Ostermontag in Achterhoek Mit dem Auto in den Gottesdienst

Sonsbeck/Achterhoek · Kirchen sind geschlossen, der Besuch der Gottesdienste auch Ostern unmöglich. So kam der Verein Natur und Kultur auf die Idee, Gläubige im Auto mitfeiern zu lassen. Statt in der Kirche wird auf einer Wiese in Achterhoek gebetet.

 Durch die Autokinos kam der Nuk auf die Idee mit dem ungewöhnlichen Gottesdienst. Pastor Bublitz und Pastor Babel sprechen in Achterhoek aber nicht von der Leinwand, sie sind live vor Ort.

Durch die Autokinos kam der Nuk auf die Idee mit dem ungewöhnlichen Gottesdienst. Pastor Bublitz und Pastor Babel sprechen in Achterhoek aber nicht von der Leinwand, sie sind live vor Ort.

Foto: ja/screenshot

Als Pastor Frank Bublitz von der Sache hörte, war er sofort begeistert. „Ich habe gedacht: Eine verrückte Idee, aber dafür bin ich ja immer zu haben“, erzählt der Pastor der Evangelischen Kirchengemeinde Sonsbeck und lacht.

Von „der Idee“ hatte ihm Presbyter Fred Eickhoff berichtet, der in Achterhoek unmittelbar an der Grenze zur Gemeinde Sonsbeck wohnt und dort Nachbar des Vereins Natur und Kultur (Nuk) ist. Der Verein ist für ungewöhnliche Einfälle bekannt und hatte überlegt, wie es möglich ist, zu Ostern Kirche und Gläubige trotz Corona und Kontaktverbot zusammenzubringen. „Alle Gottesdienste fallen aus, die Kirchen sind geschlossen und die Botschaft wird virtuell in die Welt gesendet. Gleichzeitig erfahren gerade in ganz Deutschland Autokinos eine Renaissance. Da könnte man einfach beides verbinden“, beschreibt Matthias David den Gedankengang. Die Idee: Wenn man Filme gucken kann, geht ein Gottesdienst erst Recht.

Da aber der Achterhoek, der zur Evangelischen Kirchengemeinde Sonsbeck gehört, kein Autokino hat, war Kreativität gefragt. „Wir sind schnell und flexibel und haben das Projekt innerhalb weniger Stunden auf die Beine gestellt“, berichtet David. Beide Konfessionen wurden mit ins Boot geholt. Die Wiese des Nuk eignet sich als Fläche für den Gottesdienst. Bei den Behörden habe man offene Türen eingerannt. Das Ordnungsamt sei sofort bereit gewesen, das ungewöhnliche Projekt zu unterstützen. Auch die Untere Wasserbehörde gab ihr Okay dafür, dass Autos für diesen besonderen, einmaligen Anlass auf der Wiese parken dürfen.

Die Freiwillige Feuerwehr hilft mit, die Nuk-Mitglieder sind sowieso dabei, ebenso die örtlichen Schützen. Sogar ein Arzt wird vor Ort sein. „Was aus der Not geboren wurde, hat sich zum Selbstläufer entwickelt“, berichtet David. Mit dem riesigen Zuspruch habe niemand gerechnet. „Der ist unglaublich aber sicher auch ein Zeichen dafür, dass es für die Menschen wichtig ist, an Ostern Gemeinschaft zu erfahren“, sagt er.

Weil die Nachfrage bereits so groß ist, hat das Nuk auch die Polizei als Helfer gewonnen. Auf der Wiese ist Platz für 270 Autos. „Wie viele am Ende kommen werden, das ist nicht planbar. Wenn es zu voll wird, werden wir vielleicht auch Fahrzeuge abweisen müssen“, sagt David.

Schließlich müssen die Vorsichtsmaßnahmen zu Corona-Zeiten beachtet werden. Helfer weisen den Besuchern in ihrem Auto einen Platz zu. Persönliche Begegnungen soll es nicht geben. Jeder muss im Wagen sitzen bleiben. Geparkt wird so, dass jeder die Bühne gut sehen kann, auf der der Altar aufgebaut wird. Pastor Manfred Babel und Pastor Frank Bublitz werden den ökumenischen Gottesdienst gemeinsam gestalten.

Die erforderliche Lautsprechertechnik organisiert das Team von „Radio Niederrhein“. Statt der Kirchenorgel sorgt ein Keyboard für die musikalische Begleitung. Organistin Gabriele Schepers-Wittig wird das Instrument spielen und auch singen. Die Besucher sind eingeladen, in den Autos einzustimmen. „Deshalb haben wir bekannte Lieder ausgesucht, die die meisten mitsingen können“, sagt Pastor Bublitz. Liedzettel zu verteilen, wäre wegen der Abstandsregel problematisch geworden.

Für den Sonsbecker Pfarrer ist der Auto-Gottesdienst draußen auf der Wiese etwas ganz Besonderes. „Es ist schon ein kleines Wunder, dass wir das hinkriegen. Ich freue mich darauf“, sagt Bublitz, der auf der Bühne die Osterkerze anzünden wird. Sein katholischer Kollege Manfred Babel hält die Ansprache. Natürlich werde er dabei auch auf die Corona-Krise eingehen, sagt der Pastor aus Winnekendonk. „Wir müssen ja einordnen, warum der Gottesdienst in einem so ungewöhnlichen Rahmen stattfindet.“

Trotz der enormen Resonanz ist eine Wiederholung nicht geplant. „Das soll eine einmalige Sache sein, eben weil wir im Moment eine besondere Situation haben und Ostern für die Gläubigen eine große Bedeutung hat“, sagt David.

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