Neuer Bildungsgang in Xanten Placidahaus bildet künftig Fachkräfte für die OGS-Betreuung aus

Xanten · Ab 2026 gilt der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler. Das ist nur mit mehr Personal zu schaffen, wie das Placidahaus in Xanten erklärt. Das Berufskolleg bietet deshalb eine neue Ausbildung an.

Das Angebot des Placidahauses wird um eine Wabe erweitert: In einem Pressegespräch stellten Michael Lammers (l.), Tanja Rose und Thorsten Funke den neuen Bildungsgang vor.

Foto: RP/Markus Werning

Das Placidahaus in Xanten erweitert sein Angebot und wird zum nächsten Schuljahr 2025/2026 einen neuen Schwerpunkt in der Ausbildung von Sozialassistentinnen und Sozialassistenten anbieten. Das Berufskolleg wird dann auch Sozialassistentinnen und Sozialassistenten für die Betreuung von Grundschulkindern ausbilden, wie die Schulleitung in einem Pressegespräch erklärte. Es ist damit eine der ersten Schulen am nördlichen Niederrhein mit diesem neuen Bildungsgang.

Die Voraussetzungen für den neuen Schwerpunkt in der Sozialassistentenausbildung hatte das NRW-Schulministerium im Frühjahr geschaffen, wie die Schulleitung weiter erklärte. Hintergrund ist der gesetzliche Anspruch auf einen Grundschulbetreuungsplatz, der ab 2026 gelten wird. Wie das Bundesfamilienministerium erklärt, haben ab August 2026 „alle Kinder der ersten Klassenstufe einen Anspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung“. In den Folgejahren wird der Anspruch auf die Klassenstufen zwei bis vier erweitert.

Dieser Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter werde aber „nur mit mehr Personal zu stemmen sein“, erklärte das Placidahaus. „Als Schule in der Region glauben wir, dass wir eine gesellschaftliche Verantwortung haben, um die Einrichtungen in die Lage zu versetzen, das Personal auch einzustellen, das sie für diesen Rechtsanspruch brauchen“, sagte Schulleiter Thorsten Funke. Das Placidahaus habe mit Trägern von OGS-Betreuungseinrichtungen gesprochen, und diese hätten großes Interesse an der neuen Ausbildung gezeigt. Bisher könnten sie nur Erzieher oder ungelernte Arbeitskräfte einstellen. Deswegen wolle das Land mit dem neuen Bildungsgang eine Lücke schließen.

Die Ausbildung zur Sozialassistentin und zum Sozialassistenten mit dem Schwerpunkt „Grundschulkinder / OGS“ geht über zwei Jahre. Die Inhalte seien „perfekt abgestimmt“ auf die Betreuung von Kindern im Grundschulalter sowie auf den Alltag in der Grundschule und in den angeschlossenen Einrichtungen für die Übermittagsbetreuung, erklärte Bildungsgangleiterin Tanja Rose. Im Gegensatz zur allgemeinen Sozialassistentenausbildung habe der pädagogische Anteil stundenmäßig einen größeren Umfang. Die Entwicklung und die Bedürfnisse von Grundschulkindern stünden im Fokus. Dabei würden verschiedene Bereiche abgedeckt: von der Hausaufgabenbetreuung bis zur Freizeitgestaltung. Die Schülerinnen und Schüler würden Kompetenzen dafür erwerben, um Kinder pädagogisch zu begleiten, ihre Bildung zu unterstützen und gesundheitliche Aspekte zu berücksichtigen.

Auf den neuen Sozialassistentenschwerpunkt können sich Schülerinnen und Schüler mit dem Ersten und dem Erweiterten Ersten Schulabschluss bewerben, also alle mit einem Hauptschulabschluss nach Klasse neun oder einem Hauptschulabschluss nach Klasse zehn, wie Tanja Rose weiter erklärte. „Die Einstiegshürde ist also sehr niedrig.“ Es handle sich um eine vollzeitschulische Ausbildung, in der 16 Wochen Praktikum integriert seien. Die Absolventen hätten nach zwei Jahren den Berufsabschluss „staatlich geprüfter Sozialassistent oder staatlich geprüfte Sozialassistentin“ erworben und gleichzeitig den Mittleren Schulabschluss erreicht.

Die Ausbildung sei sehr praxisorientiert und stütze sich im beruflichen Bereich auf die drei Säulen Gesundheit und Pflege, Erziehung und Soziales sowie Arbeitsorganisation und Recht, erklärte Tanja Rose. Zum Bildungsplan gehören laut einer Übersicht zum Beispiel die Themen Integration, Inklusion, ADHS, ADS, Dsykalkulie, Lese- und Rechtschreibstörung und Essstörungen, aber auch die Elternarbeit, der Austausch mit Lehrkräften, die Planung und Organisation von Angeboten für Grundschülern, die Ferienbetreuung und der Übergang von der Kita in die Grundschule und von der Grundschule zur weiterführenden Schule. Die weiteren Fächer während der zwei Jahre seien Mathe, Deutsch, Englisch, Politik, Religion und Sport. Die 16 Wochen Praktika würden unterteilt in zwölf Wochen Praktikum in einer Grundschulbetreuung (OGS) und vier Wochen Praktikum in einem Kindergarten.

Bei der Ausbildung handle es sich um eine Assistenzausbildung, erklärte der stellvertretende Schulleiter Michael Lammers. Die meisten Schülerinnen und Schüler nutzten diese als Sprungbrett in weitere Ausbildungen wie die Erzieherausbildung und die Heilerziehungspflege oder sie gingen in die generalistische Pflegeausbildung zum Pflegefachmann oder zur Pflegefachfrau. Viele Absolventinnen und Absolventen unterstützten jedoch auch in den unterschiedlichen Einrichtungen die Fachkräfte als Sozialassistenten. „Die Ausbildung Sozialassistenz Grundschule befähigt, genau wie die weiterhin angebotene allgemeine Sozialassistenzausbildung, in allen sozialen Einrichtungen für Menschen arbeiten zu können“, erklärte Tanja Rose. „An unserem Berufskolleg schließen wir mit dieser Ausbildung eine Zielgruppenlücke im Bereich der Assistenzberufe“, ergänzte Thorsten Funke.

(wer)