Auswanderer verkaufen deutsche Backwaren Sonsbecker starten in Winnipeg durch

Sonsbeck · Bäckermeister Andreas Ingenfeld und seine Ehefrau Friederike Brandt haben in der kanadischen Großstadt die Corona-Krise gut überstanden. Ende des Jahres wollen sie ihre dritte Bäckerei eröffnen.

 Die Sonsbecker Andreas Ingenfeld und Friederike Brandt durften während des einmonatigen Lockdowns in Winnipeg in beiden Geschäften weiter Backwaren verkaufen, mussten aber die Cafés schließen.

Die Sonsbecker Andreas Ingenfeld und Friederike Brandt durften während des einmonatigen Lockdowns in Winnipeg in beiden Geschäften weiter Backwaren verkaufen, mussten aber die Cafés schließen.

Foto: Simon Fuller

Nun ist es schon 14 Jahre her, als sich Bäckermeister Andreas Ingenfeld und seine Ehefrau Friederike Brandt entschlossen, sich in Winnipeg niederzulassen. Der Kontakt in die Heimatgemeinde zu Familie und Freunden schlief nie ein. Gerade während der Corona-Krise gab’s fast einen täglichen Austausch, sagt der gebürtige Sonsbecker. Es wurden Sorgen geteilt, sich Mut gemacht, aber auch über geschäftliche Dinge gesprochen. Das Ehepaar bekam in der Hauptstadt der kanadischen Provinz Manitobat die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu spüren. An ihrem Plan, Ende dieses Jahres die dritte Bäckerei mit deutschen Köstlichkeiten zu eröffnen, halten sie aber fest. Die zwei fühlen sich weiterhin pudelwohl in der nordamerikanischen Metropole.

Von Mitte März bis Mitte April dauerte in Kanada der Lockdown. Ingenfeld und seine Frau durften in beiden Geschäften in Winnipeg weiter Backwaren verkaufen, mussten aber die Cafés schließen. „In der ersten Woche war’s schon hart, da hatten wir Umsatzeinbußen bis zu 50 Prozent. Über die Cafés werden nun mal die Kunden reingeholt. Die to-go-Produkte haben uns am Leben gehalten“, sagt der 50-Jährige. Es habe dann eine Verschiebung des Kaufverhaltens gegeben. Auch weil die großen Supermärkte zu waren, kamen wieder mehr Kunden in die beiden Bäckereien namens „The Crusty Bun“ (das knusprige Brötchen). Dennoch musste das Ehepaar in den zwei Läden, die etwa 25 Kilometer auseinander liegen, Mitarbeiter freistellen.

Die Angestellten fielen weich. Das kanadische Parlament hatte beschlossen, Arbeitnehmer, die während der Corona-Krise ihre Job verlieren, monatlich mit 2000 Dollar (etwa 1290 Euro) zu unterstützen. „Diese Staatshilfe wurde jetzt um zwei Monate verlängert“, so Ingenfeld, der wie andere Arbeitgeber dadurch ein Problem bekam. So mancher Kanadier hat’s nicht eilig damit, an seine Arbeitsstelle zurückzukehren. „Deshalb gibt’s hier gerade eine große politische Diskussion. Ohnehin ist es nicht einfach, Leute zu finden, die mit ihren Händen arbeiten wollen.“

In Winnipeg und dem Umland habe es im Vergleich zu anderen dichter besiedelten Großstädten wie Toronto weitaus weniger Corona-Infizierte gegeben. „Seit Februar wurden knapp über 300 Fälle mit sieben Toten registriert. In dem Zeitraum sind allerdings 28 Menschen an der Grippe gestorben.“

Das Ehepaar hatte Anfang des Jahres vor Corona bis zu 40 Angestellte. Darunter viele Studenten und Saisonkräfte. Das Geschäft mit Brötchen, Brot und Süßem aus deutschen Rezeptbüchern brummt. 2019 war das beste Umsatzjahr. Mittlerweile ist klar, dass The Crusty Bun ganz gut durch die Krise gekommen ist. „Unsere Produkte sind gefragt. Auch im Zuge der Neueröffnung wollen wir ein krisensicheres Konzept entwickeln.“

Auch die dritte Bäckerei in einem Bio-Supermarkt in Steinbach, gut 45 Kilometer von Winnipeg gelegen, in dem viele deutsche Auswanderer leben, soll nach dem offenen Konzept entstehen. Offen heißt, dass die Backstube vom Café nur durch eine Glasscheibe getrennt ist. Den beiden Auswanderern stehen also arbeitsreiche Monate bevor. Zeit, um sich mit Familie und Freunden in der Heimat auszutauschen, werden sie sich aber weiterhin nehmen.

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