Fußball Bonuspunkte auf Rieges Wunschzettel

Sonsbeck · In der Fußball-Oberliga wurde dem Karneval als Spielplangestalter die rote Karte gezeigt. Auch am Wochenende wird in der fünfthöchsten Liga um Meisterschaftspunkte gespielt. Der SV Sonsbeck empfängt am Sonntag den MSV Duisburg.

Im Händedruck, mit dem sich Horst Riege am vergangenen Sonntag in Essen von seinem geschätzten Kollegen Dirk Helmig ("Ein wirklich feiner Kerl.") verabschiedete, lag große Erleichterung. Die letzte halbe Stunde des Spiels fraß am Nervenkostüm des Sonsbecker Trainers. Was zählte dagegen schon die Stunde vorher, in der der 60-Jährige ruhig und gelassen in seiner Coachingzone verbrachte.

Er konnte die Haltung des beobachtenden Fußballlehrers einnehmen, weil die Spieler seiner Mannschaft in drei Situationen — und das sind für Oberligaverhältnisse eine Menge — zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle waren. Eine Chancenverwertung mit Sternchen, Vorbild Jesse Weißenfels.

Damit geriet das Spiel an der Essener Seumannstraße in ein nicht vorherbestimmtes Fahrwasser. Der Himmel der Sonsbecker Fußballer hing zwar nicht mit einem Schlag voller Geigen, dennoch war die Möglichkeit von drei Punkten gegeben. "Einen Punkt in Essen mitgenommen zu haben, ist bestimmt auch nicht schlecht", sagt Riege in der Nachbetrachtung der Partie. "Drei Zähler wären allerdings für uns richtig schwer wiegende Bonuspunkte gewesen."

Der Sonsbecker Coach ist mit dem aktuellen Tabellenstand und der Punkteausbeute seiner Mannschaft "nicht unzufrieden". Aus den letzten drei Begegnungen holten die Roten sieben Punkte und erzielten ebenso viele Tore, was nach dem Verlust von Torjäger Weißenfels vielleicht noch wichtiger ist. Riege weiß aber auch, welches Gewicht im Endklassement die nicht erwarteten Ergebnisse haben. "Der Sieg der Baumberger in Wuppertal gehört in diese Kategorie", sagt Riege, der allerdings der Vergangenheit und irgendwelchen dort nicht erreichten Wunschresultaten nicht lange nachtrauert. "Sonntag kommt der MSV Duisburg — da haben wir die nächste Gelegenheit, eine Überraschung zu landen", sagt Riege.

Dann wäre der Sonsbecker Trainer bestimmt auch bereit, ein weiteres Mal einen Teil seiner Nerven für den Erfolg der Mannschaft zu opfern. In der letzten halben Stunde der Partie bei den Rot-Weißen U23-Fußballern mussten nicht allein die Sonsbecker Spieler ihre letzten Kräfte mobilisieren, um wenigstens ein Unentschieden bis unter die Dusche zu retten. Auch in der Sonsbecker Coachingzone wurde das Potenzial an Hilfestellungen ausgeschöpft: Einwechselungen von frischen Kräften und das Nachjustieren an einigen taktischen Stellschrauben.

Morgen nun, wenn die Narren in die Schminktöpfe greifen, um dem Alltag die bunte Nase zu zeigen, muss der Oberligist aus dem Willy-Lemkens-Sportpark ein weiteres Mal gegen eine U23-Mannschaft ran. Zu Gast ist der MSV Duisburg, der auf einem noch etwas höheren Niveau Fußball spielt, als es Essens Nachwuchsabteilung am vergangenen Sonntag getan hat: Luft für 90 Minuten und mehr, schnelles Umschaltspiel, Flügelspiel, technisch versiert und druckvoll im Spiel nach vorne. Dazu ausgestattet mit einer Abwehrkette vor einem ausgezeichneten Torwart — da türmt sich ein Berg auf, der von den Sonsbeckern an einem der Festtage des Karnevals Schwerstarbeit abverlangen wird. Zur Erinnerung: Das Hinspiel ging 1:2 verloren, den Ehrentreffer erzielte Daniel Müller mit einem direkt verwandelten Freistoß.

"Jeder muss bereit sein, über das Limit zu gehen", fordert Riege, dem die rot-gesperrten Ahmet Taner und Kristof Prause noch ein beziehungsweise zwei Spiele fehlen. Zu hoffen bleibt, dass Thomas Tennagels nach dem unbeherrschten Tritt seines Gegenspielers Damian Bartsch ("Sorry, ich kam zu spät", lautete die Entschuldigung.) wieder zurückkommt. "Das wäre wichtig, weil Thomas unser Spiel beruhigen und den Ball in den eigenen Reihen halten kann", sagt Riege. Tennagels stieg gestern wieder in das Mannschaftstraining ein.

Manfred Wölpper, Coach des MSV Duisburg II, sagt vor der Partie mit dem SV Sonsbeck: "Wir wollen versuchen, wieder gut Fußball zu spielen." Das sagt er sehr entspannt und mit großer Gelassenheit, da seine Elf bisher eine Saison mit hoher Konstanz hinter sich hat. Der Lohn dafür ist der dritte Tabellenplatz mit einem Punkt hinter dem FC Kray und sechs Punkten hinter Spitzenreiter SV Hö./Nie. Fast die Hälfte aller Duisburger Tore erzielte Gökan Lekesic, der bisher 20 Mal traf.

(RP)
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