Amprion-Projekt Sonsbeck rechnet mit der Stromtrasse

Sonsbeck · Der Netzwerkbetreiber Amprion will am Freitag, 3. Juli, von 10 bis 11.30 Uhr im Kastell informieren und auf das Recht hinweisen, im Planverfahren Eingaben zu machen. Die Frist endet Mitte August. Die Alternative über Hamb ist nur eine Überlegung.

 Die Kabel für die Superstromtrasse sollen – wie im Bild bei einem anderen Amprion-Projekt zu sehen – in der Erde verlegt werden. Die favorisierte Trasse tangiert Sonsbeck.

Die Kabel für die Superstromtrasse sollen – wie im Bild bei einem anderen Amprion-Projekt zu sehen – in der Erde verlegt werden. Die favorisierte Trasse tangiert Sonsbeck.

Foto: ja/Amprion

Die Pläne für die Amprion-Hochspannungsleitung liegen auf dem Tisch. Auch Bürger haben jetzt die Chance, sich ins Planverfahren einzubringen und ihre Einwände vorzubringen. Die von Amprion geplante Trassenführung nahm in der Sondersitzung des Bauausschusses ausführlichen Raum ein.

Kämmerer Willi Tenhagen berichtete, dass er mit dem Ausschussvorsitzenden Jürgen Kühne (FDP) am 22. Juni an einer Info-Veranstaltung des Unternehmens im Zuge der Trägerbeteiligung teilgenommen habe. Die Planungen seien der Bundesnetzagentur vorgelegt worden, erläuterte Bau- und Planungsdezernent Georg Schnitzler. Jetzt finde die Träger- und Öffentlichkeitsbeteiligung statt. Auch die Gemeinde Sonsbeck werde gehört.

Noch bis zum 21. Juli können die Planunterlagen eingesehen werden. Man habe auf der Homepage einen entsprechenden Hinweis eingestellt, dem Bürger entnehmen können, was Amprion beabsichtigt.

Für Freitag, 3. Juli, lädt der Netzwerkbetreiber von 10 bis 11.30 Uhr zu einer Bürgersprechstunde ins Kastell. Dazu muss man sich wegen der Corona-Pandemie allerdings anmelden, und zwar unter Tel. 0231 93110321 (9 bis 17 Uhr). (Anders als in einer früheren Fassung vermeldet, vergibt die Gemeinde Sonsbeck keine Termine. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.)

„Wir möchten, dass möglichst viele, die in dem Korridor liegen, und auch die, die nicht direkt betroffen sind, eine Stellungnahme abgeben“, so der Kämmerer. Nur dann sei man sicher im Verfahren beteiligt. Amprion habe ein Beteiligungsverfahren gewählt, das „ganz zufällig“ in die politische Sommerpause falle, konnte sich Tenhagen einen Seitenhieb nicht verkneifen.

Die Verwaltung werde die „sehr umfangreichen“ und „wenig anwenderfreundlich aufbereiteten“ Unterlagen gründlich studieren und eine Stellungnahme verfassen. Bei 29 Gigabyte Planunterlagen und einigen hundert Seiten habe man selbst als Verwaltung Schwierigkeiten, die auf Sonsbeck bezogenen Darstellungen zu finden. Tenhagen kritisierte das knappe Zeitfenster für die Stellungnahme. Das Netzaufbaubeschleunigungsgesetz räume maximal drei Monate ein. Hier seien es gerade mal knapp zwei Monate. Die Gemeinde muss sich bis zum 14. August, Bürger bis zum 21. August äußern.

Würde die Amprion-Trasse den Rhein nicht bei Rees queren, sondern in Wallach, wäre Sonsbeck „raus aus der Geschichte“, erläuterte Tenhagen. Tendenziell sehe es aber so aus, dass die Rheinquerung bei Rees gewählt werde. Das bedeute, „dass Sonsbeck im Westen betroffen sein wird“ – vornehmlich im Bereich der Balberger Straße nahe des Pauenhofes und an der Autobahnzufahrt zur A 57.

Amprion wolle sich möglichst auf landwirtschaftliche Flächen beschränken. Neben der westlichen Trasse finde sich in den Plänen als Alternative auch ein „kleiner Wurmfortsatz“ in Hamb. „Durch die Festsetzung eines Baugebietes im Bereich Geldern-Kapellen und durch den Neubau eines Treibhauses habe sich innerhalb dieser Trassen-Option eine gewisse Riegelwirkung ergeben. Um die Trasse Rees nicht endgültig aufzugeben, habe man sich „diesen Schwenk ausgedacht“ , ergänzte Planungsamtsleiter Schnitzler. Diese Variante wäre aber ein heftiger Eingriff, weil er „die Gemarkung Hamb einmal komplett durchpflügen und teilen“ würde, befürchtet Willi Tenhagen.

Amprion werde bei den deutlich höheren Kosten und wegen der Hemmnisse auf diesem Weg aber kaum auf diese Alternative zugreifen. „Für uns hat sich Amprion für die westliche Variante entschieden, aber die Alternative ist noch nicht ganz vom Tisch.“

Was die Entschädigung der Landwirte angeht, wolle sich Amprion am Verkehrswert orientieren und etwa ein Drittel davon als Zahlung anbieten. Das Unternehmen habe signalisiert, dass dazu noch ein Beschleunigungszuschlag von 75 Prozent gezahlt werden soll.

Der Erörterungstermin für die Eingaben zum Trassenkorridor soll voraussichtlich im Oktober sein. Danach werde es eine Gesamtstellungnahme geben. Der Planfeststellungsbeschluss werde im ersten Quartal 2021 erwartet, der Bau soll voraussichtlich 2023 abgeschlossen sein.

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