Interview Holger Hahn "Auswirkungen gibt es auch im Jugendbereich"

Xanten · Fußball: Der Vorsitzende des Schiri-Ausschusses im Kreis Kleve/Geldern sieht den Spielbetrieb in unteren Ligen gefährdet.

 Holger Hahn ist Schiedsrichter-Obmann.

Holger Hahn ist Schiedsrichter-Obmann.

Foto: eve (Archiv)

Herr Hahn, Vor zwei Jahren hat die RP bereits über einen Schiedsrichter-Mangel im Fußball-Kreis Kleve/Geldern berichtet. Wie sieht die Situation heute aus?

Holger Hahn Sie ist leider unverändert. Wir haben weiterhin zu wenige Schiedsrichter. Insgesamt sind bei uns 163 Unparteiische registriert. Darunter fallen allerdings auch einige, die nicht mehr pfeifen. Sie kümmern sich beispielsweise um die Schiedsrichterbetreuung, stehen uns aber nicht mehr auf dem Platz zur Verfügung.

Wie viele Schiedsrichter bräuchte der Kreis denn, damit Ruhe reinkäme?

Hahn Insgesamt bräuchten wir 200 aktive Schiedsrichter, die wirklich zur Pfeife greifen würden. Denn was wir bedenken müssen ist, dass uns nicht jeder Schiedsrichter jedes Wochenende zur Verfügung steht. So haben wir einige Referees, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so häufig Partien leiten können. Auch kommen immer wieder Studenten hinzu, die jedoch nicht jedes Wochenende hier sind.

Sie hatten bereits vor zwei Jahren erläutert, dass sich dieser Schiedsrichter-Mangel auf den wöchentlichen Spielbetrieb im Kreis auswirkt. Wie sieht es da aktuell aus?

hahn Schon seit geraumer Zeit besetzen wir keine Spiele der Kreisliga C im Südkreis mehr, außer wenn darum gebeten wird. Aber in der Regel haben wir für diese Partien einfach keine Leute. Auswirkungen gibt es aber auch im Jugendbereich. In den dortigen Kreisklassen können wir ebenfalls keine Schiedsrichter mehr stellen und die Betreuer müssen die Parteien leiten.

Sie hatten damals schon befürchtet, dass zumindest auch die Kreisliga B in den nächsten Jahren betroffen sein könnte.

Hahn Im Moment versuchen wir alles, um sämtliche Spiele mit Schiedsrichtern zu belegen. In der B-Liga ist es daher noch die Ausnahme, dass dort Spiele ohne Unparteiische durchgeführt werden müssen. Aber Schiedsrichter werden in allen Ligen gebraucht.

Dazu ist ja vor allem der Nachwuchs wichtig. Finden Sie genügend neue Talente?

Hahn Leider war es so, dass wir im September 2016 einen neuen Schiedsrichter-Anwärterlehrgang absagen mussten. Wir hatten lediglich sieben Anmeldungen. Für Interessierte besteht aber in den Osterferien die Chance, an einem Anwärterlehrgang in der Sportschule Wedau in Duisburg teilzunehmen. Wir selber werden im September einen weiteren Versuch starten.

Um diese zu finden, sind aber auch die Fußballvereine im Kreis Kleve/Geldern in der Pflicht.

Hahn Es ist ein generelles Problem, Leute für ein Ehrenamt zu finden. Das zieht sich durch alle Bereiche. Und ebenso wie Vereine oft keine neuen Vorsitzenden finden, ist es eben auch schwer, Schiedsrichter für den Job zu begeistern. Es wird zwar gerade überlegt, die Strafen, die Vereine für fehlende Referees bezahlen müssen, zu erhöhen. Aber ob das wirklich den gewünschten Erfolg bringt, ist fraglich.

SABRINA PETERS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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