Verein ist aus Alpener Ortsteil nicht wegzudenken BSV Bönninghardt prägt ein ganzes Dorf

Alpen · Der Verein hat 370 Mitglieder. Jeder fünfte Einwohner gehört dem Klub an. Im kommenden Jahr will der BSV sein 70-jähriges Bestehen feiern. Neben Fußball werden auch Ultimate Frisbee, Tang Soo Do und Turnen angeboten.

 Daniel Shaltookchi ist seit 2010 Vorsitzender des BSV Bönninghardt. Bei den nächsten Wahlen wird er aber nicht mehr antreten.

Daniel Shaltookchi ist seit 2010 Vorsitzender des BSV Bönninghardt. Bei den nächsten Wahlen wird er aber nicht mehr antreten.

Foto: Fischer, Armin (arfi)/Fischer, Armin (afi)

Sport im Verein ist am schönsten, heißt es. Das trifft auch auf den BSV Rot-Weiß Bönninghardt zu. Wenn in einem Ort mit rund 1700 Einwohnern etwa jeder Fünfte Mitglied in einem Sportverein ist, „dann ist das viel für so einen kleinen Dorfklub“, sagt Geschäftsführer Stefan Algra, der seit 18 Jahren im BSV und seit 2004 im Vorstand tätig ist. Viele der 370 Mitglieder kommen sicher auch gerne zur im nächsten Jahr geplanten Jubiläumsparty, bei der der BSV sein 70-jähriges Bestehen feiern will. Aber ob dann ein unbeschwertes Miteinander wieder möglich sein wird, steht noch in den Sternen. 2020 und 2021 war und wird wegen Corona eben alles anders als sonst.

Und es gibt eigentlich noch einen weiteren Grund, um anzustoßen. Und zwar die Tatsache, dass die Senioren-Fußballer am letzten Spieltag vor dem Lockdown gegen den Büdericher SV II ihren ersten Sieg seit Jahren bejubeln durften.

Der Fußball spielt beim BSV Bönninghardt derzeit aber eine eher untergeordnete Rolle. Denn der Verein stellt momentan nur noch eine Senioren-Mannschaft, die in der Kreisliga C im vergangenen Sommer neu anfangen musste. „Wir mussten unsere erste Mannschaft vor drei Jahren mangels Erfolg in der B-Liga und mangels Personal vom Spielbetrieb abmelden. Die Jungs haben am Ende nur noch die Hucke vollbekommen“, sagt der Geschäftsführer. Und die letzte Jugend-Mannschaft des BSV spielte in der Saison 2012/13. 

 Fußball spielt seit einiger Zeit kaum noch eine Rolle beim BSV. Im Jahr 2005 sah das noch anders aus. 

Fußball spielt seit einiger Zeit kaum noch eine Rolle beim BSV. Im Jahr 2005 sah das noch anders aus. 

Foto: Armin Fischer/Fischer, Armin (afi)

Dabei war es doch gerade der Fußball, der vor mehr als 70 Jahren zur Gründung eines eigenen Ballspielvereins in Bönninghardt führte. Sport wurde allerdings schon vorher auf der Hei betrieben, wie in der Chronik zum 50-jährigen Bestehen zu lesen ist. Einige Interessierte hätten 1911 den Sportverein Germania Bönninghardt gegründet, dessen Vorsitzender Heinrich Demann war, während Leo Völlings als Geschäftsführer verantwortlich zeichnete. Gespielt wurde auf dem damaligen Exerzierplatz in der Nähe des heutigen Bauhofes. Mit einem Pferdefuhrwerk fuhren die Kicker zu den Auswärtsspielen.

Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges kam der Sport bei der Germania zum Erliegen und lebte erst 1920 unter dem Vorsitz von Peter Arnolds und Heinrich Krämer wieder auf. Auch Alpener und Menzelener liefen für die Germania auf. 1924 war dann Schluss, die Bönninghardter waren auf Nachbarvereine angewiesen. „Es wurde laufend versucht, wieder einen eigenen Verein ins Leben zu rufen. Doch scheiterte das wohl in der Hauptsache am nötigen Mumm, etwas anzupacken“, heißt es in der Chronik. Den nötigen Mumm hatten schließlich fünf Männer. Sie meldeten 1951 beim Kreis-Vorsitzenden Gerd Vierbaum in Baerl den Verein Ballspielverein 1951 Bot-Weiß Bönninghardt an, bildeten einen provisorischen Vorstand und warben mit Plakaten um Mitglieder.

Am 10. Juni 1951 fand in der Gaststätte Bröcheler die erste Generalversammlung statt, bei der Johann Koppers zum ersten und Heinrich Baumann zum zweiten Vorsitzenden gewählt wurden. Geschäftsführer war damals Johannes Bröcheler, erster Kassierer Hermann Fürtjes, Fußball-Obmann Laurenz Baltes. Der Vereinswirt stellte ein geeignetes Gelände für die Spiele zur Verfügung – eine Wiese zwischen der Heideschule und dem angrenzenden Waldgrundstück. Gegner der ersten Heimpartie war die Elf von Concordia Ossenberg. 1952 wechselte der BSV das Vereinslokal und siedelte über ins Lokal Franz Oymann. Der überließ dem Verein ein Grundstück am Friedhof, auf dem heute noch gespielt wird.

 Beim BSV spielen die Black Flies Ultimate Frisbee.

Beim BSV spielen die Black Flies Ultimate Frisbee.

Foto: Olaf Ostermann

Rund 70 Jahre später hat der BSV mehr als nur Fußball zu bieten. Es gibt Turnen für alle Altersgruppen, seit 2004 Tang Soo Do oder Yoga und Powersport für Damen. Vor fünf Jahren haben sich die Black Flies gegründet – ein Team junger Leute, das auf dem Bönninghardter Rasen Ultimate Frisbee spielt. Wie es geht, zeigten sie vor einigen Monaten auf der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort. Und Anfang 2020 schlossen sich drei Tanzgarden verschiedenen Altersstufen dem BSV an.

Wegen Corona ruht aktuell der Hallensport. Der Kreis Wesel hat die Halle an der Bönninghardtschule, die dem BSV 13 Stunden pro Woche zur Verfügung stellt, nicht mehr freigegeben, weil die Schülerinnen und Schüler der Schule für Menschen mit geistigen sowie körperlichen Einschränkungen zur Risiko-Gruppe gehören. Und die für den 20. November geplante Hauptversammlung musste der Ballspielverein auch absagen.

Stefan Algra hofft, dass das Mitgliedertreffen im ersten Quartal 2021 durchgeführt werden kann. Denn es stehen Wahlen an. So muss ein Nachfolger für den Vorsitzenden Daniel Shaltookchi gefunden werden, der seinen Lebensmittelpunkt nach Frankfurt verlegt hat und nicht mehr antritt.

Fest steht aber schon jetzt: Wenn die Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen aufgrund der Corona-Vorgaben nicht stattfinden können, dann wird das Jubiläum zum 75. im Jahr 2026 halt umso größer ausfallen.

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