Europameisterschaft in Rotterdam Bei der EM sind „die deutschen Dressur-Giganten“ die Favoriten

Rheinberg/Rotterdam · Die Mannschaft um Isabell Werth will in Rotterdam den Europameister-Titel verteidigen. Die Rheinbergerin gilt als „Rückgrat des Teams“.

  Isabell Werth mit ihrem Pferd Bella Rose.

 Isabell Werth mit ihrem Pferd Bella Rose.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Wer soll Deutschland schlagen? Bei der Dressur-EM ist das Team um Isabell Werth eindeutiger Favorit. Richtig spannend wird es aber im Einzel.

Isabell Werth könnte auch mit einem eigenen Team bei der Europameisterschaft antreten – und sie würde höchstwahrscheinlich Gold gewinnen. Die erfolgreichste Reiterin der Welt besitzt derzeit eine derart beeindruckende Auswahl an absoluten Top-Pferden, dass ein kleines gedankliches Experiment ihre Ausnahmestellung anschaulich verdeutlicht: Würden die besten Ergebnisse von Bella Rose, Weihegold und Emilio zusammengerechnet, würde Werth besser abschneiden als die drei anderen Mitglieder des deutschen Dressur-Teams, das in Rotterdam den EM-Titel verteidigen will. Ein eigenes Team? „Ich hätte nichts dagegen“, antwortet Werth vergnügt. „Das wäre auch günstiger für die Reisekosten des Verbandes“, scherzt die 50-Jährige. Tatsächlich reitet Werth in Rotterdam ihre Stute Bella Rose, die Nummer eins der Weltrangliste. Weihegold, die Nummer zwei, und Emilio, die Nummer neun, bleiben im heimischen Stall in Rheinberg.

Natürlich ist Werth auch gemeinsam mit Dorothee Schneider auf Showtime, Jessica Werndl (Dalera) und Soenke Rothenberger (Cosmo) Titelfavoritin Nummer eins. „Wir haben eine sehr starke Mannschaft, vielleicht sogar die stärkste, die wir je hatten“, sagt Werth.

Die sechsmalige Olympiasiegerin „ist das Rückgrat des Teams“, beschreibt Equipe-Chef Klaus Roeser ihre Bedeutung. „Sie ist eine absolute Team-Playerin. Sie gibt immer wieder Tipps und Ratschläge, aber nicht öffentlich.“

„Wer soll die deutschen Dressur-Giganten schlagen?“, fragt der Weltverband FEI in seiner EM-Vorschau – und findet keine Antwort. In gleicher Besetzung, nur dass Schneider Sammy Davis jr. statt Showtime ritt, gewann Deutschland vor einem Jahr in den USA überlegen WM-Gold. Jetzt seien alle noch „gereifter und erfahrener“, sagt Werth. Ihre persönliche Zielsetzung nach dreimal Europameisterschafts-Gold vor zwei Jahren in Göteborg? „Zuerst wollen wir mal mit der Mannschaft den Titel verteidigen“, antwortet die Ausnahmereiterin vor ihrer 14. Europameisterschaft: „Und dann schauen wir mal, was es im Einzel gibt. Ich will nicht vorher schon draufhauen“, erklärt Werth, die im Juli ihren 50. Geburtstag gefeiert hat.

Natürlich, sie will auch „im Einzel was holen, aber das Problem ist, dass die anderen das auch wollen“, sagt Werth zu den Entscheidungen im Grand Prix Special am Donnerstag und in der Kür am Samstag. Die stärkste Konkurrenz kommt aus dem eigenen Team. Bei der EM 2017 gewann sie den Zweikampf mit Rothenberger auf Cosmo nur äußerst knapp.

Die deutsche Dressur-Equipe liegt zur Halbzeit des Mannschafts-Wettbewerbs in Führung. Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera und Dorothee Schneider mit Showtime sammelten im Grand Prix 80,233 Punkte und liegen damit deutlich vor Großbritannien (76,351) und Schweden (75,466). Heute gehen für Deutschland Rothenberger mit Cosmo und um 14.30 Uhr Werth mit Bella Rose aufs Viereck. Die Rheinbergerin kann in Rotterdam ihre EM-Titel Nummer 18, 19 und 20 gewinnen.

(Von Michael Rossmann, dpa)
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