Kletterwettbewerb am Sonsberg Klimpansen übertreffen die 8000er-Marke
Sonsbeck · Die Sonsbecker Klimpansen hatten sich am Sonntag vorgenommen, den Kletterfelsen Sonsberg innerhalb von acht Stunden so oft zu erklimmen, dass sie mindestens 8000 Höhenmeter zusammenbekommen. Die inklusive Klettergruppe übertraf ihr Ziel sogar noch – trotz realitätsnahen Schwierigkeitsstufen.
Insgesamt 14 Berge gibt es auf der Erde, die höher als 8000 Meter sind. Nach Ansicht der Sonsbecker Klimpansen muss das nicht so bleiben. Es ist Sonntag, vor 69 Jahren wurde der Mount Everest zum ersten Mal bestiegen, und die inklusive Klettergruppe hat Großes vor: „In Sonsbeck soll ab heute der 15. Achttausender stehen, dafür geben wir alles“, sagt Klimpansen-Leiter Willi Kisters.
Um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, muss sich der Verein aber etwas einfallen lassen, zumal der heimische Sonsberg – ein künstlicher Kletterfelsen – mit einer Höhe von elf Metern keine alpine Herausforderung darstellt. Der Trick: Rund 80 Hobbybergsteiger sollen gemeinsam in acht Stunden 8000 Höhenmeter erklettern. Damit leichte Routen wie die „Blindschleiche“ nicht allzu häufig in Anspruch genommen werden, darf nur dreimal pro Stunde dieselbe Tour gewählt werden. . Um das zu kontrollieren, erhalten die Teilnehmer stündlich einen andersfarbigen Expeditionsausweis, in denen sie ihr Pensum eintragen.
Natürlich können farblich unterschiedlichen Routen auch kombiniert werden, sagt Klimpansin Stefanie Michaelis: „Wir nennen das dann Disco-Klettern.“ Für Willi Kisters steht ohnehin der Spaß im Vordergrund: „Vielleicht gewinnen wir auch neue Mitglieder, aber das ist nicht unser primäres Ziel. Der Turm lebt, und das ist die Hauptsache.“
Während eine Handvoll Kletterer den nächsten sicheren Halt suchen, bereiten sich die anderen im rund um den Turm angelegten Basislager auf die nächste Route vor oder fachsimpeln. Zum Beispiel darüber, wie mit dem aufkommenden Regen umzugehen ist. „Man kann die Ostseite wählen, die hat ein leichtes Überdach und bleibt relativ trocken, hat aber die schwierigeren Routen vor sich. Oder man wählt die andere Seite und nimmt nasse Griffe in Kauf“, erklärt Kisters.
David entscheidet sich für die Westseite, bricht allerdings auf halber Strecke ab. „Ich habe mich nicht mehr sicher genug gefühlt, dann hat es keinen Zweck“, erzählt der 21-jährige aus Geldern. Seinen Teil zum Gesamterfolg hat er dennoch beigetragen, versichert Kisters: „Wir klettern fünf und zehn Meter. Zum einen sollen auch Kinder mitmachen dürfen und zum anderen jeder die Chance haben abzubrechen.“
Damit keiner sagen kann, die Klimpansen haben es sich zu leicht gemacht, kommen ab 6000 erreichten Metern realitätsnahe Schwierigkeitsstufen hinzu. Kisters: „Als erstes kommt der Kälteeinbruch. Das heißt, alle Kletterer müssen Handschuhe tragen und haben damit natürlich einen viel schlechteren Halt. Ab 7000 Meter beginnt die Todeszone mit Schneestürmen. Man sieht nichts mehr.“
Um das zu simulieren, müssen die Teilnehmer zusätzlich eine Augenbinde tragen. Das Vereinsmotto „Alles im Griff“ lässt sich jetzt nur noch erahnen und selbst das Ziel verschwindet aus den Augen. Aber am anderen Ende des Sicherungsseils steht zum Glück jemand mit wachem Blick, der das erlösende „Geschafft“ nach oben donnert und damit den Blindflug zurück einleitet.
Unter den Teilnehmern ist auch ein absoluter Profi. Der Nepalese Namgel Sherpa hat im Himalaya schon etliche Bergsteiger begleitet. In Sonsbeck kümmert er sich um Kletter-Anfänger. „Sie sind oft zu aufgeregt. Wichtig ist es, immer wieder Pausen zu machen, sich die Zeit zu nehmen und zu schauen, wie die Route verläuft. Klettern ist wie Meditation.“
Einmal im Jahr führt Namgel Sherpa Bergtouren im Himalaya. Wie lange die noch möglich sein werden, weiß er nicht: „Der Klimawandel macht sich dort stark bemerkbar. Gletscher schmelzen dramatisch, die Gefahr abzustürzen, steigt stetig an.“