Fußball Der Zauber von Maracana: Den Fans bleibt die Spucke weg

Xanten · Sonsbeck/Veen (RP) Nach dem Sieg ist vor dem Sieg. Wir müssen nach Rio de Janeiro aufbrechen, um das Viertelfinale nicht zu verpassen und um noch drei Eintrittskarten zu kaufen. Von Porto Alegre aus liegen circa 1300 Kilometer vor uns.

Sonsbeck/Veen (RP) Nach dem Sieg ist vor dem Sieg. Wir müssen nach Rio de Janeiro aufbrechen, um das Viertelfinale nicht zu verpassen und um noch drei Eintrittskarten zu kaufen. Von Porto Alegre aus liegen circa 1300 Kilometer vor uns.

In Volta Redonda, rund 130 Kilometer nordwestlich vor dem nächsten WM-Spielort der deutschen Mannschaft, wollen wir einen Zwischenstopp einlegen. Die Fahrt dauert länger als gedacht. Ein langer Stau und ein GPS-System, das die nächste Unterkunft nicht kennt, halten uns auf. Unser neuer Gastgeber lotst uns über Handy durch den Ort. Ein Strandtag soll uns für die Strapazen entschädigen. Der Strand liegt in der Nähe eines Kernkraftwerkes, das mitten in den Urwald gebaut wurde - was für einen Gegensatz.

Am nächsten Tag verabschieden wir uns siegesgewiss von der Gastfamilie mit dem Hinweis, dass wir nach dem Halbfinale in Belo Horizonte auf dem Weg zurück nach Rio de Janeiro zum Endspiel nochmals vorbeischauen werden. Wir überraschen Klaus noch mit einer neuen brasilianisch-deutschen Flagge, die eine Schneiderin zusammengenäht hat. In Rio de Janeiro angekommen holen war zunächst am FIFA-Ticket-Center die drei Team-Tickets ab. Die Ausschau nach weiteren Eintrittskarten bleibt erfolglos. Später ziehen wir die Deutschland-Trikots an und hoffen auf mehr Erfolg auf den Straßen dieser Riesenstadt. Tatsächlich werden wir öfter mit der Frage angesprochen, ob wir Karten kaufen wollen - allerdings zu Preisen, die weit über unserer Schmerzgrenze liegen. 2000 Euro für ein VIP-Ticket sind eindeutig zu viel. In der Nacht haben wir aber doch Glück. Deutschlandfans bieten drei Tickets zu einem annehmbaren Preis an. Wir schlagen ein.

Am nächsten Tag wächst die Spannung. Die Erwartungen gegen die Franzosen sind hoch. 30 Minuten dauert die U-Bahnfahrt zum Maracana-Stadion. Nach unzähligen Kontrollen haben wir es in den Randbereich dieses tollen Stadions geschafft. Dreimal halten uns Kamerateams auf. Wir bekommen Mikrofone von peruanischen, brasilianischen und mexikanischen TV-Reportern vor die Nasen gehalten. Unserer einheimischer Begeiter Jan erzählt auf portugiesisch, dass Jogis Elf mit 2:0 gewinnt. Im Innenbereich bleibt uns die Spucke weg. Wir haben schon einige Stadien gesehen, aber Maracana ist einzigartig. Die Begeisterung nach dem 1:0 und vor allem nach dem Schlusspfiff ist gigantisch. Noch lange bleiben wir auf unseren Plätzen und genießen diese einmalige Atmosphäre. Das Viertelfinale der Brasilianer schauen wir uns nicht wie geplant auf dem FIFA-Fanfest an. Dort ist es viel zu voll. Viele Anhänger der Selecao meinen nach dem Abpfiff, dass ihre Nationalmannschaft ohne Neymar keine Chance gegen Deutschland hat. Uns kann's nur recht sein. Und klar ist: Im Stadion von Belo Horizonte wollen wir zu sechst wieder den Weg unserer Elf ins Endspiel von der Tribüne aus verfolgen.

TOM UND KLAUS VAN HUSEN, STEFAN QUINDERS, PETER STOCK SOWIE PETER VERMÖHLEN BERICHTEN IN DER RP VON IHRER WM-REISE.

(RP)
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