Hof der offizielle Empfang mit Vertretern des Kreisverbands, vom RFV „Graf von Schmettow“ Eversael, Freunden und Unterstützern geplant.

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