Sonsbecker Gasthaus Zur Börse Traditionslokal schließt wegen 2G plus

Sonsbeck · Dennis Kinat hat den Betrieb im Sonsbecker Gasthaus Zur Börse aufgegeben. Als Grund nennt er die erneut verschärften Corona-Bestimmungen für die Gastronomie. Laut Einschätzung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) schrecke die 2G-plus-Regel gerade Gäste auf dem Land ab.

 Dennis Kinat kapituliert vor den verschärften Corona-Bestimmungen für die Gastronomie und schließt das Gasthaus Zur Börse.

Dennis Kinat kapituliert vor den verschärften Corona-Bestimmungen für die Gastronomie und schließt das Gasthaus Zur Börse.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Die Ambitionen waren groß, als der Rassegeflügelzuchtverein (RGVZ) Sonbseck 2019 das Gasthaus Zur Börse nach zweijährigem Leerstand übernommen hatte. Die altehrwürdige Gaststätte mitten in Sonsbeck sollte nicht nur als neues Vereinshaus dienen, sondern auch das Leben im Ort beflügeln. An sechs Tagen pro Woche gab’s einen wechselnden warmen Mittagstisch, in den Abendstunden Deftiges von der Speisekarte. Das Lokal, das der RGVZ-Vorsitzende Dennis Kinat ab Anfang 2020 in Eigenregie führte, kam bei den Gästen gut an. Doch wenige Monate später kam Corona.

Fast zwei Jahre lang stellte sich Kinat allen Herausforderungen, die die Pandemie den Gastronomen auferlegte. Aber die beim Bund-Länder-Gipfel am Freitag beschlossene Einführung der 2G-plus-Regel in Restaurants will der Sonsbecker nicht mehr mittragen. Er hat am Sonntag seinen Betrieb geschlossen.

„Ich habe einfach keine Lust mehr auf dieses Auf und Ab“, sagt der 43-Jährige. „Wir haben schon drei Mal den Betrieb hoch- und dann doch wieder runterzufahren. Und ein Ende ist nicht absehbar.“ Im vergangenen Winter habe er seine Speisen durchs offene Fenster zum Mitnehmen angeboten. „Das lief gut, aber dafür hatte ich Heizkosten von rund 8000 Euro“, so Kinat. Seine vier Angestellten habe er auch während der Lockdown-Phasen weiter beschäftigt und bezahlt. „Anderenfalls hätten sie sich andere Jobs gesucht. Im Sommer 2021 war ja zu sehen, wie viele Gastronomien händeringend nach Personal gesucht haben“, erklärt er.

Die verschärften Corona-Regeln zum Ende des vergangenen Jahres bedeuteten einen erneuten Fausthieb für den Betreiber, der zuvor in Düsseldorf eine Eck-Kneipe geführt hat. „Es war schon extrem, wie viele Veranstaltungsabsagen im November und Dezember eingingen“, sagt Kinat. Allen voran von Weihnachtsfeiern. „Weil die Leute verunsichert sind, wurden aber auch schon Karnevalsveranstaltungen abgeblasen.“ Wieder Tausende Euro, die ihm, so Kinat, verloren gingen.

Vor der Entscheidung über den Weiterbetrieb des Gasthauses wollte er schließlich das Ergebnis des Bund-Länder-Gipfels abwarten. Die Regierungschefs verabredeten am Freitag eine Verschärfung der Corona-Bestimmungen für die Gastronomie. Für den Restaurantbesuch benötigen demnach auch zweifach geimpfte oder genesene Personen zusätzlich einen tagesaktuellen Negativ-Test. Menschen mit Booster-Impfung sind davon ausgenommen. Kinat sieht dadurch die Hürden für einen Restaurantbesuch deutlich erhöht. „Die Menschen überlegen jetzt schon dreimal, ob sie auswärts essen gehen sollen“, sagt Kinat. „Wenn sie sich nun noch vor dem Restaurantbesuch testen lassen müssen, lassen sie es lieber gleich sein.“

Diese Befürchtung teilt Thorsten Hellwig, Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) NRW: „Gerade in ländlichen Regionen, wo Menschen einen höheren Aufwand betreiben müssen, um sich testen zu lassen, kann die 2G-plus-Regel Gäste abschrecken.“ Bislang seien nach allen verschärften Zugangsbeschränkungen Umsatzeinbrüche zu verzeichnen gewesen. Insgesamt hätten Gastronomen im vorigen Jahr im Vergleich zu 2019 Umsatzeinbrüche von 40 Prozent erlitten. „Der wirtschaftliche Druck wächst“, so Hellwig. „Nach zwei Jahren Pandemie sind die Rücklagen vielfach aufgebraucht.“ Immer mehr Betriebe stünden vor der Kapitulation. Im direkten Zusammenhang mit der 2G-plus-Regel seien bislang keine vermehrten Betriebsaufgaben zu beobachten, so der Dehoga-Sprecher. „Aber viele Betriebe wollen zeitweise schließen.“ Die verschärften Corona-Regeln quasi aussitzen.

Kinat nicht, er will den Restaurantbetrieb im Gasthaus Zur Börse endgültig aufgeben. Stattdessen hat er schon andere Pläne für die Räume an der Hochstraße. Dort sollen – vermutlich ab März – Kochevents in Kooperation mit dem auf Kochgeschirr spezialisierten Unternehmen AMC (International Alfa Metalcraft Corporation AG) stattfinden.

Die Veranstaltungssäle sind indes weiter buchbar. „Dort treffen sich Sportgruppen, Tanzkurse – gerade weil es wenig Ausweichmöglichkeiten in Sonsbeck gibt, sollen die Säle weiter zur Verfügung stehen.“ Reservierungen sind unter der Rufnummer 02838 6559887 möglich.

(beaw)
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