Xanten Spanische Gitarrenmusik bringt das Publikum in Schwung

Xanten · Gin in Xanten! Kenner und musikliebende Niederrheiner werden wissen, was gemeint ist: Die Gitarren Initiative Niederrhein war im Dreigiebelhaus zu Gast. Seit inzwischen 16 Jahren erfreut dieser Zusammenschluss von professionellen Gitarristen und Pädagogen am Niederrhein die Region mit Konzerten und Workshops.

Diesmal war das EIOS Gitarrenduo zu erleben. Ulrike Eisel und Norbert van Os präsentierten ein Programm aus vorwiegend spanischer und südamerikanischer Musik, das aber auch ein paar prickelnde Überraschungen bot. Spricht man von spanischer Musik, darf ein Komponist nicht fehlen: Enrique Granados (1867 - 1916). Der spanische Komponist und Pianist erlangte mit seinen zwölf spanischen Tänzen "Danzas Espanolas" große Berühmtheit.

Drei von diesen Tänzen gaben den Einstieg in den Konzertabend. Es folgte ein weiterer besonderer Tanz: eine Tarantella. Dem Volksmund nach stellte ein wilder Tanz bis zur Erschöpfung eine Therapieform dar, um das Gift eines Tarantelstichs aus dem Körper zu schwitzen. Der französische Komponist Pierre Petit (1922-2000) verstand es, diese höchst unangenehme Situation in ein sehr unterhaltsames Stück Musik zu verwandeln. Eisel und van Os meisterten diesen "Entgiftungstanz" flott und virtuos. Zur Freude der Zuhörer spielten sie dabei nicht bis zur vollständigen Erschöpfung, sonst wäre ihnen der Rest des Abends verwehrt geblieben.

Drei Herbststücke "Tres piezas de otono" von Máximo Diego Pujol rundeten die erste Konzerthälfte ab. Der 1957 in Buenos Aires geborene Komponist ist in seinem Schaffen von Astor Piazzolla beeinflusst und nimmt ebenso Elemente aus Folklore und aus dem Tango als Basis seiner Werke. Eisel und van Os waren hier ganz in ihrem Element, sie musizierten flinke Girlanden, farbige Begleitungen, melancholisch schöne Stimmungen sowie rhythmisch energetische Klopfelemente und erzeugten so ein vielfältiges Bild vom argentinischen Herbst in den Köpfen der Zuhörer.

Der zweite Konzertteil wurde unkonventioneller. Nachdem der Tango No. 2 aus Astor Piazzollas "Tango Suite" erklungen war, legte van Os dem Publikum ans Herz, das darauf folgende Stück nicht allzu ernst zu nehmen: Die Ankündigung einer von ihm angefertigten Bearbeitung von einem Prelude Johann Sebastian Bachs sorgte für Schmunzeln. War der aufmerksame Konzertgänger irritiert über den vermeintlichen Tippfehler "BFV 999" statt "BWV (Bach-Werke-Verzeichnis) 999" gestolpert, so klärte Eisel das Missverständnis nun auf. "BFV" stehe für "besonders funkige Version". Diese war es in der Tat, van Os hatte eine Begleitstimme dazugeschrieben, die die Akkordstruktur des Preludes rhythmisch aufgreift.

Auch "Canarios" von Gaspar Sanz (1640 - 1710) erklang in einer ergänzenden Bearbeitung von van Os. Den Höhepunkt und zugleich Abschluss des Abends stellten die drei Eigenkompositionen "Catapulca", "Nightsong in Blue" und "Phonecall" im Stil des Jazz von Norbert van Os dar.

Hierbei wurde das Duo von "special guest" Jürgen Slojewski am elektrischen Kontrabass unterstützt, der die Klangfülle deutlich bereicherte. Interessante Melodieführung, schwungvolle Basslinien und witzige rhythmische Elemente - der feine Jazz-Stil von van Os sorgte für ordentlich Fußwippen bei Musiker und Publikum.

(liro)
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