Sonsbeck Der „Wachrüttler“ mit der Gitarre
Sonsbeck · Der Sonsbecker Jörg Klotzbach organisiert nicht nur die neue Konzertreihe „Acoustic Plaza“, er schreibt auch eigene Lieder. Und die transportieren eine unmissverständliche Botschaft.
Er versucht, etwas zu bewegen. Er spricht das, was aus seiner Sicht falsch läuft in der Gesellschaft, unverblümt an. Wenn sich der Nachbar einen Sichtschutz zum nebenan liegenden Flüchtlingsheim wünscht, ist das keine Sache, die den Singer-Songwriter Jörg Klotzbach kalt lässt. „Vieles fängt im Kleinen, auf privater Ebene an. Und schaukelt sich immer weiter hoch“, sagt der 52-jährige Sonsbecker.
Also versucht er, mit seinen Liedern eine Botschaft zu vermitteln. Gesellschaftskritisch, politisch, gerne auch etwas subtil. „Bevor Trump so richtig losgelegt hat und bevor die AfD in den Bundestag eingezogen war, hatte ich schon einen Song über die politische Weltlage geschrieben. Ich wollte einfach gegen den drohenden Rechtsruck ansingen.“ Das tut der gebürtige Duisburger auch heute noch. Auch wenn er erst vor wenigen Jahren seine Leidenschaft zur Akustik-Gitarre und handgemachter Musik entdeckt hat.
Geboren und aufgewachsen im Duisburger Stadtteil Rheinhausen, stand er in seiner Jugend eher auf harte Rockmusik. „Wir wollten damals mit ein paar Schulfreunden eine Rockband gründen. Also haben uns unsere Eltern zum Musikunterricht geschickt. Zusammen gespielt haben wir trotzdem nie“, erzählt Klotzbach lachend. Nach dem Abitur schloss er sich mit Anfang 20 dann aber doch einer ersten Band an – damals noch an der E-Gitarre. Dazu kümmerte er sich um das technische Equipment für die Auftritte. „Während die anderen nach dem Auftritt ihr Bierchen genossen, war ich noch immer derjenige, der alles abbauen durfte.“ Das prägte. „Erst habe ich Maschinenbau studiert, das war aber nichts für mich. Danach habe ich es mit einem Germanistik-Studium versucht und wollte in Richtung Verlagswesen.“
Heute ist Klotzbach selbstständiger Veranstaltungstechniker. Mit Musik hat sein Job zwar auch zu tun, allerdings nicht so, wie man es vermutet. „Meine Haupteinnahmequellen sind Automobilmessen.“ Dafür reist Klotzbach regelmäßig um die halbe Welt: Genf, Katar, Peking, Detroit. „Diese Automessen sind wie ein Zirkus, man reist immer mit ihnen herum.“ Diese Chance nutzt er dann, um sich und seine Lieder fernab der Heimat zu präsentieren. Was manchmal auch zu skurrilen Erlebnissen führt. „Ich habe mich in Shanghai an einer Promenade hingestellt und einfach angefangen zu spielen. Nach zwei Minuten war alles vorbei, die Polizei hat den Auftritt beendet. Das war dort offenbar verboten.“ Ein paar Meter weiter habe er dann offenbar einen Spot gefunden, an dem sich niemand zuständig fühlte. „Also habe ich da eine halbe Stunde gespielt. Da habe ich dann auch gemerkt, dass Musik eine universale Sprache ist, mit der man auch Menschen am anderen Ende der Welt erreicht.“
Diese Erlebnisse sind es, die Klotzbach darin bestärken, handgemachte Musik zu spielen. Auch wenn er es ein wenig bereut, jahrelang nicht zur Gitarre gegriffen zu haben. „Ich habe 1999 für meine Frau zur Hochzeit ein Lied geschrieben.“ Danach habe es dann berufsbedingt 13 Jahre gedauert, bis er wieder genug Zeit fand, um seine Ideen zu vertonen. Die aber hat er nach eigenen Angaben zur Genüge. „Songs schreiben finde ich relativ einfach, man muss seine Ideen nur sammeln. Wenn ich im Auto einen Einfall habe, spreche ich den schnell auf dem Handy ein. Sonst ist der Gedanke fünf Minuten später schon wieder futsch.“ Seine Kinder würden manchmal spötteln, er käme jeden Morgen mit einem neuen Lied aus der Dusche, erzählt Klotzbach, der nun seit 18 Jahren Sonsbeck seine Heimat nennt.
Und auch hier vor Ort möchte er dafür sorgen, dass seine Botschaften – und die anderer Singer-Songwriter – gehört werden. Daher organisierte er vor wenigen Wochen erstmals „Acoustic Plaza“ am Hafen Xanten. Die Resonanz war so positiv, dass schon am Samstag, 8. September die zweite Auflage steigt. Wieder hat Klotzbach vier Akustik-Musiker eingeladen, die mit minimalem technischem Aufwand für maximale Begeisterung sorgen sollen. Und die vertonte Botschaften vermitteln wollen. So wie Jörg Klotzbach, der „Wachrüttler“ mit der Gitarre.