Sonsbeck Hemmnisse in der Männergruppe abbauen

Sonsbeck · Ein neues Angebot in der katholische Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena Sonsbeck richtet sich an das „starke“ Geschlecht.

Viele Männer suchen Hilfe.

Viele Männer suchen Hilfe.

Foto: Pixabay

Für Frauen hat die katholische Pfarrgemeinde von St. Maria Magdalena eine ganze Reihe von speziellen Angeboten im Programm. Und für Männer? Fehlanzeige, konstatierte vor einiger Zeit Pfarrer Günter Hoebertz. „Es gab bisher nichts, was sie in ihrer Lebensmitte abholt“, sagte er und lud kurzerhand zur Bildung einer Gruppe ausschließlich für Männer ein. „Väter erleben immer wieder, dass ihre Kinder verändert aus einer Firmgruppe zurückkommen. Sie fragen nach dem Warum. Die Jugendlichen haben neue Erfahrungen gemacht, die sie das Leben hier anders schätzen lehrt. Mit unserem neuen Angebot möchten wir den Männern eine neue Heimat geben.“

Männer sind einsame Streiter, singt Herbert Grönemeyer in einem seiner bekanntesten Songs, in dem er das starke Geschlecht ironisch charakterisiert. In Gegenwart von Frauen sprechen sie oft nicht gerne über ihre Gefühle und über das, was sie belastet/bedrückt. Die neue Männergruppe soll nun solche inneren Hemmnisse abbauen, da man unter sich ist. In der Runde soll es um persönliche Aussprache gehen, um Themen, die belasten, um Gefühle, aber auch um biblische Themen. Pfarrer Hoebertz versteht die Gruppe unter anderem als Plattform, um über Gott und die Welt zu sprechen. Ticken Männer wirklich anders als Frauen? „Sie öffnen sich ganz anders, wenn sie unter sich sind“, sagt Hoebertz. Dann werde ehrlicher gesprochen.

Manchmal wird in der Runde ein Thema vorgeben, manchmal ist es auch freigestellt, manchmal kann einfach nur Unterhaltung auf dem Programm stehen. „Warum sollen wir uns nicht, wenn es gewünscht wird, im Fernseher gemeinsam ein spannendes Fußballspiel ansehen?“, schmunzelt der Seelsorger.

Die katholische Kirche weiß um den Bedarf an solchen Angeboten. Extra für diese Thematik gibt es eine Arbeitsstelle Männerarbeit und -seelsorge in den deutschen Diözesen mit eigener Homepage. „Männer reden nicht gerne über ihre Gefühle“, weiß Joachim Bergel, Leiter des Referats Männerseelsorge im Bischöflichen Generalvikariat Münster. Sie müssen den Spagat zwischen alten und neuen Rollenbildern erfüllen. Erziehung und soziales Umfeld stellen hier die entsprechenden Weichen.

Der Weg zu einer Beratungsstelle ist für manchen Mann schwierig, weil dort mehrheitlich Frauen arbeiten. Joachim Bergel weist auf die Sprache hin, die Männer vielfach abschreckt. Er spricht weniger von einem Hilfsangebot, sondern formuliert es so: „Sag´ mir, was dir wichtig ist. Dann gehen wir ein Stück gemeinsam, und du sagst mir, ob es für dich hilfreich war.“

Sonsbecks Pfarrer Hoebertz ist gespannt, ob sich sein jüngstes offenes Angebot mit dem Vorschlag, einmal im Monat zusammenzukommen, etabliert. Über die Resonanz auf das erste Treffen ist er schon mal erfreut. „Uns hat es sehr gut gefallen, es schreit nach Wiederholung. Die Männer waren sich am Ende einig, dass wir uns demnächst monatlich treffen sollten“, zieht er erste Bilanz. Erste Aufbrüche, sich zu öffnen und zu erzählen, hätten sich schon ergeben. „Ich bin guter Dinge, dass es so weiter gehen kann.“

Schon einmal positiv aufgenommen wurde auch der Vorschlag von Hoebertz, im kommenden Frühjahr ähnlich wie die Firmlinge zu der andalusischen Farm Pueblo de dios zu fahren und dort mit den Bewohnern für eine Woche zu leben und zu arbeiten. Ein Mann sagte sofort seine Teilnahme zu, vier andere würden gerne später mitfahren, wenn es ihre berufliche Situation zulässt. Hoebertz: „Der Rest hat sich dazu nicht geäußert. Wir überlegen nun, wie wir in dieser Frage weiter verfahren werden. Der Reiz, dort in Spanien ein Männerprojekt durchzuführen, ist ungebrochen.“

Ach ja: Zum Einstieg ins Angebot gab es etwas Männerspezifisches. Es wurde gegrillt, aber ganz ohne Salate der Frauen, die dies angeboten hatten.

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